Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
ihre unbefangene Begrüßung ihn ein wenig. »Hm, es gibt keinen Grund, warum Sie den Landrover nicht weiter fahren sollten. Er ist ein Firmenwagen - die Werkstatt wartet übrigens immer noch auf das Ersatzteil für Ihren Wagen.« Er runzelte die Stirn, dann fuhr er fort: »Solange es Ihnen nichts ausmacht, ab und zu mal ein Möbelstück damit abzuholen.«
»Wäre ein großer, alter Volvo für solche Zwecke nicht besser geeignet?«
Charles hielt ihr die Tür auf. »Das wäre er allerdings, aber Annabelle hat ihr Herz nun mal an einen Landrover gehängt.«
Flora sagte sich, dass sie so oft wie nur möglich Annabelles positive Seiten sehen sollte. »Wahrscheinlich gefällt es ihr ebenfalls, in die Gärten schauen zu können.«
»Nein. Sie meint, der Wagen gäbe ihr ein Gefühl der Sicherheit.«
»Das kann ich nachvollziehen. Die Straßen hier sind im Winter sicher ziemlich vereist.«
Charles blickte hochmütig auf sie hinab - was wahrscheinlich gar nicht beabsichtigt war, sondern nur daran lag, dass er viel größer war als sie. »Eigentlich nicht. Die Winter sind hier sehr mild.«
Flora verspürte das dringende Bedürfnis, die Damentoilette aufzusuchen, fand aber, dass sie zuerst dieses Gespräch beenden sollten, daher folgte sie Charles ins Büro. »Hatten Sie nicht erwähnt, dass sie Schwierigkeiten mit dem Landrover hat? Und wo ist sie eigentlich?«
»Sie will später in das Cottage rüberfahren. Und sie hat tatsächlich Probleme, den Landrover zu parken.«
»Warum behalten Sie ihn dann? Er ist doch noch ziemlich neu.«
»Ich denke, wir müssen dieses Gespräch irgendwann einmal fortsetzen, aber nicht jetzt«, erwiderte Charles. »Könnten Sie sich einen Notizblock und einen funktionsfähigen Kugelschreiber einstecken, damit wir dann aufbrechen können? Ich möchte die Kundschaft nicht warten lassen. Diese Leute haben eine weite Reise auf sich genommen, um den Nachlass Ihres Onkels zu regeln.«
Es war äußerst frustrierend. Flora konnte ihm nicht direkt Heimlichtuerei vorwerfen, er erzählte ihr einfach nur nichts.
Schweigend stiegen sie in seinen alten, aber geräumigen Citroën. Flora fragte sich, warum die Firma einen Landrover gekauft hatte, der nicht wirklich benötigt wurde, während Charles selbst einen so alten Wagen fuhr. Es musste doch eine bessere Erklärung dafür geben als Annabelles Launen?
Nach einer Weile bemerkte Charles: »Heutzutage benutzen wir bei Schätzungen normalerweise Kassettenrekorder, doch unser Apparat funktioniert nicht mehr, und für Sie wird es eine hilfreiche Erfahrung sein. In den guten alten Zeiten wurden die Schätzungen stets von Hand notiert und später abgetippt. Man musste also immer zu zweit arbeiten.
»Und das ist nichts für Ihre Verlobte?« Annabelle selbst hatte etwas Derartiges gesagt, doch Flora wollte den Dingen ein wenig tiefer auf den Grund gehen.
»Eigentlich nicht. Wir haben es nicht mehr oft mit kostbaren Möbeln zu tun, und der alltägliche Kram, der das Brot und die Butter unseres Geschäfts ist, interessiert sie nicht besonders.«
Flora registrierte die Information bezüglich der kostbaren Möbel und setzte ihre Fragen Annabelle betreffend fort. »Sagen Sie es mir, wenn es mich nichts angeht, aber arbeitet Annabelle wirklich gern in einem Auktionshaus?«
Er schwieg, als müsste er über seine Antwort nachdenken.
»Wenn das nicht der Fall ist«, fuhr Flora fort und versuchte, sich ihre Ungeduld nicht anmerken zu lassen, »warum will sie dann die Aktien kaufen, die Ihnen die Mehrheit sichern würden?«
»Sie hat gern Kontrolle über die Dinge«, erwiderte er langsam. »Sie ist sehr organisiert.«
»Aber nicht Annabelle wäre es, die die Kontrolle über die Firma hätte«, wandte Flora ein, »sondern Sie.«
»Annabelle und ich werden heiraten. Das ist mehr oder weniger dasselbe.«
»Charles! Es ist nicht dasselbe! Die Ehe macht Sie nicht zu siamesischen Zwillingen!« Sie musste unweigerlich daran denken, wie ihre Mutter reagieren würde, wenn jemand in ihrer Gegenwart behaupten würde, dass die Ehe einem der Partner »Kontrolle« über den anderen gäbe. Dann erinnerte sie sich mit einigem Unbehagen an Virginias Bemerkungen über Annabelles Pläne.
»Ich habe wirklich nicht die Absicht, mein Privatleben mit Ihnen zu diskutieren, Flora«, erklärte Charles in seinem kühlsten, herablassendsten Tonfall.
»Sie haben das Thema selbst zur Sprache gebracht! Ich wollte lediglich wissen, warum Annabelle so erpicht darauf ist, in ein Geschäft
Weitere Kostenlose Bücher