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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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die
Artemis von Pella zu beleidigen, eine Schwester unserer eigenen Göttin? Du als
Abkömmling einer Priesterfamilie solltest es eigentlich besser wissen! Die Götter
verdienen unseren Respekt, in welcher Form und von wem auch immer sie verehrt
werden.“ Dann wandte sie sich an Alexander: „Athene Polias dankt dir und deinem
Vater für euer Geschenk und gewährt euch ihren Segen!“
    Lykurgos war so aufgebracht, dass er ohne ein weiteres Wort
aus dem Heiligtum marschierte. Als er verschwunden war, sagte die Priesterin zu
Alexander: „Erzähle mir mehr von eurer Artemis. Ich habe noch nie von ihr
gehört.“
    „Es ist auch kein bedeutendes Heiligtum“, gab er zu, „aber
man kann spüren, dass die Göttin darin wohnt.“
    „Wie kommt es, dass du sie sehen durftest? Die
Artemis-Priesterinnen sind normalerweise sehr pingelig und erlauben nicht, dass
Männer die Kultbilder ihrer Göttin zu Gesicht bekommen. Ich meine natürlich
nicht die repräsentativen Standbilder der Staatskulte, sondern die alten, die
tatsächlich von der Göttin beseelt sind.“
    „Ich war noch ein Kind, als ich die Göttin mit Erlaubnis der
Priesterin sehen durfte. Meine Mutter erzählte mir damals, Artemis habe mich
bei meiner Geburt beschützt. Deshalb habe sie in dieser Nacht nicht auf ihren
Tempel in Ephesos Acht geben können, sodass der Blitz einschlagen konnte und
ihn niederbrannte.“
    „Tatsächlich? Ich dachte immer, ein Verrückter habe den
Tempel in Brand gesteckt, um berühmt zu werden.“ Auf dem Gesicht der Priesterin
zeichnete sich ein feines Lächeln ab. „Wenn Artemis sich so viel Mühe gemacht
hat, um dich zu beschützen, solltest du dich vielleicht bei ihr revanchieren.“
    „Leider ist ihr Tempel in Ephesos immer noch nicht wieder
aufgebaut. Wenn ich nach Asien komme, ich meine, mein Vater und ich, werden wir
uns persönlich darum kümmern.“
    „Ich dachte eigentlich an etwas Naheliegenderes. Hier auf
der Akropolis gibt es ein Heiligtum der Artemis von Brauron.“
    „Ich weiß“, sagte Alexander sofort. „Für sie haben wir ebenfalls
ein Weihgeschenk, und für die anderen Gottheiten hier ebenfalls.“
    Den Rest des Tages verbrachten die Gesandten damit, allen
auf der Akropolis verehrten Gottheiten Weihgeschenke zu widmen, nicht nur der Artemis
von Brauron und der Athene Polias, sondern auch der Athene Nike, der Athene
Hygieia und der Athene Ergane, was Philotas zu der Frage veranlasste, wie viele
Athenen es hier oben eigentlich gab.
    Als sie spät am Tag den Burgberg wieder verließen, sagte Alexander
zu Hephaistion: „Die Akropolis ist ein Wunder für sich! Schöner und großartiger
kann auch Persepolis nicht sein, egal, was Artabazos gesagt hat.“
    Alkimachos, der unmittelbar hinter ihnen ging, bemerkte gut
gelaunt: „Gut, dass du ihnen dieses Gewand andrehen konntest! Sie müssen es der
Göttin ja nicht wirklich anziehen, Hauptsache, die Priesterin hat es offiziell
entgegengenommen. Das wird sich herumsprechen und Eindruck machen.“
    Am nächsten Tag fanden sich die drei Bevollmächtigten der
Athener in Demetrios’ Haus ein. Zu sechst ließ man sich zwanglos im Bankettraum
nieder, bediente sich aus den Weinvorräten des Gastgebers und machte sich über
die von ihm aufgetischten Speisen her. Alexander hielt eine einleitende Rede,
in der er den aufrichtigen Wunsch seines Vaters, König Philipp, nach einem
dauerhaften Frieden zum Ausdruck brachte. Dann übernahm Antipatros den deutlich
undankbareren Part, Philipps Vorstellungen ein wenig zu präzisieren. Die
Athener, begann er, sollten ihre überseeischen Militärkolonien behalten dürfen
...
    „Das ist aber großzügig“, warf Phokion trocken ein.
    „… mit Ausnahme derer auf der thrakischen Chersonesos“, fuhr
Antipatros ungerührt fort. „Dieses Gebiet gehört schon aus geografischen
Gründen zu unserer Interessensphäre.“
    Aufgebracht rief Demades: „Glaubt Philipp wirklich, wir
liefern ihm unsere Kolonisten auf der Chersonesos aus?“
    „Natürlich nicht. Es steht euch frei, eure Bürger zurückzurufen.“
    „Wie stellt ihr euch das vor? Wohin sollen die Leute denn gehen?“
    Alkimachos, der bis dahin mit seinem Weinbecher gespielt
hatte, stellte ihn mit einem Knall auf den Tisch. „Dorthin, wo sie waren, bevor
Chares die Chersonesos mit brutaler Gewalt annektiert und auf Kosten der
dortigen Griechen athenische Kolonisten angesiedelt hat. Darf ich euch an das
Schicksal von Sestos erinnern? Chares hat alle erwachsenen Männer

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