Eine königliche Affäre
ich mir Sorgen mache. Ich schulde es den vielen Generationen von Karedes, die mir vorgelebt haben, was sich für einen zukünftigen König geziemt.“
Cassie verdrehte die Augen. „Ich nehme an, deshalb nehmen wir unseren Lunch auch hier ein, wo uns niemand sehen kann? Alles nur, um die Ehre deiner Familie zu wahren!“
„Ich dachte dabei allein an dich“, behauptete er barsch. „Wie ich dir bereits gestern sagte, gibt es in Aristo genügend Leute, die dich für den Rest deines Lebens hinter Gittern sehen wollen.“
„Ich bin immer noch eine Gefangene! Glaubst du, das Gefühl geht jemals wieder weg? Für den Rest meines Lebens bin ich als monströse Tochter gebrandmarkt, die ihren Vater umgebracht hat. Leute, die mir begegnen, wechseln lieber die Straßenseite, als mir in die Augen zu schauen. Willst du mir jetzt auch sagen, ich hätte noch nicht genug gelitten?“
Als Sebastian aufstand, um den Tisch herumging und ihr eine Hand auf die Schulter legte, schüttelte Cassie sie instinktiv ab. „Nicht … lass mich einen Moment, bitte!“
Frustriert schob er seine Hände in die Hosentaschen. Der Drang, sie zu berühren, wurde fast übermächtig. Er wollte sie so gern trösten, entlasten und ihr versichern, alles würde gut, jetzt, da sie wieder auf freiem Fuß war. Doch er war sich nicht sicher, ob Cassie derartige Plattitüden überhaupt von ihm hören wollte.
Auf der anderen Seite drängte es ihn, ihr zu gestehen, wie tief ihn die Nachricht schockiert hatte, dass seine Caz eine Mörderin sein sollte. Andererseits hätte er ihr aber auch niemals zugetraut, dass sie ihm so knallhart ihre diversen Liebhaber präsentieren könnte, mit denen sie ihn offenbar die ganze Zeit über betrog.
Sein Magen zog sich immer noch schmerzhaft zusammen, wenn er daran dachte, selbst nach all den Jahren. Es hatte lange gedauert, bis er sich eingestehen konnte, dass die Person, die er geglaubt hatte zu lieben, nicht existierte, sondern nur ein Produkt seiner Fantasie gewesen war. Sie spielte ihm den Part der hingegebenen Geliebten so perfekt vor, dass sie ihn eingewickelt und für ihr wahres Wesen blind gemacht hatte.
Aber wer war Cassandra Kyriakis heute?
Fünf Jahre im Gefängnis und weitere elf Monate auf Bewährung im Waisenhaus zu arbeiten hätten wohl das Leben jeder jungen Frau umgekrempelt. Die Zeiten, in denen Cassie als wildes Partygirl das Geld ihres Vaters mit vollen Händen rausgeworfen hatte, waren jedenfalls für immer vorbei. Nach dessen Tod gingen Grundbesitz und Restvermögen an entfernte Verwandte, sodass Cassie jetzt quasi ohne einen Penny dastand.
Ihr neuer Job – eigentlich der erste ernsthafte in ihrem verwöhnten Leben – schien ihr zu gefallen. Aber was sollte nach ihrer Bewährung aus ihr werden?
Sebastian wusste nur zu genau, wie schwierig es war, sein Leben unter den Augen der Öffentlichkeit zu führen. Wie viel mühsamer würde es für Cassie sein … mit ihrer Vergangenheit im Gepäck?
4. KAPITEL
Cassie nahm einen Schluck Wasser und tat ihr Bestes, vorzugeben, sie sei so gelassen, wie sie es sich innerlich wünschte. Langsam stellte sie das Glas auf den Tisch zurück und schaute Sebastian direkt an.
„Du hast gesagt, du möchtest beim Lunch etwas mit mir besprechen, was das Waisenhaus betrifft“, erinnerte sie ihn betont nüchtern und schaute dann bezeichnend auf ihre Uhr.
Sebastian musterte sie eindringlich. „Du kannst es nach Belieben einfach an- und abstellen, nicht wahr, Cassie? Mal scheues Reh und dann wieder erbarmungsloses Raubtier.“
Sie begegnete seinem Blick anscheinend gelassen und ohne eine Miene zu verziehen.
„Verdammt! Benimm dich doch einmal im Leben wie ein ganz normaler Mensch!“, verlangte er gereizt. „Aber das kannst du nicht, oder? Nie lässt du wirklich jemand an dich heran.“
Cassie rang nervös die Hände in ihrem Schoß, doch der Ausdruck in ihren wundervollen Augen veränderte sich nicht. „Was erwartest du von mir, Sebastian? Dass ich in Tränen ausbreche, jammere und mir die Haare raufe? Würdest du dich besser fühlen, wenn ich als emotionales Wrack vor dir säße? Gebückt unter der Last meiner Schuld und unfähig, meinen Platz im Leben zu finden?“
Sekundenlang schaute er sie nur schweigend an, dann seufzte er leise. „Ehrlich gesagt, weiß ich selbst nicht so genau, was ich von dir will“, gestand er schließlich.
„Hast du mich vielleicht deshalb unter einem Vorwand hierhergelockt? Um eine Exgefangene life zu erleben? Ich wette, nicht
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