Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
war töricht, aber sie hatte das Gefühl, als wäre der Pullover die letzte Verbindung mit Charles, das Zweitbeste nach einer Umarmung von ihm. Das erzählte sie Emma jedoch nicht. Sie wusste, wie ermüdend Freundinnen mit gebrochenem Herzen sein konnten, aber sie konnte ihre Gefühle einfach nicht abstellen, ganz gleich, wie streng sie sich befahl, genau das zu versuchen.
Emma hatte den Tag mit Freunden verbracht, und als sie nach Hause kam, war Flora noch immer im Pyjama. Sie hatte einen halbherzigen Versuch unternommen, die benutzten Taschentücher und das Schokoladenpapier vom Vortag wegzuräumen, doch sie hatte sich weder die Haare gewaschen noch Make-up aufgelegt. Selbst das Zähneputzen war ihr wie reine Zeitverschwendung vorgekommen, obwohl sie sich dazu immerhin gezwungen hatte.
Emma verlor kein Wort darüber und kochte ihnen ein Nudelgericht. Sie ist eine so gute Freundin, dachte Flora. Ich muss mich zusammenreißen, oder sie wird schon bald die Nase voll haben von mir, und was mache ich dann?
Am nächsten Tag war Flora gerade in eine Sendung über Ehepaare vertieft, die im Ausland Grundstücke kauften, als ihre Mutter anrief.
»Schätzchen«, sagte sie behutsam, »ich möchte dir nicht noch mehr wehtun, aber es gibt da etwas, das du meiner Meinung nach wissen solltest.«
»Was? Es ist doch nichts mit Dad passiert, oder?«
»Nein, nein. Nichts in der Art. Wir haben nur gerade eine Hochzeitseinladung bekommen. Von Annabelles Eltern. Für die Hochzeit von Charles und Annabelle«, fuhr sie fort, da Flora immer noch nicht reagiert hatte.
»Oh.« Die Einladungen mussten einige Tage vor Floras Aufbruch verschickt worden sein. Jetzt würde Annabelle das Ganze gewiss nicht mehr abblasen, und Floras letzte schwache Hoffnung verpuffte. »Das wars dann also.«
»Es sieht ziemlich danach aus.«
»Nun, es bestätigt nur das, was ich ohnehin bereits wusste.«
»Ja, aber es tut mir wirklich, wirklich leid, Liebling.«
Flora aß in ihrer tiefen Verzweiflung einen Becher Vanillecreme leer.
Als sie Emmas Schlüssel im Schloss hörte, flog sie förmlich in die Küche und begann, einige Zwiebeln zu schälen und klein zu hacken. Sie brauchte irgendeinen Vorwand, um ihre frisch geröteten Augen und ihre geschwollene Nase zu erklären.
»Oh, Flo, was ist denn jetzt schon wieder passiert?«, verlangte Emma zu erfahren, denn sie war keineswegs auf dieses Ablenkungsmanöver hereingefallen.
»Mum hat angerufen. Sie hat eine Hochzeitseinladung bekommen. Die beiden werden definitiv heiraten. Mein Leben ist vorbei.«
»Nein, ist es nicht! Du wusstest, dass sie heiraten würden. Du bist jetzt nicht schlechter dran als zuvor.« Emma versuchte offensichtlich, einer weiteren Tränenflut vorzubeugen.
»Ja, aber wahrscheinlich hatte ich tief im Innern immer noch gehofft, dass sie nach meinem Weggang einen furchtbaren Streit haben würden. Wahrscheinlich hatte ich gehofft, dass Charles es sich nach diesem Kuss noch einmal überlegen und die Heirat abblasen würde, doch es war dumm von mir, mir derartige Hoffnungen zu machen.«
»Nun, du darfst deshalb nicht in Verzweiflung versinken. Ich weiß, es ist hart, aber die Sache wird dadurch nicht besser, dass du den ganzen Tag lang in einem Pullover, der dir viel zu groß ist, auf dem Sofa herumhängst.«
»Es ist ein sehr schöner Pullover«, sagte Flora und hüllte sich fester in den weichen Stoff.
»Das stimmt, doch du wirst dadurch nur noch sentimentaler. Du musst unbedingt raus - unternimm etwas wegen eines Jobs. Du kannst bleiben, solange du willst, aber ich allein kann die Miete hier nicht bezahlen. Wenn du mir keine Miete zahlst, werde ich mir jemand anderen suchen müssen.«
»Emma!«
»So ist das Leben, Süße. Und du wärst viel glücklicher, wenn du etwas zu tun hättest.«
»Ich werde einen Job brauchen, bevor ich dir etwas bezahlen kann.«
»Hast du denn keine Ersparnisse? Haben sie dich im Auktionshaus nicht bezahlt?«
»Nicht richtig, nicht auf eine Weise, die man in London als Bezahlung ansehen würde. Ich brauchte da unten nämlich keine Miete zu zahlen.«
»Hm, ich bin mir sicher, dass du etwas finden wirst, wenn du nicht zu wählerisch bist. Allerdings kann ich nicht abschätzen, ob Sotheby's dich einfach so einstellen würde.«
Flora lächelte pflichtschuldigst. »Nein, aber wenn ich mich wieder ein wenig gefangen habe, werde ich darüber nachdenken, ob ich nicht für ein Auktionshaus arbeiten könnte. Es ist absolut faszinierend.«
Emma war weniger
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