Eine königliche Affäre
nachlässig über die Wange. „Du und ich haben uns bisher immer in aller Heimlichkeit getroffen, nicht wahr?“, murmelte er gedehnt und schaute auf ihre zitternden Lippen. „Und ich sehe keinen Grund, daran etwas zu ändern.“
Cassie zuckte zurück, als hätte er sie geohrfeigt. „Du schlägst mir doch wohl nicht vor, unsere Affäre von damals wieder aufleben zu lassen?“, fragte sie heiser.
Sebastian hob die Schultern. „Wir waren ein tolles Paar, Caz“, erinnerte er sie und gebrauchte ganz bewusst den Spitznamen, den er ihr einst verliehen hatte. „Oder willst du das etwa leugnen?“
Am liebsten hätte sie sich wie ein kleines Kind die Ohren mit den Händen zugehalten, um seine samtweiche verführerische Stimme nicht mehr hören zu müssen. Wie sollte sie je vergessen können, wie es war, in seinen Armen zu liegen und von ihm geliebt zu werden. Ein einziger Blick in seine dunklen Augen hatte die zarte Flamme verdrängter Sehnsucht, die sie vergeblich versucht hatte zu ersticken, erneut zu einem verzehrenden Feuer der Leidenschaft auflodern lassen.
Dabei war sie die ganzen Jahre über so stark gewesen!
Und deshalb durfte sie ihren Gefühlen auch jetzt nicht nachgeben. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. In wenigen Wochen endete ihre Bewährungsfrist, und dann würde sie endlich wieder ganz frei sein!
„Du scheinst etwas Wesentliches verdrängt zu haben, Sebastian“, erinnerte sie ihn spröde. „Wir haben unsere … Beziehung bereits vor sechs Jahren beendet.“
„ Du hast sie beendet, Cassandra …“, erwiderte er verbittert, „… nicht ich.“
„Auf jeden Fall ist sie vorbei“, stellte Cassie klar und begegnete offen seinem düsteren Blick. „Darf ich dich überhaupt noch Sebastian nennen, oder möchtest du lieber mit Eure Hoheit angesprochen werden?“
„Sebastian ist schon okay“, brummte er verstimmt. „Wenn wir allein sind.“
„Das wird in Zukunft wohl kaum vorkommen. Darf ich jetzt mein Armband haben? Es wird Zeit, dass ich nach Hause gehe.“
Sein Blick brannte sich förmlich in ihren. „Du vergisst dich, Cassie“, erwiderte er arrogant. „So spricht man nicht mit einem Mitglied des Königshauses. Ich werde dir sagen, wann du gehen kannst, nicht umgekehrt.“
Zu seiner Überraschung lachte sie leise auf und wirkte plötzlich überhaupt nicht mehr eingeschüchtert. „Was führst du eigentlich im Schilde, Sebastian? Willst du mich in einen Turm einsperren und den Schlüssel wegwerfen? Damit kannst du mich nicht treffen. Ich würde mich dort vermutlich schnell einleben. Vergiss nicht, wo ich die letzten Jahre zugebracht habe …“
Sekundenlang duellierten sie sich mit Blicken, doch diesmal wich Cassie ihm nicht aus, womit sie den sonst so selbstsicheren Prinzregenten fast aus dem Konzept brachte.
„Deine feindliche Haltung mir gegenüber ist völlig deplatziert“, hielt er ihr beleidigt vor. „Du warst diejenige, die Schluss gemacht und mir ins Gesicht geschleudert hat, mich mit wer weiß wie vielen Liebhabern betrogen zu haben! Wenn also einer das Recht hätte, verärgert zu sein, dann doch wohl ich!“
Cassies ironisches Lächeln war jetzt wie weggewischt.
„Ist es nicht so?“, fragte Sebastian mit stählernem Unterton.
„Ja … das ist richtig.“
„Bist du deshalb so erpicht darauf, von hier wegzukommen? Weil du zu einem von ihnen zurückwillst? Um die verlorene Zeit nachzuholen?“
Cassie wusste plötzlich, wie es sich anfühlte, mit den eigenen Waffen geschlagen zu werden, und senkte unbehaglich den Blick. „Es gibt nur noch eine Person in meinem Leben, an der mir etwas liegt“, entgegnete sie ruhig.
Sekundenlang lastete ein atemloses Schweigen zwischen ihnen.
„Gedenkst du diesen Mann zu heiraten?“
Cassie hob den Blick. „Nein, das tue ich nicht.“
Erneut starrten sie einander schweigend an. Aber Sebastian musste nichts sagen, weil sie die vernichtenden Worte auch so in ihrem Kopf hallen hörte.
Betrügerin, Hure, Knastvogel …
„Ich möchte dich wiedersehen“, sagte er mit ausdrucksloser Miene. „Hier … morgen, zum Lunch. Und denk nicht mal daran, mir einen Korb zu geben.“
Cassies Augen weiteten sich entsetzt. „Ich … ich arbeite morgen wieder im Waisenhaus“, stammelte sie. „Und da wir knapp an Personal sind, habe ich gar keine richtige Lunch-Pause.“
Seine Haltung ebenso wie seine Miene waren unnachgiebig. Offenbar war er nach dem Tod seines Vaters mehr denn je daran gewöhnt, dass grundsätzlich alles nach seiner
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