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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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und das keineswegs nur deshalb, weil es dort mittlerweile kaum
noch Könige gab und entsprechend wenig Bedarf an Palästen. Der alte König hatte
einen exklusiven Geschmack besessen, und sein Palast hatte seinen Vorstellungen
von einer standesgemäßen Residenz entsprochen. Es gab weitläufige Säulenhallen,
großzügige Innenhöfe, repräsentative Bankettsäle und Empfangsräume, alle
verschwenderisch mit Mosaikfußböden und Wandmalereien ausgestattet. Etwas
abseits lagen die nicht weniger luxuriösen Privaträume des Königs und seiner
Familie. Daran schloss sich ein Gewirr von Wirtschafts- und Verwaltungsgebäuden
an, das nach und nach in Stallungen, Reitbahnen, Soldatenunterkünfte und
Exerzierplätze überging. Auf einer Terrasse oberhalb von Pella gelegen, war Archelaos’
Palast fast eine Stadt für sich.
    Alexander bekam nun mehr davon zu sehen, denn er zog bei
seiner Mutter aus und erhielt ein eigenes Quartier. Mit der Aufsicht über seine
Erziehung wurde Leonidas betraut, ein entfernter Verwandter von Olympias, ein
bulliger Mann mit buschigen Brauen, dunklem Bart und einer Stimme, die dröhnte
wie die eines Unteroffiziers auf dem Exerzierplatz.
    „Kennst du Leonidas, meinen berühmten Namensvetter?“, fragte
er Alexander schnarrend gleich am ersten Tag.
    „Nein. Wer ist das?“
    „War, nicht ist! Leonidas war ein spartanischer König von legendärer Tapferkeit. Als Xerxes vor
hundertdreißig Jahren …“
    „Wer war Xerxes?“
    „Der Großkönig der Perser. Als er …“
    „Wer waren die Perser?“
    „Die Perser sind ein Volk von Barbaren, das über Asien
herrscht. Wo Asien liegt, sollen dir deine Lehrer erklären. Jedenfalls
sammelten die Perser vor hundertdreißig Jahren eine gewaltige Streitmacht und
überschritten den Hellespont. Das ist die Meerenge, die Europa von Asien
trennt. Dann zogen sie mordend und plündernd durch Griechenland, bis unser Heer
ihnen an den Thermopylen den Weg versperrte. Die Thermopylen sind ein Engpass
mitten in Griechenland. Auf der einen Seite ist das Gebirge, auf der anderen
das Meer. Es gibt keinen anderen Weg nach Süden, und trotz ihrer gewaltigen Übermacht
konnten die Perser nicht weiter vorrücken.“
    Alexander versuchte sich die Szenerie vor Augen zu rufen. Er
stellte sich eine Art Trampelpfad vor, eingeklemmt zwischen steil aufragenden
Felswänden und den wild tosenden Fluten des Meeres. Am einen Ende hielten die
griechischen Verteidiger tapfer ihre Stellung, am anderen drängten sich die
unüberschaubaren Heerscharen des Großkönigs.
    „Doch ein Verräter zeigte den Persern einen Geheimpfad über
die Berge. Die Griechen konnten gerade noch rechtzeitig abziehen, bevor die
Falle zuschnappte. Nur Leonidas und seine dreihundert Spartaner blieben zurück.
Drei Tage hielten sie der Übermacht stand. Sie kämpften bis zum letzten Mann.
Nicht einer von ihnen überlebte.“
    Wie sich herausstellte, war Leonidas nicht nur ein Verehrer
seines Namensvetters, sondern auch ein Anhänger der spartanischen Erziehungsmethoden.
Die Jungen in Sparta stärkten ihre Ausdauer durch strapaziöse Märsche –
Leonidas unternahm mit seinem Schützling ausgedehnte Ausflüge in die Berge oder
auch hinunter zum schilfbewachsenen Ufer des Sees, an dem Pella lag. Die
spartanischen Jungen lernten, Entbehrungen zu ertragen – also fiel Alexanders
Ernährung unter Leonidas’ Ägide entsprechend karg aus. Lange vor Morgengrauen
riss Leonidas ihn aus dem Schlaf; oft pflegte er zu sagen, das beste Frühstück
sei ein ordentlicher Nachtmarsch, und das meinte er durchaus wörtlich. Außerdem
konfiszierte er Alexanders Kleider, die Olympias persönlich gewebt und genäht
hatte, und genehmigte nur Sachen aus ungefärbten Stoffen, die unangenehm auf
der Haut kratzten.
    Olympias machte sich große Sorgen und steckte ihrem Sohn oft
heimlich etwas zu, doch Leonidas kam bald dahinter und durchsuchte regelmäßig
seine Habseligkeiten nach allem, was er für überflüssigen Luxus hielt. Einmal,
als Alexander Weihrauch an einem der Altäre im Palast opferte, schnarrte er:
„Den Göttern zu opfern, ist ein Gebot der Frömmigkeit, aber wie immer im Leben
kommt es dabei auf das richtige Maß an. Es ist Verschwendung, den Weihrauch mit
beiden Händen ins Feuer zu werfen, wie du es gerade tust.“
    „Meine Mutter sagt, den Göttern gegenüber darf man nicht
geizig sein.“
    „Das hat nichts mit Geiz oder mangelnder Frömmigkeit zu tun.
Weihrauch ist teuer, und du solltest sparsam mit ihm umgehen.

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