Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
geschehen war. Stattdessen entschied sie sich dafür, ein wenig kreativ mit der Wahrheit umzugehen.
Sie richtete den Blick auf einen Webfehler in der Tischdecke. »Annabelle hat gesehen, wie wir uns geküsst haben. Irgendwie hat sie das in den falschen Hals bekommen und« - sie zwang sich, ein unbefangenes Lachen zu versuchen - »und sie hat geglaubt, da wäre etwas zwischen uns.« Charles' Miene hatte sich verändert, doch Flora war außer Stande, sie zu deuten. »Also«, fuhr sie fort, »hat sie mir erklärt, dass du deine Hälfte der Firma verlieren würdest, wenn ihr beide nicht heiratet.«
Charles schüttelte den Kopf. »Aber warum hat dich das dazu gebracht, wegzugehen?«
»Wie meinst du das? Ich konnte dich schlecht bitten ...« Sie unterbrach sich. Ich konnte dich schlecht bitten, eine Wahl zu treffen, hatte sie sagen wollen, doch das brachte sie nicht über sich, da sie mit dieser Bemerkung vorausgesetzt hätte, dass er an ihr interessiert war. »Ich konnte dich nicht bitten, die Firma zu riskieren. Sie ist dein Leben.«
»Ich dachte, sie sei auch dein Leben, Flora.«
»Das war sie - ist sie« - Gott, war das schwierig - »aber sie ist viel länger dein Leben gewesen, als sie meines war.« Himmel, wie konfus sie klang!
»Ich verstehe.«
»Also, was machst du hier?«, fragte sie. »Du und Annabelle, ihr werdet heiraten. Versuch nicht, es abzustreiten! Meine Mutter hat die Einladung bekommen.«
»Oh Gott, das tut mir leid. Ich nehme an, Annabelles Mutter hatte die Einladungen bereits verschickt, bevor sie erfahren hat, dass wir uns getrennt haben ...«
»Getrennt?« Flora konnte nicht glauben, was sie da hörte. »Du meinst, du und Annabelle, ihr habt euch getrennt?«
»Ja, Flora. Ich habe am Sonntag versucht, dich anzurufen, habe dich aber nicht erreicht. Daraufhin habe ich Annabelle gefragt, ob sie wisse, wo du sein könntest, und sie hat zugegeben, dich weggeschickt zu haben.«
Flora dröhnte der Kopf. »Aber wenn du Annabelle nicht heiratest, wie willst du dann deine Schulden bei ihrem Vater zurückzahlen?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Irgendetwas wird mir wohl einfallen.«
»Charles, das sieht dir so gar nicht ähnlich!«
»Ich weiß. Ich glaube, seit einiger Zeit langweilt es mich, mir ähnlich zu sehen. Ich würde viel lieber so sein wie du. Im Moment lebe ich in der Wohnung über dem Büro. Und sobald wir nach Hause kommen, werde ich mein Kätzchen abholen.«
»›Wir‹? Sprichst du von dir im Majestätsplural?«, fragte sie vorsichtig, da sie kein Missverständnis riskieren wollte.
»Nein! Damit sind wir beide gemeint. Du hast eine Menge gelernt und dich sehr nützlich gemacht.«
»Du hast gesagt, ich hätte Aufruhr gestiftet.«
»Das ist dasselbe.«
Flora ging das ganze Gespräch im Geiste noch einmal durch. Es waren einfach zu viele Neuigkeiten, um alle gleichzeitig zu verarbeiten. »Du hast mir immer noch nicht erzählt, warum du dich auf die Suche nach mir gemacht hast. Oder wie du mich überhaupt gefunden hast.«
»Ich mache Zeugenschutz geltend.«
Da Flora den starken Verdacht hatte, dass ihre Mutter in die Sache verwickelt war, ließ sie ihn mit dieser Antwort durchkommen. »Was ist mit dem ersten Teil der Frage?«
»Wir brauchen dich, Flora! Und du kannst von Geoffrey nicht erwarten, dass er sich bis in alle Ewigkeit um deine Katzen kümmert.«
»Es geht nur um Imelda, und zwei der Kätzchen gehören ohnehin Geoffrey.« Sie runzelte die Stirn. »Willst du weiter in der Wohnung leben? Denn wenn wir sie verkaufen würden, könnten wir genug Geld zusammenbekommen, um Bobs und vielleicht auch Georges Geschäft zu übernehmen. Vielleicht würde sogar genug übrig bleiben, um Annabelles Vater auszuzahlen. Wenn nicht, hätten wir immer noch meine Hälfte des Geschäfts. Die könnten wir als Sicherheit für ein Darlehen einsetzen. So viel kann die neue Elektrik unmöglich gekostet haben.«
»Du wärst bereit, deinen Anteil zu beleihen?«
»Ah, hm.« Flora wurde plötzlich klar, wie sehr sie ihre Gefühle offengelegt hatte.
»Für mich oder für die Firma?«
Sie schluckte. »Für die Firma natürlich.« Das war eine Lüge, aber sie fühlte sich zu verletzbar, um ihm die Wahrheit zu sagen.
»Dann bedeutet dir Stanza und Stanza also etwas?«, hakte er leise nach.
»Natürlich!«, antwortete Flora.
»Also, warum bist du weggelaufen?«
»Das habe ich dir doch schon erklärt. Ich dachte, du würdest die Firma verlieren, wenn ich bleibe. Warum bist du mir
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