Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
begeistert. »Wenn du für eins dieser Häuser arbeiten und in London leben willst, wäre es bestimmt nützlich, wenn du nebenbei noch etwas verdienen würdest.«
»Womit du wahrscheinlich Recht hast. Vielleicht sollte ich mich an ein ländliches Auktionshaus wenden, das eine Auszubildende sucht. Dann kann ich mir abends in irgendeiner Kneipe immer noch etwas dazuverdienen.«
»Oder du könntest dir gleich eine besser bezahlte Arbeit suchen. Du hast doch früher reichlich Jobs gehabt, bei denen du ziemlich gut verdient hast.«
»Das waren aber nur Jobs, keine Berufe«, wandte Flora ein. »Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt noch mit so etwas zufriedengeben könnte.«
»Nun, sei nicht zu wählerisch. Und wie wärs, wenn du jetzt erst einmal duschen gehen und dir die Haare waschen würdest? Ich hätte Lust, heute Abend auszugehen. Ein paar Leute von der Arbeit treffen sich in einer neuen Weinbar. Du kannst mitkommen und die anderen kennen lernen.«
»Oh, Emma, muss ich?«
»Ja! Ich möchte dich nicht allein hier zurücklassen, und außerdem habe ich schon erzählt, dass ich meine hübsche Freundin mitbringen würde.«
»Im Moment bin ich keineswegs hübsch«, widersprach Flora düster.
»Aber du wärst es, wenn du dir ein wenig Mühe geben würdest! Und jetzt spring unter die Dusche!«
Anderthalb Stunden später saß Flora in der Art Bar, die, bevor sie aufs Land gezogen und für das zivilisierte Leben verdorben worden war, ihr natürliches Biotop gewesen wäre. Sie gab sich wirklich alle Mühe, fröhlich und amüsant zu sein und dem Ruf gerecht zu werden, den Emma ihr vorausgetragen hatte. Ohne gebrochenes Herz wäre ihr das so leicht gefallen wie das Atmen. Wie die Dinge lagen, kamen ihr jedes Lächeln, jeder Wimpernaufschlag und jede kleine Handbewegung gezwungen vor. Glücklicherweise erzielte sie jedoch die richtige Wirkung damit.
»Also, Flora, was machen Sie beruflich?«, kam die unausweichliche Frage von Emmas Chef, der Tim hieß.
»Zurzeit suche ich etwas, doch ich habe bis vor kurzem bei der Leitung eines Auktionshauses assistiert.« Sie lächelte, nippte an ihrer Weinschorle und wünschte, sie könnte nach Hause gehen und ihren Pullover wieder anziehen. »Und was ist mit Ihnen?«
Flora führte das Gespräch auf Autopilot, bis Tim sagte: »Wir sponsern eine Kunstausstellung. Ich habe keine Ahnung von Kunst, ich weiß nicht einmal, was mir gefällt, aber anscheinend macht sich diese Sache für unser Marketing bezahlt.«
Flora wurde hellhörig. Sie fragte sich, was William gesagt hätte, wenn er die Worte »Kunst« und »Marketing« in ein und demselben Satz gehört hätte. »Sie brauchen nicht zusätzlich noch etwas Hilfe, oder? Das ist nämlich genau die Art von Arbeit, auf die ich mich gut verstehe.« Es würde einfach sein, und auf diese Weise würde sie nicht ständig Emma am Schürzenbändel hängen.
»Was? Was können Sie gut?«
Sie zuckte die Schultern und lächelte, fest entschlossen, die schwersten Geschütze aufzufahren, um sich einen Job zu verschaffen. »Ich kann gut mit Menschen reden, Flugblätter verteilen und Kunden Kunstwerke zeigen. Ich kann das alles.«
Tim runzelte die Stirn. »Hm, eine zusätzliche Hilfskraft könnten wir wahrscheinlich noch gebrauchen. Haben Sie einen blassen Schimmer, womit sich Handelsbanken beschäftigen?«
»Nein, aber ich habe eine sehr gute Auffassungsgabe und kann schnell auswendig lernen, und Schauspielern kann ich auch, glauben Sie mir, ich könnte Eskimos Eis verkaufen.« Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das sie nur selten im Stich ließ. Charles war der einzige Mann, der dagegen offenbar immun war.
Tim lächelte. »Ich glaube, Sie haben mich überzeugt, Flora.«
»Sehen Sie! Ich bin genau die Frau, die Sie suchen.«
»Sie werden Geschäftskleidung tragen müssen.«
»Ich weiß genau, was Sie meinen! Nette kleine Kostüme, frisch gebügelte Blusen und hohe Absätze.« Oder vielleicht auch keine Bluse, sondern nur eine Andeutung von Dekolletee. Sie würde Emmas Kleiderschrank plündern müssen. Ihre eigenen netten kleinen Kostüme vegetierten gegenwärtig in der Wohnung am Lancaster Gate in schwarzen Plastiksäcken vor sich hin. Sie hatte keinen Schlüssel für die Wohnung und würde sich auch keinen mehr rechtzeitig beschaffen können.
»Sie scheinen den Job wirklich zu wollen.«
»Und ob! Es ist genau die Art von Job, die ich liebe. Sie können alles mir überlassen, und ich werde damit zurechtkommen. Ich bin es gewohnt,
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