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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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darunter Alexander, brannten darauf, die
Triballer zu verfolgen, ihnen die Beute wieder abzujagen und vor allem Rache zu
nehmen für das, was sie dem König angetan hatten. Parmenion dagegen plädierte
dafür, auf schnellstem Weg nach Pella zurückzukehren. Philipp stimmte ihm zu,
und die Sache war entschieden. Während die Armee einige Tage Rast einlegte, bis
der König transportfähig war, suchten die Kundschafter nach dem schnellsten Weg
über die Berge. Langaros schloss sich ihnen an, und gemeinsam fanden sie einen
Weg zum Oberlauf des Strymon, wo sein Stamm lebte.
    Philipp hatte tatsächlich Glück im Unglück, seine Wunde
entzündete sich nicht. So bald wie möglich gab er Befehl zum Aufbruch, obwohl
er noch nicht wieder reiten konnte und sich auf einer Trage transportieren
lassen musste.
    Alexander, der diesmal die Nachhut befehligte, warf einen
Blick nach oben, wo sich die Marschkolonne in mehreren Windungen den Berg hinaufzog.
An einer Kehre auf halber Höhe, an der sich der Weg etwas verbreiterte, hatte
Hephaistion auf ihn gewartet, mit einer Botschaft vom König. Während er Bericht
erstattete, warteten sie auf ihren Pferden am Wegesrand und sahen zu, wie die
letzten Reiter an ihnen vorüberzogen. Als sie sich ihnen anschlossen, fragte
Alexander: „Wie geht es ihm?“
    „Den Umständen entsprechend. Sie schleppen ihn über Stock
und Stein, bergauf und bergab, und rütteln ihn fürchterlich durch. Er versucht,
sich nichts anmerken zu lassen, aber wir wissen alle, was für eine Tortur das
für ihn sein muss. Am Vormittag ist die Wunde wieder aufgebrochen, und der Arzt
hat verlangt, einen längeren Halt einzulegen. Aber der König hat sich nur einen
neuen Verband anlegen lassen und sich dann wieder auf den Weg gemacht.“
    Mit leiser Stimme, damit niemand sonst etwas hören konnte,
sagte Alexander: „Das alles ist vielleicht die Strafe des Herakles!“
    Hephaistion starrte ihn verblüfft an. „Was meinst du damit?“
    „Der König hat gelobt, ihm an der Istros-Mündung ein
Standbild zu weihen, doch nach dem Sieg über die Skythen ist er aufgebrochen,
ohne sein Versprechen zu halten.“
    „Aber Herakles ist doch sein Vorfahr! Sicher würde er ihm
keinen Schaden zufügen.“
    Alexander zuckte die Achseln. „Jedenfalls hat er Glück, dass
er noch lebt. Er hätte tot sein können.“
    „Dein Vater ist so robust wie ein alter Keiler aus den
Bergen. Er hat doch schon oft schlimme Verwundungen abgekriegt, und er hat sie
alle weggesteckt.“ Hephaistion merkte, wie Alexander vor sich hinstarrte. „Was
ist?“
    „Es ist nur … als es hieß, der König sei vielleicht tot, da
dachte ich mir: Was ist, wenn es stimmt? Wenn mein Vater wirklich tot ist? Dann
wäre ich jetzt König. Und ich merkte, wie ein seltsames Gefühl in mir
hochstieg.“
    „Das Gefühl, darauf nicht vorbereitet zu sein?“
    „Nein, es war etwas anderes.“ Alexander sah zu Boden, seine
Stimme wurde leise. „Mein ganzes Leben habe ich immer daran gedacht, dass ich
eines Tages König sein werde. Und nun war es vielleicht so weit.“ Er blickte
auf. „Ich sah die Blicke der Soldaten auf mich gerichtet, fast konnte ich ihre
Gedanken spüren: Er ist jetzt unser König. Und es gefiel mir! Für einen kurzen
Augenblick hatte ich das Gefühl, endlich meine Bestimmung erreicht zu haben.“
Er streckte die Hand aus und berührte Hephaistion am Arm. „Niemand darf je
davon erfahren.“
    Hephaistion legte seine Hand auf die Alexanders. „Es bleibt
unter uns. Wie alles.“
    Alexander zog Bukephalos’ Zügel an, wendete das Pferd auf
engstem Raum und warf einen letzten Blick zurück in das Tal des Oiskos. „Aber
mit den Triballern und diesem Syrmos haben wir noch eine Rechnung offen! Eines
Tages komme ich zurück und präsentiere sie ihnen.“

4
    Als die Armee in Pella eintraf, war der Sommer fast vorbei.
Gleich nach seiner Rückkehr besuchte Alexander seine Mutter, die sich
überschwänglich freute, ihn wohlbehalten wiederzusehen. Sie drückte ihn an sich
und wollte ihn am liebsten gar nicht mehr loslassen.
    „Ich bin so froh, dass du wieder da bist! Du ahnst nicht,
wie viele Sorgen ich mir gemacht habe! Bist du gesund? Hast du alles gut
überstanden?“ Als sie ihn schließlich doch wieder losließ, sah er, dass Tränen
in ihren Augen standen. Sie wischte sich verlegen übers Gesicht und musterte
ihn. „Du bist gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Ich sehe
dich so selten. Es kommt mir wie gestern vor, dass du noch ein kleiner

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