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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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amüsiert hatte,
wurde nun wieder ernster. „Deine Aufgabe ist es, die Athener nach allen Regeln
der Kunst einzuwickeln, was dir ja nicht schwerfallen dürfte. Zu deiner Unterstützung
hast du die beiden ausgebufftesten Diplomaten bei dir, die ich in all den
Jahren auftreiben konnte. Gemeinsam werdet ihr den Athenern das Fell über die
Ohren ziehen!“
    „Was ist mit Demosthenes?“, erkundigte sich Alkimachos. „Sollen
wir seine Auslieferung verlangen?“
    „Wozu? Demosthenes ist ein Mann von gestern.“

8
    Die Legende stimmte. Schon von Weitem konnten sie die
goldene Lanzenspitze der Göttin in der Sonne blinken sehen, während sie auf die
Stadt zuritten, die ihren Namen trug und sich nach wie vor als kulturellen
Nabel der Welt begriff. Die Akropolis mit ihren Säulen, Giebeln und Dächern
zeichnete sich scharf vor dem blauen Himmel ab, und das gleißende Sonnenlicht
fiel auf die Lanzenspitze des kolossalen Götterbilds und brachte sie zum
Aufblitzen.
    Sie näherten sich Athen von Nordosten, durch den Kerameikos,
den alten Friedhof, wo sich Grabstelen und Denkmäler rechts und links von der
Straße reihten. Hier würde auch die Asche der bei Chaironeia Gefallenen ihre
letzte Ruhestätte finden, deren Urnen mehrere Lagen hoch auf Ochsenkarren
hinter ihnen herrumpelten. Als das Dipylon-Tor in Sichtweite kam, schickte
Alexander zwei Trompeter nach vorn. Philotas, der die berittene Eskorte der
Gesandtschaft befehligte, warf Antipatros einen amüsierten Blick zu, den
Alexander geflissentlich ignorierte. Er hatte den Auftrag, möglichst viel Eindruck
zu schinden, und den würde er erfüllen.
    Vor dem Tor hatte sich eine Abordnung offizieller Vertreter
der Stadt eingefunden, zusammen mit einer Menge von Schaulustigen. Alexander
ließ die Reiter seiner Eskorte zu beiden Seiten der Straße ein Spalier bilden.
Dann ritt er, flankiert von seinen Mitgesandten Alkimachos und Antipatros,
hindurch auf die Abordnung zu. Einer der Offiziellen trat vor, um die Asche der
Gefallenen in Empfang zu nehmen. Dabei warf er Alexander so bitterböse Blicke
zu, als erweise dieser der Stadt nicht etwa einen Gefallen, sondern als habe er
vielmehr die Tempel geschändet und sämtlichen Götterbildern den Kopf
abgeschlagen. Anschließend verkündete Alexander die Freilassung der Gefangenen,
und sobald deren Kolonne in Sichtweite kam, stürzte sich die wartende Menge auf
ihre Söhne, Brüder und Väter.
    Durch das Dipylon-Tor ritt die Friedensgesandtschaft in die
Stadt. Zu beiden Seiten der Prozessionsstraße hatte sich die Bevölkerung
versammelt und verfolgte den Einzug der makedonischen Reiter mit teils
unterdrückter, teils offener Feindseligkeit. Durch brütendes Schweigen ritten
sie zur Agora, wo vor dem Rathaus die offizielle Begrüßung durch den
Ratsausschuss stattfand. Auch hier war die Stimmung eher kühl. Alexander antwortete
höflich und gab der Hoffnung Ausdruck, die traditionelle Freundschaft zwischen
Athen und Makedonien durch einen Friedensvertrag weiter festigen und vertiefen
zu können.
    Sie kamen bei Demetrios unter, der dadurch vom Spitzel zum
offiziellen Staatsgastfreund des Königs avancierte, und das, obwohl er nicht
einmal Bürger Athens war und daher eigentlich nicht die Voraussetzungen für dieses
Ehrenamt mitbrachte.
    „Ich dachte, du hättest vielleicht die Gelegenheit genutzt
und inzwischen das Bürgerrecht erworben“, sagte Alexander zu ihm, als er sich
mit Antipatros und Alkimachos im Bankettraum des Hauses niederließ. Diener
verteilten Kränze an die Gäste und schenkten Wein aus. Obwohl Demetrios ein
reicher Mann war, konnte sein Haus allenfalls nach athenischen Maßstäben als
geräumig und luxuriös gelten. Alexander, der von seiner Kline aus einen guten
Blick hinaus in das kleine Peristyl hatte, musterte unauffällig die Möblierung
und übrige Ausstattung des Raumes. Sparsam und dezent, aber kostspielig, erkannte
er.
    Der Kaufmann gab ein verächtliches Schnaufen von sich.
„Sprichst du von Hypereides’ Antrag, Ausländern das Bürgerrecht zu verleihen?
Den haben sie gleich wieder kassiert, als Demades mit Philipps Friedensangebot
winkte.“
    Die flache Trinkschale, die der Diener Alexander gereicht hatte,
bestand nicht aus Silber oder Gold wie die Trinkgefäße auf den königlichen Symposien
in Pella, sondern aus gutbürgerlicher attischer Keramik. Zum Ausgleich war sie
kunstvoll mit Szenen aus der Mythologie bemalt.
    „Gefällt sie dir?“ Demetrios hatte Alexanders Interesse bemerkt.
„Das Bild

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