Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
Da es ebenso schwierig wie
peinlich gewesen wäre, ihre hohen Absätze in den Parkettfußboden zu bohren, folgte sie Charles widerstandslos nach draußen. »Ich kann nirgendwo mit Ihnen hingehen, Charles«, protestierte sie dann, als sie schließlich vor dem Gebäude standen. »Und wenn ich vorzeitig hier verschwinde, werde ich nicht bezahlt, und ich brauche das Geld.«
»Wozu brauchst du das Geld?«
»Um meine Miete zu bezahlen. Und wenn ich hier fertig bin, habe ich einen Termin für eine Wohnungsbesichtigung.« Das entsprach nicht der Wahrheit, aber es klang gut.
»Hör mal, Flora, ich habe lange gebraucht, um dich aufzuspüren ...«
»Wie haben Sie mich eigentlich aufgespürt? Erzählen Sie mir nicht, meine Mutter hätte Ihnen verraten, wo ich bin?«
Charles strich sich das Haar aus den Augen. »Können wir dieses Gespräch irgendwo anders führen als in der Cork Street?«
»Was schlagen Sie denn vor? Sollen wir in einem Kongresszentrum anfragen, ob noch ein Besprechungszimmer frei ist?«
Charles lächelte. »Ein Restaurant wäre gut. Ich bin halb verhungert.«
Erregung, Adrenalin und das pure Glück darüber, wieder mit Charles zusammen zu sein - selbst wenn sie sich stritten -, ließen Floras Herz einen kleinen Hüpfer vollführen. »In Ordnung.« Sie gab sich alle Mühe, lässig zu klingen. Sie wollte Charles nicht den Eindruck vermitteln, als würde sie einfach gehorsam mit ihm nach Hause gehen.
»Es muss doch irgendwo in der Nähe ein Lokal geben.« Sie gingen an mehreren Lokalen vorbei, die geschlossen waren, und Charles ließ ihre Hand keinen Moment los.
»Montagabends sind nicht viele Restaurants geöffnet«, erklärte Flora. »Das hat etwas mit dem Fisch zu tun. Oder vielleicht gilt das auch nur für die Imbissbuden ...«
Charles blickte stirnrunzelnd auf sie herab, als hätte er jede Hoffnung aufgegeben, sie jemals zu verstehen.
Sie bogen in eine kleine Nebenstraße ein, an deren Ende sie eine Markise und Lichterketten sehen konnten. Kurz darauf konnten sie das typische Lärmen eines überfüllten Restaurants hören. Als sie in die Tür traten, warf ihnen der Oberkellner einen traurigen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid ...«
»Hören Sie«, meinte Charles höflich, aber sehr entschieden, »wir haben Hunger, und wir brauchen einen kleinen Tisch für zwei Personen. Es macht uns nichts aus, wenn wir neben der Küche sitzen, es macht uns nichts aus, wenn es ein wenig zugig ist, wir wollen einfach nur irgendeinen Platz, an dem wir essen können.«
»Gewiss, Monsieur. Wenn Sie einen Moment hier warten wollen, werde ich sehen, was ich für Sie tun kann.«
Während sie warteten, schaute Flora sich um. Es sah so aus, als wäre im ganzen Raum kein Quadratzentimeter mehr frei. Doch wenige Minuten nach ihrer Ankunft kam der Oberkellner zurück.
»Wir haben ein kleines Eckchen für Sie gefunden.«
Sie zwängten sich an anderen Tischen mit Gästen und großen Topfpflanzen vorbei, bis sie die versprochene Ecke erreichten. Selbst nachdem der Oberkellner für sie den Tisch etwas vorgezogen hatte, gelang es Flora kaum, dahinter Platz zu nehmen. Mit einem Kichern, das sie zum Teil auf ihre Nervosität zurückführte, ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen. Charles nahm die Speisekarte entgegen.
»Steak, Pommes frites, Salat und ... könnte ich die Weinkarte sehen? Bist du damit einverstanden, Flora?«
»Bestellen Sie gerade das Essen für mich, Charles?«
»Ja. Hast du ein Problem damit?«
Flora seufzte. »Diesmal nicht, nein.«
Charles überflog die Liste der Weine, die auf der anderen Seite der Speisekarte stand. »Wir hätten gern den Barolo und etwas Wasser. Stilles Wasser oder mit Kohlensäure, Flora?«
»Mit Kohlensäure«, antwortete sie fügsam.
Im Prinzip hielt sie nichts von Männern, die für ihre Begleiterin das Essen auswählten, aber in diesem Fall fand sie es recht angenehm. Schließlich hätte sie ja protestieren können, wenn eine der von ihm ausgewählten Speisen ihr zuwider gewesen wäre. Außerdem fand sie Charles' Erscheinen zu faszinierend, um sich wegen des Essens aufzuregen.
Der Wein wurde mit befriedigender Schnelligkeit an ihren Tisch gebracht. »Ich brauche ihn nicht zu probieren«, erklärte Charles. »Ich bin davon überzeugt, dass er nicht korkig schmeckt.«
Der Kellner versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er dies als Kränkung empfand, und schenkte ihnen beiden ein Glas Wein ein, bevor er sich wieder zurückzog. Er war offensichtlich
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