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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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als
Hetairen bezeichnen, sondern als Hetären.“
    Eumenes, der bisher geschwiegen hatte, richtete seine Aufmerksamkeit
nun auf die Vorgänge in der Nähe. „Widerlich! Wenn die sich schon in aller
Öffentlichkeit so aufführen, wage ich nicht, mir vorzustellen, was sie tun,
wenn sie unbeobachtet sind.“
    „Dann stell es dir doch einfach nicht vor“, schlug
Hephaistion vor. Eumenes starrte ihn verachtungsvoll an.
    Alexander nahm Hephaistion die Schale aus der Hand und
stellte sie auf dem Tisch ab. Dann zog er seinen Freund an sich heran und
küsste ihn mit demonstrativer Leidenschaftlichkeit auf den Mund.
    „Unglaublich“, hörte er Theopompos murmeln.
    „Sind sie weg?“, fragte Alexander nach einiger Zeit.
    „Ja.“
    „Den Göttern sei Dank. Ich hatte schon Angst, die beiden
Langweiler gehen uns den ganzen Abend auf die Nerven.“
    „Dieser Eumenes kann mich nicht leiden“, beklagte sich Hephaistion.
„Immer, wenn er mich sieht, rümpft er die Nase, als sei ich ein unappetitlich
riechendes Stück Küchenmüll.“
    Etwas stimmte nicht. Er blieb stehen und horchte in die
Dunkelheit hinein. Ein schwacher Lichtschein drang unter der Tür zu seinem
Schlafzimmer hervor.
    Es war mitten in der Nacht. Den ganzen Tag über hatte er
sich mit der Aufstellung der neuen Pezhetairen-Einheit beschäftigt. Wegen der
Ereignisse im Süden hatte er die Reform, die ihm so am Herzen lag, aufschieben
müssen, doch seit seiner Rückkehr fand er endlich wieder Zeit dafür. An diesem
Tag hatte er bis tief in die Nacht an dem Projekt gearbeitet. Als er endlich
seine Räume aufsuchen konnte, fand er sie verlassen vor; die Diener waren
verschwunden, wie üblich um diese Zeit, doch jemand hatte auch sämtliche Lampen
gelöscht. Sofort war er auf der Hut.
    Er zog seinen Dolch und drückte die Tür auf. Der Lichtschein
kam von einer einzelnen Lampe aus durchbrochener Bronze, die auf dem Boden in
der Nähe des Bettes stand. In ihrem schummrigen Licht konnte er eine Gestalt im
Bett erkennen. Er fasste den Dolch fester und trat näher. Die Gestalt richtete
sich halb auf, und das Lampenlicht fiel auf Gesicht und Oberkörper einer Frau,
auf dunkles, lockiges Haar über nackten Schultern.
    Die Frau lächelte verführerisch. „Endlich bist du gekommen!
Ich warte schon lange auf dich.“ Ihre Stimme klang kehlig wie das Gurren einer
Taube.
    Unauffällig steckte er den Dolch weg. „Wer bist du?“ Was sie
wollte, fragte er nicht, denn das war offensichtlich.
    „Laodika.“
    Der Name sagte ihm nichts, obwohl sie selbst ihm vage
bekannt vorkam. Vielleicht eine Hofdame, die er bei dem einen oder anderen
festlichen Anlass aus der Ferne gesehen hatte, aber er war sicher, nie ein Wort
mit ihr gewechselt zu haben. Sie war jung, nur ein paar Jahre älter als er. Und
sie war schön, eine der schönsten Frauen, die er je gesehen hatte. Sogar im
schwachen Licht der Lampe konnte er erkennen, dass ihre Augen strahlend blau
waren. Ihr Duft wehte zu ihm herüber, leicht und verführerisch.
    „Gefalle ich dir? Willst du mehr von mir sehen?“
    Sie ließ die Decke herabrutschen und entblößte ihre Brüste.
Alexander zog die Luft ein, er fühlte, wie Hitze in seinem Körper aufstieg.
Vorsichtig setzte er sich auf den Rand des Bettes. Fast konnte er die Wärme
spüren, die von ihr ausging.
    „Warum bist du gekommen?“, fragte er schließlich doch noch,
weil ihm nichts Besseres einfiel.
    Laodika streckte die Hand aus und ließ sie in sein Haar
gleiten. „Im letzten Jahr bist du ein Mann geworden“, murmelte sie. „Voriges
Jahr warst du noch ein Junge, aber jetzt bist du ein Mann. Und du bist schön.“
    Sie ließ ihre Hand aus seinem Haar an seinem Hals herabgleiten
und dann über seine Schulter und Brust. Die Berührung ihrer Fingerspitzen ging
ihm durch Mark und Bein. Fast gegen seinen Willen streckte er die Hand aus und
berührte ihr Haar. Es war weich und federleicht.
    „Warum kommst du zu mir mitten in der Nacht?“
    „Ich musste warten, bis mein Mann eingeschlafen war.“
    Sie erkannte sofort, dass sie einen Fehler gemacht hatte,
denn ihr Lächeln intensivierte sich und wurde zugleich unsicher. „Ihm macht es
nichts aus“, beteuerte sie hastig. „Er hat nichts dagegen, solange niemand
etwas bemerkt.“
    Ihre Worte hatten ihn ernüchtertet. Plötzlich wurde ihm
klar, warum sie ihm so bekannt vorgekommen war. Das glänzende schwarze Haar,
die blauen Augen, die weißen Zähne, sogar die schlanke Geschmeidigkeit ihres
Körpers: Sie hätte

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