Eine Koelner Karriere
mit ’nem schicken Sportwagen, ’nem roten Flitzer, der …«
In Markesch läutete eine Alarmglocke. »Wie sah die Frau aus?«
»Muß ’n richtiger Feger gewesen sein«, grinste der Katschmarek zotig. »Meinte jedenfalls Frau Schmoritzky, auch wenn sie’s anders ausgedrückt hat. Superfigur und so. Wahrscheinlich ’ne Kollegin der Schmidt, ’ne Horizontale, ha, ha! Ach, und rote Haare soll sie gehabt haben.«
Roter Sportwagen, dachte Markesch, rote Haare.
Denise!
Das kann nur Denise gewesen sein. Die heimtückische Liebesdame aus der Black Lagoon, die ihre Freundin Astrid angeblich seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen hat.
Gott, dachte er, all diese Lügen! Sie machen mich krank …
»Heißen Dank, Meister«, sagte er laut, mit Grimm in der Stimme, und drückte dem Katschmarek das Bündel Hunderter in die offene Hand. »Kaufen Sie Ihren Tauben dafür ein Hörgerät!«
Er wandte sich ab, aber der Schmächtige hielt ihn am Ärmel fest.
»Nicht so eilig, junger Mann! Das war noch nicht alles. Die Schmidt hat nämlich nicht persönlich ihre Möbel und Kisten geschleppt, die hat schleppen lassen, von ’nem Umzugsunternehmen. Frau Schmoritzky konnte sich an den Namen der Firma nicht mehr genau erinnern, aber sie sagte, der Laster wäre grün gewesen, mit ’ner roten Schrift auf gelbem Grund, irgendwas wie Hosch oder Bosch oder so …«
Markesch starrte den Katschmarek an.
Zosch! dachte er. Du Bastard!
Das Taxi schleuderte vom Parkgürtel, scheuchte eine Radfahrerkolonne von der Kreuzung und geradewegs ins nächste Gebüsch und schoß mit unvermindertem Tempo dem Gelände der Spedition Zosch entgegen. Die Toreinfahrt mit dem eingerußten Pförtnerhäuschen kam rasend schnell näher, aber Einstein Junior verringerte die Geschwindigkeit nur gerade soweit, daß sie von der Fliehkraft nicht in die Erdumlaufbahn katapultiert wurden, als er das Steuer herumriß und der Wagen in einem Winkel von fast neunzig Grad in die Einfahrt schlingerte.
Markesch schloß die Augen.
Wenn ihnen jetzt einer von Zoschs neuen Kühllastern entgegenkam …
Schrilles Bremsenquietschen schien seine Befürchtung für einen grausigen Moment zu bestätigen. Er wurde nach vorn geschmettert, daß der Sicherheitsgurt tief in sein Fleisch schnitt, und schickte vorbeugend ein Stoßgebet zu St. Marlowe, dem Schutzheiligen der Privatschnüffler, doch das Krachen und Bersten des befürchteten Zusammenstoßes blieb aus, und das Dröhnen des Motors sank zu einem zufriedenen Brummen herab.
Er schlug die Augen auf.
Sie standen direkt vor dem Eingang des postmodernen Verwaltungsgebäudes. Schräg gegenüber auf dem Fahrzeughof parkten zwei Kleintransporter und ein Speditionslaster, grün lackiert, mit rotem Schriftzug ZOSCH UMZÜGE auf gelbem Grund. Vielleicht derselbe Truck, der Astrid Pankraths weltliche Besitztümer vom Nippeser Hospital D’Amour in ihre neue, bislang unauffindbare Wohnung befördert hatte. Von dem modernen Kühlwagen mit dem EUROFRACHT-Logo, der legale Güter in den Osten karrte und mit Kokain nach Köln zurückkehrte, fehlte jede Spur.
Möglicherweise war er bereits wieder nach Polen unterwegs.
»Warten Sie auf mich«, wies Markesch Einstein Junior an und öffnete die Tür. »Wenn ich in fünfzehn Minuten nicht zurück bin, verschwinden Sie und rufen Kommissar Enke von der Kölner Kripo an.«
Junior hielt ihn am Ärmel fest. »He, Mann, Sie sollten nicht allein da hineingehen! Wenn diese Fußdealer wirklich so gefährlich sind …«
»… habe ich die richtige Antwort für sie.« Er lüftete kurz die Nappalederjacke und enthüllte den Knauf der .357er Magnum. »Die Kleine schreckt jeden kriminellen Orthopäden ab, glauben Sie mir.«
»O Mann!« Juniors Augen funkelten begeistert. »O Mann! Das ist ja wie im Krimi!«
»Wem sagen Sie das«, brummte Markesch und stieg aus.
»Sie da!« krähte eine aggressive Stimme quer über den Hof. »Sie können da nicht parken! Verschwinden Sie! Oder ich rufe die Polizei!«
Es war der Pförtner. Der häßliche kleine Kerl hatte sein Häuschen verlassen und watschelte mit der Grazie eines nervösen Pinguins auf ihn zu. Dabei wedelte er mit den Armen, als wollte er die Eindringlinge mit der Kraft magischer Gesten vertreiben. Als Markesch sich umdrehte und ihm das Gesicht zuwandte, blieb er abrupt stehen.
»Sie schon wieder …!« keuchte er.
»Keine Ovationen«, bat Markesch freundlich. »Das schadet meinem schlechten Ruf beim Gewerbeaufsichtsamt.«
»Das ist eine
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