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Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)

Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)

Titel: Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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hatte sich bei ihm bedankt, wie man sich eben für ein Geschenk bedankte, das nicht von Herzen kam. Trotzdem hatte sie sich leise gefragt, ob Charles in Wirklichkeit nicht doch recht nett war - obwohl sie die Antwort auf diese Frage gar nicht wissen wollte. Die Damenriege der Porter schien ihn zu mögen, aber das war schließlich kein Wunder. Wenn die Mädels schon seinen Vater gekannt und geschätzt hatten, war es nur normal, dass sie mütterliche Gefühle für Charles entwickelt hatten. Und sie versuchte er ja auch nicht, zum Gehen zu bewegen.
    Nachdem sie den Fernseher angeschlossen hatte, ließ sie sich davor nieder. Aber statt sich auf sechs junge Frauen aus sehr behüteten Elternhäusern zu konzentrieren, die sich mit Kalaschnikows und Rucksäcken von der Größe kleiner Autos durch die Wüste kämpften - was die neueste Mode im Reality TV zu sein schien -, schweiften Floras Gedanken immer wieder zu Stanza und Stanza und zu Charles ab.
    Ihr war aufgefallen, dass er Annabelle auf Schritt und Tritt folgte. Wollte er sie beschwichtigen oder sich davon überzeugen, dass ihr kein Fehler unterlief? Wenn sie an Annabelles Stelle gewesen wäre und Charles sich so benommen hätte, hätte sie ihn umgebracht. Annabelle dagegen schien nichts davon zu bemerken. Oder war es ihr gleichgültig? Es war schwer zu glauben, dass Annabelle wirklich so schlecht in ihrem Job war, wie es den Anschein hatte, doch nach den Erzählungen der Porter zu urteilen, war sie nicht nur stümperhaft, sondern obendrein noch arrogant.
    Flora gähnte. Wenn sie nicht bald ins Bett ging, das wusste sie, würde sie mitten in der Nacht auf dem Sofa aufwachen, durchgefroren und mit steifen Gliedern. Während sie schläfrig Fenster und Türen verschloss, Imelda Futter und frisches Wasser hinstellte und den nicht mehr ganz heilen Wasserkocher ausstöpselte, kam sie zu dem Schluss, dass Charles und Annabelle sie nichts angingen. Die beiden hatten das Turteltaubenstadium ihrer Beziehung jedenfalls schon lange hinter sich.
    Waren sie also aus rein praktischen Gründen zusammen? Natürlich war das alles nicht Floras Angelegenheit, wie sie sich energisch ins Gedächtnis rief, aber sie hatte nun mal die beinahe zwanghafte Neigung, Menschen zu beobachten, und dieses eigenartig distanzierte Paar faszinierte sie einfach. Warum um alles in der Welt waren die beiden zusammen? Wenn Annabelle Macht über ein Geschäft wollte, warum benutzte sie ihr Geld dann nicht, um eine Firma zu gründen, die ihr gefiel, statt sich mit Möbeln und irgendwelchen Kinkerlitzchen abzugeben, an denen sie keinerlei Freude hatte?
    Es sei denn natürlich, es verhielt sich gerade andersherum. Vielleicht wollte sie deshalb finanzielle Kontrolle über Stanza und Stanza, damit sie Charles überreden, überzeugen oder zwingen konnte, die Gebäude zu verkaufen, um auf diese Weise daraus Profit zu schlagen. Oder aber sie wollte Charles nur deshalb heiraten, um aus seinem Anteil Gewinn zu ziehen.
    Charles hoffte wahrscheinlich, dass Annabelle ein wenig von ihrem Geld in das Geschäft investieren würde, damit er die notwendigen Modernisierungen vornehmen konnte. Andererseits erschien ihr diese Möglichkeit furchtbar berechnend. Vielleicht lag Flora ja auch mit all diesen Vermutungen falsch. In jedem Fall waren die beiden so zugeknöpft, dass der Rest der Welt wohl niemals erfahren würde, ob sie nicht ungeahnte Leidenschaft miteinander teilten, wenn sie allein waren. Allerdings kannten Annabelle und Charles einander von Kindesbeinen an und hatten vielleicht nie die Glut einer frischen Liebe erlebt.
    Bei dem Thema »frische Liebe« musste Flora unwillkürlich an Henry denken. Sie mochte ihn; er sah so aus, als wäre es amüsant, mit ihm zusammen zu sein. Das Zwinkern in seinen Augen war nach Charles' Missbilligung eine echte Wohltat gewesen, und in einer so kleinen Stadt wie Bishopsbridge würde sie ihm gewiss wieder über den Weg laufen, etwas, worauf sie sich schon sehr freute.

 
    »Ich sollte mir wohl einen von den Aufklebern besorgen, auf denen steht: ›Ich liebe meinen Landy‹«, erklärte Flora, als sie und Charles fast zur gleichen Zeit aus ihren Wagen stiegen. »Es gefällt mir, in die Gärten schauen zu können. Außerdem verleiht mir die hohe Position ein Gefühl von Macht. Das Gefühl, stark zu sein«, fügte sie hinzu, für den Fall, dass ihm das Wort »Macht« aus ihrem Munde zu feministisch vorkommen sollte.
    Charles zog eine Augenbraue in die Höhe. Wahrscheinlich überraschte

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