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Eine königliche Affäre

Eine königliche Affäre

Titel: Eine königliche Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MELANIE MILBURNE
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verbrochen. Warum sollte man ihn von seiner Mutter trennen, solange er noch so abhängig von ihr ist?“
    „Betrifft dieses Schicksal auch den kleinen Kerl, der mir das Bild gemalt hat?“
    Cassie senkte den Blick. „Wie gesagt, ich bin nicht über jedes Einzelschicksal informiert“, wich sie aus. „Aber es könnte durchaus sein, dass er seiner Mutter weggenommen wurde und es keinen anderen Platz für ihn gab als das Waisenhaus. Selbst Verwandte sind nicht immer bereit, ein fremdes Kind anzunehmen … und schon gar nicht das einer Mutter, die hinter Gittern sitzt.“
    Zwischen ihnen wurde es ganz still. Cassie konnte ihren eigenen Herzschlag hören.
    „Mir ist absolut nicht wohl bei dem Gedanken, ein Kind von unter drei Jahren inmitten gewalttätiger Krimineller zu wissen“, gestand Sebastian schließlich. „In einem mit Männern besetzten Gefängnis wäre ein derartiges Arrangement undenkbar.“
    „Mag sein, trotzdem gibt es mehr als genug gute Gründe für diese Maßnahme. Erstens sitzen über neunzig Prozent der weiblichen Straftäter wegen gewaltfreier Delikte ein. Häufig selber Opfer von häuslicher Gewalt und Missbrauch, versuchen sie, mithilfe von Drogen ihrem Trauma zu entfliehen, und landen im Teufelskreis von physischer und psychischer Abhängigkeit und damit verbundener Beschaffungskriminalität.“
    „Hast du während deiner Haftzeit persönlich mit solchen Frauen zu tun gehabt?“
    Cassie dachte an die engen Freundschaften, die sie im Gefängnis geschlossen hatte, speziell mit Angelica, ihrer derzeitigen Hausgenossin und engsten Vertrauten. „Das wäre kaum zu vermeiden gewesen. Die Verlust der Freiheit schweißt zusammen. Die einzelnen Kalendertage abzustreichen, ist die einzige Unterhaltung, wenn man niemanden zum Reden hat.“
    „Wirst du diese Erinnerungen eines Tages hinter dir lassen können?“, fragte Sebastian ruhig.
    „Ich werde es zumindest versuchen“, gestand sie ehrlich. „Sobald meine Bewährung endet, werde ich Aristo für immer verlassen und irgendwo einen Neustart wagen.“
    „Was willst du tun?“
    Cassie lachte spröde auf. „Durch meinen Lebenslauf bin ich natürlich eingeschränkt. Nicht jeder Arbeitgeber stellt Exsträflinge ein. Aber was soll’s …“ Sie zuckte die Achseln. „Ich würde gerne meinen Schulabschluss nachholen. Und danach? Mal sehen. Solange ich genug Geld verdiene, um jeden Tag den Tisch für uns … für mich decken zu können, werde ich zufrieden sein.“
    „Stimmt es, dass dein Vater dich völlig mittellos zurückgelassen hat?“
    Cassie warf ihm einen misstrauischen Blick zu, doch Sebastians Miene blieb undurchdringlich. „So ist es“, bestätigte sie so gelassen wie möglich. „Er hat alles einem Cousin x-ten Grades vermacht, von dem ich zuvor nie etwas gehört habe. Wahrscheinlich hatte er da bereits geahnt, dass ich ihn irgendwann die Treppe hinunterstoßen würde“, fügte sie sarkastisch hinzu.
    „Was ist damals passiert?“, fragte Sebastian nach einer kaum merklichen Pause.
    Nervös strich sich Cassie eine Haarsträhne aus der Stirn und schüttelte abwehrend den Kopf. Dann gab sie sich einen Ruck. „Wir … wir haben gestritten.“ Ihre Stimme klang völlig emotionslos. „Ich weiß gar nicht mehr, worum es überhaupt ging. Es ist alles so neblig und verschwommen in meiner Erinnerung. Er schrie mich an, ich schrie zurück und dann …“ Sie schloss gequält die Augen.
    Sebastian wartete ruhig ab, bis Cassie sich wieder gefasst hatte.
    „Plötzlich lag er am Fuß der Treppe und blutete aus einer Kopfwunde.“
    „Und was hast du dann getan?“
    „Ich geriet in Panik …“, sagte Cassie wie zu sich selbst und schaute blicklos an Sebastian vorbei. Es sah aus, als versuche sie, sich zu erinnern, was als Nächstes geschah. „Ich … ich habe versucht, ihm aufzuhelfen, und dachte, er bleibt nur so reglos liegen, um mich zu ängstigen …“ Sie schluckte mühsam. „Aber so war es nicht. Er stand nicht auf …“
    „Und dann kam die Polizei und hat dich festgenommen?“
    Heftig schüttelte sie den Kopf. „Nein, nicht gleich. Zuerst haben sie es als einen Unfall angesehen, doch nach ein paar Wochen meldete sich eine Nachbarin und sagte aus, sie hätte einen heftigen Streit gehört. Das reichte, um den Ball ins Rollen zu bringen. Plötzlich wurde ich in Handschellen abgeführt und aufgefordert, ein Geständnis abzulegen. Am nächsten Tag klagte man mich wegen Totschlags an.“
    Weil ich nicht die Kraft hatte, nach stundenlangen

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