Eine königliche Affäre
Art flößte ihm schon bei der ersten Begegnung ein seltsames Unbehagen ein. Er konnte es nicht genau benennen, doch irgendetwas Undefinierbares hinderte ihn daran, sich für diesen Mann zu erwärmen.
Warum, zum Beispiel, sollte ein liebender Vater seine einzige Tochter enterben, wenn er nicht vorausgeahnt hatte, dass sie ihn eines Tages die Treppe hinunterstoßen würde, was mehr als abstrus war. Es machte einfach keinen Sinn. Und warum hatte Cassies Anwalt diesen seltsamen Umstand nicht einmal vor Gericht erwähnt?
„Wie kommst du überhaupt finanziell zurecht?“, fragte Sebastian spontan.
In den smaragdgrünen Augen blitzte etwas Undefinierbares auf, das zwischen Stolz und Abweisung schwankte. „Bestens. Ich habe alles, was … ich brauche.“
Ob sie ihm wirklich die Wahrheit sagte? Ihre ganze Körperhaltung signalisierte ihm, dass sie sich in seiner Gegenwart nicht wohlfühlte. Seinem Blick auszuweichen oder immer wieder nervös an ihrer Unterlippe zu nagen, war völlig untypisch für die Cassie, die er von damals kannte. Wahrscheinlich hatte sie die Zeit im Gefängnis anderen Menschen gegenüber misstrauisch gemacht. Kein Wunder, angesichts der bestürzenden Informationen, die ihm über das Leben in Haftanstalten bekannt waren. Dass dort zwischen den Gefangenen eine unterschwellige Rivalität bestand und es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam, war ein offenes Geheimnis. Der Gedanke, dass Cassie unter derart menschenunwürdigen Zuständen hatte leiden müssen, machte ihm ernsthaft zu schaffen.
Mit einem erneuten Blick auf ihre Uhr erhob sie sich abrupt von ihrem Stuhl. „Meine Mittagspause ist gleich zu Ende.“
„Nein, Cassie.“ Er hielt sie zurück, noch ehe sie nach ihrer Tasche greifen konnte. „Wir sind noch nicht fertig.“
Mit erhobenen Brauen schaute sie auf seine schlanken gebräunten Finger, die ihr Handgelenk umschlossen, und schauderte unwillkürlich. Diese Hände hatten sie so viel über Leidenschaft gelehrt. Mit ihnen erforschte Sebastian jeden Quadratzentimeter ihres willigen Körpers, und eine kurze Zeit lang hatte sie davon geträumt, wie es wäre, sie für immer auf ihrer Haut zu spüren …
Cassie brachte es nicht fertig, ihm jetzt in die Augen zu schauen. Dafür war sie zu erschüttert und fühlte sich schrecklich verletzlich. Außerdem durfte sie nicht riskieren, ihn die Sehnsucht und ihr Verlangen sehen zu lassen.
„Schau mich an, Caz“, forderte Sebastian, als habe er ihre Gedanken gelesen.
Sie schluckte trocken und hob zögernd den Blick. „Ich muss wirklich gehen, Sebastian. Einige der kleinen Kinder machen nach dem Lunch einen Mittagsschlaf und sind es gewohnt, dass ich ihnen vorlese. Sie regen sich nur unnötig auf, wenn ich nicht erscheine, und ich möchte sie auf keinen Fall enttäuschen.“
„Ich habe meine Sekretärin veranlasst, der Heimleitung mitzuteilen, dass du keinesfalls vor drei zurück im Heim sein wirst.“
„Du hast was?“
Mit einem unerwarteten Ruck zog er die empörte Cassie an sich heran, sodass sie gegen seine breite Brust prallte. „Ich habe deine und meine eigenen Termine verschoben, damit wir hier zusammen sein können, agapi mou “, raunte er ihr ins Ohr.
„Dazu hattest du kein Recht!“, fuhr sie ihn an und versuchte, sich loszumachen. Vor ihrem inneren Auge sah Cassie ihren kleinen Sohn am Fernster des Waisenhauses stehen und verzweifelt nach ihr Ausschau halten. Sie konnte sogar sein nervöses Gestammel hören, wenn er Sophie oder Kara fragte, wo seine Mummy bleibe.
„Warum dieser Aufstand?“, wollte Sebastian wissen und dachte gar nicht daran, ihr Handgelenk loszulassen. „So pflichtbewusst, wie du dich anhörst, hast du dir absolut ein paar Freistunden verdient.“
Verbissen versuchte Cassie weiter, sich aus seinem eisernen Griff zu befreien, wobei sie sich der Unsinnigkeit ihres stummen Kampfes absolut bewusst war. Aber plötzlich ging es nicht mehr nur allein darum, Sam und die anderen Kinder nicht zu enttäuschen, sondern sich selbst vor der fatalen Anziehungskraft zu retten, die Sebastian immer noch für sie besaß.
Als sie sein markantes Gesicht näher kommen sah, drohte Cassie in Panik auszubrechen, doch die erste, kaum spürbare Berührung ihrer Lippen ließ ihren Widerstand schmelzen wie Schnee in der Sonne. Und als Sebastian seinen Kuss vertiefte, entrang sich ihr ein erstickter Laut, den er eindeutig als Kapitulation auffasste. Voller Leidenschaft eroberte er ihre weichen Lippen und zog Cassie
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