Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
nicht versprechen, dass wir in die Gewinnzone vordringen werden, aber bevor die Straßen schlammig werden und mich der Gedanke an helle Lichter und Sushi-Bars auch nur in Versuchung führen kann, werden wir besser dastehen. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.«
»Das ist sehr nett von Ihnen, Flora«, antwortete er leise, »doch wie um alles in der Welt wollen Sie das anfangen, obwohl Sie kaum mehr darüber wissen, als Sie in der Antiques Roadshow aufgeschnappt haben können?«
»Ich weiß jetzt schon eine Menge mehr darüber«, protestierte sie zuversichtlich. »Vergessen Sie nicht, ich habe soeben meine erste Auktion erlebt.« Plötzlich wurde sie nachdenklich. »Die Antiques Roadshow«, murmelte sie. »Hmm.«
Das Haus, in dem sich der Nachlass befand, gehörte zu einer ehemaligen Sozialsiedlung. Es war eine sehr ordentliche, saubere Siedlung, und die meisten Häuser waren inzwischen in Privatbesitz übergegangen, aber es war kein Villenviertel mit von Gärtnern gemähten Rasenflächen und großen, überdachten Swimmingpools. Flora glaubte zu wissen, warum Annabelle nicht hatte mitkommen wollen.
»Es ist unwahrscheinlich, dass wir hier auf irgendetwas von großem Wert stoßen«, meinte Charles, »doch Sie dürfen auf keinen Fall vergessen, dass es sich um den Nachlass eines geliebten Verwandten handelt. Sie müssen taktvoll sein. Tatsächlich wäre es besser, wenn Sie überhaupt nicht viel sagen würden.«
Da Charles keinen Grund zu der Annahme hatte, sie könne irgendetwas anderes als der Inbegriff des Takts sein, vermutete Flora, dass seine Worte wahrscheinlich von der Zusammenarbeit mit der nicht gerade sensiblen Annabelle inspiriert waren. »Natürlich«, antwortete sie. »Und vielleicht ist ja auch ein Steiff-Teddy dabei, der schon für den Müll bestimmt ist.«
Charles sah sie stirnrunzelnd an. »Das ist höchst unwahrscheinlich.«
Eine gut gekleidete Frau von etwa fünfzig Jahren öffnete ihnen die Tür. »Oh, hallo. War es sehr schwer, das Haus zu finden?«
»Nein, ganz und gar nicht«, versicherte Charles und lächelte die Frau mit einer Mischung aus Freundlichkeit und Charme an, die Flora selbst noch nie zuteilgeworden war. Er musste also nicht unbedingt so steif sein, stellte Flora fest. Wenn er wollte, konnte er sich ganz anders geben.
»Es ist das Haus meines Onkels«, fuhr die Frau fort. Sie hielt ihnen immer noch die Tür auf, ließ sie aber nicht hereinkommen. »Ich fürchte, es ist nicht sehr ordentlich. Er mochte einfach nichts wegwerfen.«
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Mrs. Jenkins. Ich bin Charles Stanza, und das ist meine Kollegin, Flora ... Stanza.«
»Oh, sind Sie verheiratet?«, fragte Mrs. Jenkins.
»Gott behüte!«, widersprach Flora lachend. »Wir sind verwandt. Um mehrere Ecken. Ich helfe Charles heute nur aus.«
»Oh, entschuldigen Sie bitte«, bat Mrs. Jenkins, der es ein wenig peinlich war, dass sie voreilige Schlüsse gezogen hatte.
Charles und Flora standen noch immer auf der Türschwelle und warteten darauf, eingelassen zu werden.
»Ich hatte eigentlich einen spanischen oder italienischen Herrn erwartet«, meinte Mrs. Jenkins nun. Sie bat sie auch jetzt nicht herein, wofür es wahrscheinlich einen guten Grund gab.
»Der Name ist italienischer Herkunft, aber unser Zweig der Familie lebt schon seit Generationen in England.«
Mittlerweile hatte Mrs. Jenkins sich immerhin so weit zurückgezogen, dass sie in den kleinen Flur treten konnten. Charles und Flora warteten dort geduldig ab.
»Ich fürchte, hier herrscht ein schreckliches Durcheinander. Ich habe getan, was ich konnte, doch ...« Sie streckte die Hand aus und öffnete die Tür zum Wohnzimmer, wobei sie mit Bedacht nicht hineinschaute. »Ich zeige Ihnen wohl am besten gleich das Schlimmste.«
Der Geruch war grauenhaft, und zuerst konnte Flora nicht feststellen, woher er kam, da es so dunkel war. Dicke Vorhänge bedeckten die Fenster, die zusätzlich von Möbeln verstellt waren. Dann sah sie die Berge von Imbissschachteln, die den Boden bedeckten, und eine Reihe halb leerer Milchflaschen.
»Wir mussten gestern in einer Frühstückspension absteigen«, erklärte Mrs. Jenkins, der die ganze Situation offensichtlich sehr zusetzte. »Ich wollte heute Morgen eigentlich versuchen, mit dem Aufräumen anzufangen, aber mein Mann meinte, ich solle es lieber lassen. Wir haben ja nicht die richtige Ausrüstung.«
»Ganz recht«, erwiderte Charles. »Das ist eine Arbeit für Profis.«
»Mein Onkel ist zum
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