Eine königliche Affäre
diesem Leben noch etwas lag … ihren Sohn.
„Du bist es, die endlich darüber hinwegkommen muss“, erwiderte Angelica. „Lass die Vergangenheit ruhen, Cassie. Deine Arbeit im Waisenhaus ist dein Ticket in ein neues Leben, das dich von dieser Insel wegführt, sobald deine Bewährungszeit vorbei ist.“
Cassie ließ erneut einen tiefen Seufzer hören und nickte dann.
„Apropos Waisenhaus … wie ist denn diese Benefiz-Gala im Palast gelaufen? Hast du Prinz Sebastian gesehen? Ist er wirklich so umwerfend attraktiv, wie es einem diese Hochglanzmagazine weismachen wollen?“, fragte Angelica mit vor Neugier funkelnden Augen.
„Hmm … ja, das ist er wirklich“, bestätigte Cassie widerwillig und fühlte einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen beim Gedanken an seinen intensiven Blick, der sie bis in die Seele berührt hatte. Sie war ein hohes Risiko eingegangen, indem sie so überstürzt die Veranstaltung verlassen hatte, aber sie hätte es keine Sekunde länger in Sebastians beunruhigender Nähe aushalten können.
Die Luft zwischen ihnen knisterte vor sexueller Energie wie eh und je. Cassie hatte geahnt, dass es so kommen würde, sollten sie einander erneut begegnen. Ob es ihm genauso ergangen war?
Automatisch wanderten ihre Finger zum linken Handgelenk, und Cassie erstarrte.
„Oh, nein!“, rief sie verzweifelt aus.
„Was ist passiert?“, wollte Angelica aufgeschreckt durch ihre hörbare Panik wissen. „Du bist ja weiß wie ein Geist.“
Cassie wandte sich hastig um und schritt mit gesenktem Blick den Weg zur Wohnungstür ab, öffnete sie und schaute auch noch hinaus in den Flur. „Ich habe mein Armband verloren!“, erklärte sie, als sie zurückkam. „Das von meiner Mutter, mit den Perlen. Es muss auf dem Heimweg aufgegangen sein. Ich bin mir ganz sicher, dass ich es im Palast noch umhatte.“
„Vielleicht ist es im Taxi heruntergefallen. Ruf doch einfach die Zentrale an und bitte sie, nachzuschauen.“
Cassie schnitt eine kleine Grimasse. „Ich bin nicht mit dem Taxi nach Hause gekommen.“
Angelicas Augen weiteten sich ungläubig. „Soll das etwa heißen, du bist mitten in stockfinsterer Nacht mit diesen Schuhen an den Füßen den ganzen Weg hierhergelaufen?“
Nein, ich bin gerannt, als sei der Teufel hinter mir her, fühlte sich Cassie versucht zu sagen, zwang sich aber stattdessen zu einem sorglosen Lächeln. „Ich hatte einfach das Gefühl, etwas frische Luft zu brauchen. Der Palast war hoffnungslos überfüllt und ziemlich … stickig“, erklärte sie ihrer verblüfften Freundin.
„Ich hol dir eine Taschenlampe“, entschied Angelica spontan. „Wenn du willst, bleibe ich bei Sam, während du deinen Weg zurück zum Palast abgehst. Oder möchtest du bis morgen früh warten, damit wir zusammen suchen können?“
Cassie schüttelte heftig den Kopf. „Nein, bis dahin findet es vielleicht jemand anderer und steckt es einfach ein. Ich werde ein paar Blocks zurücklaufen und den Boden absuchen. Ich bin sicher, es ist irgendwo hier in der Nähe verlorengegangen.“
„Nimm aber unbedingt dein Handy mit“, riet Angelica ihr. „Man weiß nie, wer sich um diese Zeit auf der Straße herumtreibt. Außerdem würde ich mich an deiner Stelle umziehen. In dem Kleid fällst du selbst nachts auf wie ein bunter Hund!“
Auf dem Weg zu ihrem Zimmer schaute Cassie rasch nach Sam, zog seine Decke zurecht und küsste ihn zärtlich auf das dunkle widerspenstige Haar, bevor sie ihr Kleid gegen einen Trainingsanzug und Turnschuhe tauschte.
Er sieht so friedlich aus, dachte sie mit zärtlichem Lächeln, und er gleicht seinem Vater so sehr …
Der Anblick ihres kleinen Sohnes fuhr Cassie jedes Mal wie ein Dolchstich ins Herz. Der Gedanke, dass er seinem Vater niemals in die schwarzbraunen Augen schauen würde, die seinen so sehr glichen, machte sie traurig. Niemals würde Sam seinem Daddy in die Arme rennen können, sich von ihm herumwirbeln lassen und versichert bekommen, wie sehr er geliebt wurde. Nie den Schutz und die Unterstützung von ihm bekommen, die er so dringend brauchte.
In seinem kurzen Leben war er schon um so viel betrogen worden, ähnlich wie sie selbst, aber Cassie war entschlossen, ihm alles zu geben, was in ihrer Macht stand, um ihn für diesen Verlust zu entschädigen. Sobald ihre Bewährungszeit zu Ende war, würden Sam und sie Aristo verlassen und irgendwo auf der Welt noch einmal ganz von vorn anfangen.
Dort, wo niemand wusste, wer sie war, was sie getan hatte und – was
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