Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
einzusteigen, das sie gar nicht mag. Schließlich könnte sie ohne weiteres eine eigene Firma leiten.«
»Das könnte sie, aber sie hat das Gefühl ...« Er hielt inne und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, wahrscheinlich um ein geistiges Wörterbuch nach den richtigen Ausdrücken zu durchforschen.
Flora versuchte nicht länger, ihre Verärgerung über seine Zurückhaltung zu verbergen. »Sie hat das Gefühl, dass es mit dem Auktionshaus bergab geht und Sie es besser verkaufen sollten?« Vermutlich preschte sie viel zu schnell viel zu weit vor, doch sie hatte genug von Gerüchten und wollte endlich Tatsachen hören, und zwar direkt aus Charles' Mund.
»Wer hat Ihnen das erzählt?«, fragte er.
»Alle Porter wissen es, Charles, und sie sind keineswegs alle glücklich darüber. Ich habe keine Ahnung, ob Sie die Sache geheim halten wollten, doch falls es so ist, sind Sie gescheitert.«
Charles stieß einen tiefen Seufzer aus. »Es lässt sich wohl nicht vermeiden, dass so etwas herauskommt. Die Sache ist die, wir werden uns vielleicht nicht im Geschäft halten können, selbst wenn Annabelle es wollte. Wir haben seit zwei Jahren keinen Gewinn mehr erzielt.« Flora biss sich auf die Unterlippe, wohl wissend, was er als Nächstes sagen würde. »Wenn wir unseren Besitz veräußern würden, könnten wir - Sie eingeschlossen - ein Vermögen damit machen.«
Flora dachte an das riesige Haus, das nur zum Teil benutzt wurde, und an die große Halle nebenan, in der sie am Tag zuvor ihre erste Auktion erlebt hatte. Dort veranstaltete die Gemeinde auch Theateraufführungen und Blumenschauen. Außerdem fanden dort Discoabende statt, und ganz nebenbei waren in dem Gebäude ein Kindergarten und eine Spielgruppe untergebracht. Wenn man berücksichtigte, in wie viele Eigentumswohnungen man dieses Gebäude verwandeln konnte, belief sich das Vermögen, von dem Charles sprach, wahrscheinlich auf mehrere Millionen.
»Ich kann verstehen, dass das eine Versuchung für Sie darstellt«, räumte sie ein.
»Es stellt keine Versuchung für mich dar!« Charles klang jetzt wirklich wütend. »Ich liebe das Geschäft. Aber wenn es kein Geld abwirft, können wir es nicht wie ein Familienfaktotum oder ein in die Jahre gekommenes Haustier einfach behalten!«
»Wenn Sie das so empfinden«, erwiderte Flora leise, »dann sollten Sie nicht verkaufen.«
»Stellt das Geld denn für Sie selbst keine Versuchung dar?« Er blickte mit ehrlicher Neugier zu ihr hinüber.
Sie hatte bereits über diese Frage nachgedacht, nahm sich jetzt jedoch noch einmal die Zeit, ihre Gefühle gründlich abzuklopfen. »Eigentlich nicht«, bekannte sie nach einer Weile. »Ich habe keine Träume, die ich mir aus finanziellen Gründen nicht erfüllen könnte. Außerdem ...« Sie hielt inne. Was sie sagen wollte, klang furchtbar sentimental, doch schließlich sprach sie es dennoch aus. »Mir wäre es lieber, wenn die Firma Stanza und Stanza Erfolg hätte. Ich bin noch nicht lange hier, aber ich verstehe, warum Sie das Geschäft lieben. Ich denke, wenn Sie mir eine Chance gäben, könnte ich es ebenfalls zu lieben lernen. Also müssen wir Folgendes versuchen«, fuhr sie hastig fort, bevor Charles sie unterbrechen konnte, »wir müssen dafür sorgen, dass das Geschäft wieder Gewinn abwirft, dann wird Annabelle Sie nicht länger unter Druck setzen, es zu verkaufen.«
Charles seufzte. »Wir könnten niemals so viel Geld verdienen, wie sich mit dem Verkauf des Grundstücks erzielen ließe.«
»Ich weiß, doch wenn das Geschäft einträglicher wäre, vielleicht sogar sehr einträglich, wäre das für Annabelle deutlich akzeptabler. Und wie ich vorhin schon andeutete - sie braucht nicht dort zu arbeiten, wenn sie es nicht will. Sie haben jetzt ja mich.«
Er runzelte die Stirn. »Sie wollen nur den Sommer hier verbringen. Sobald die Straßen schlammig werden und es ein wenig kühl wird, werden Sie wieder in London sein, bevor Sie Piep sagen können ...«
»Ich sage niemals Piep«, unterbrach Flora ihn. »Grundsätzlich nicht. Und wenn ich recht darüber nachdenke, habe ich das auch noch nie aus dem Mund eines anderen gehört.«
Er schürzte die Lippen, vielleicht um ein Lächeln zu unterdrücken - aber, dachte Flora, vermutlich eher, um seinen Ärger zu kaschieren.
»Ich sage Ihnen was«, erklärte sie, »als Ihre weit entfernte Cousine und Geschäftspartnerin werde ich mir alle Mühe geben, diese Firma auf eine solidere Basis zu stellen. Natürlich kann ich Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher