Eine Koelner Karriere
haben.«
Zosch atmete tief durch. »Daher also weht der Wind. Sie haben in meinem Privatleben herumgeschnüffelt! Was wollen Sie von mir?«
»Antworten. Ihre Peitschenlady ist seit mehreren Wochen spurlos verschwunden, seit sie aus ihrer Wohnung in Nippes ausgezogen ist. Ihre Firma hat den Umzug durchgeführt – es gibt Zeugen dafür. Also versuchen Sie mir nicht weiszumachen, Sie wüßten nicht, wo sie steckt!«
Der Spediteur lachte hart. »Sie sind auf dem falschen Dampfer. Ich habe Yvonne seit über einem Jahr nicht mehr besucht.«
»Tatsächlich? Warum? Sind Sie plötzlich heilig geworden?«
»Es gibt billigere Alternativen«, erklärte Zosch mit einem Blick zur Tür. Meinte er Maria, die Lederfrau aus dem Sekretariat? »Die außerdem amüsanter sind. Aber mein Privatleben geht Sie nichts an.«
»Wenn es um ein Kapitalverbrechen geht, schon.«
»Ein Kapitalverbrechen? Machen Sie sich nicht lächerlich. Seit wann ist es kriminell, eine Nutte zu besuchen?«
»Erpressung ist kriminell. Oder Mord«, fügte er unheilschwanger hinzu.
Zosch ließ sich kopfschüttelnd in seinen verchromten Chefsessel sinken und sah ihn fast mitleidig an. »Mir ist es völlig rätselhaft, was Sie eigentlich von mir wollen. Aber um Ihnen meinen guten Willen zu demonstrieren, werde ich versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen. Wann, sagten Sie, soll der Umzug stattgefunden haben?«
»Vor etwa drei Wochen.«
Zosch schaltete die Gegensprechanlage ein und wies die Sekretärin an, ihm die entsprechenden Unterlagen zu bringen. Dann lehnte er sich entspannt zurück und wartete. Er sagte nichts, lächelte nur spöttisch. Markesch verschränkte die Arme und schwieg ebenfalls. Aber er konnte sich eines unbehaglichen Gefühls nicht erwehren. Zosch wirkte zu sicher. Womöglich hatte er die Auftragsbücher frisiert oder den Umzug gar nicht erst über die Bücher laufen lassen. Wenn er hinter der Erpressung steckte und die Pankrath an einen sicheren Ort gebracht hatte, war es sogar mehr als nur wahrscheinlich, daß sich in der Firma keine Hinweise auf ihren Aufenthaltsort fanden.
Nun, der Trick würde ihm nicht helfen.
Mit Sicherheit hatte er nicht persönlich die Möbel und Umzugkartons geschleppt. Zwei oder drei seiner Angestellten mußten den Auftrag ausgeführt haben und Astrid Pankraths neue Adresse kennen. Es genügte, die Belegschaft zu befragen. Und als letzter Ausweg blieb ihm immer noch das Druckmittel mit den Kokstransporten im Kühllaster.
Trotzdem …
Die Tür öffnete sich, und Maria kam mit einem Computerausdruck herein. Sie bedachte Markesch mit einem Blick, der labilere Naturen auf der Stelle umgebracht hätte, legte den Ausdruck vor Zosch auf den Schreibtisch und rauschte aus dem Zimmer. Zosch griff nach dem Ausdruck und studierte ihn.
Markesch trat näher. »Nun?«
»Nichts.« Die Befriedigung in seiner Stimme war unüberhörbar. »Wie ich Ihnen schon sagte. Zur fraglichen Zeit hatten wir keine Kundin namens Schmidt oder Pankrath. Sie müssen sich …« Er verstummte. »Oh«, machte er dann. »Seltsam. Das ist wirklich …«
Markesch entriß ihm ungeduldig das Papier, doch die schiere Vielfalt an Namen, Zahlen, Buchstabenkürzeln und betriebsinternen Vermerken, die ihm aus dem Computerausdruck entgegensprangen, überforderte sein suchendes Auge.
»Sie hatten recht«, sagte Zosch sichtlich verwirrt. »Sehen Sie unter dem vierten Mai nach. Ein Kleinumzug, zwei Zimmer, von Nippes ins Oberbergische, nach Lindlar. Es war Yvonne. Aber der Auftrag wurde nicht von ihr erteilt, die Rechnung nicht von ihr bezahlt. Deshalb dachte ich auch zuerst …«
Er verstummte, schüttelte wieder den Kopf.
Markesch fuhr mit dem Finger über die Tabellen und fand den vierten Mai, unter dem ein halbes Dutzend Namen und Adressen eingetragen waren. Er dachte an das, was ihm der Katschmarek erzählt hatte, an die rothaarige Frau im roten Sportwagen, von der Astrid Pankrath am Umzugstag abgeholt worden war, Denise, und erwartete, ihren Namen zu finden …
Aber er irrte sich.
Er irrte sich gründlich.
Die Rechnung war zwar von einer Frau bezahlt worden, aber nicht von Denise.
Sondern von Corinne von Bohlen.
12
Der Abend war lau und beschaulich, frei von der Kühle der frühen Frühlingstage, wolkenlos und trocken, zu lau, zu trocken für Markeschs Geschmack. Und bei weitem zu beschaulich. Die romantischen Versprechen des Wonnemonats Mai hatten die Kölner Singles in Scharen aus den Häusern und in die Straßencafes und
Weitere Kostenlose Bücher