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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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lässt. Sobald er dich nicht mehr braucht,
wird er dich fallen lassen.“
    „Ich frage dich noch einmal: Warum sollte er das?“
    „Weil du nicht sein Sohn bist.“
    Alexander starrte seine Mutter an. Ihre Stimme hatte
beiläufig geklungen, so wie andere Frauen sagten: „Das Essen ist fertig.“ Er
musste sich verhört haben. „Was hast du gesagt?“
    Olympias lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und legte die
Hände flach auf die Oberschenkel, wie man es manchmal bei alten Götterbildern
sah. Ihr Gesicht war unbewegt, die Augen ausdruckslos wie zwei Scheiben aus
Metall. „Du bist nicht Philipps Sohn.“ Auch ihre Stimme klang metallisch.
    Die Worte hingen in der Luft wie ein Gewitter, das kurz vor
der Entladung stand. Alexander hatte das Gefühl, als ob ihm der Boden unter den
Füßen weggerissen wurde. So lange er denken konnte, hatte er sich als Sohn und
Erben des Königs begriffen. Mit Mühe brachte er hervor: „Wessen Sohn sollte ich
sonst sein?“
    Sie lächelte. „Weißt du das nicht längst?“
    Mit einem Mal wurde er wütend. „Hör auf, deine Spielchen mit
mir zu spielen!“, schrie er. „Sag mir, was du meinst!“
    „Hast du es nicht längst gespürt? Schon damals, als Kind, im
Tempel in Pella? Du warst in Olympia, du hast ihn gesehen. Du selbst hast mir
erzählt, wie ergriffen du von dem Anblick warst. Hast du es nicht gespürt, als
du vor ihm standest?“
    Alexander stand auf, packte seine Mutter an den Schultern
und schüttelte sie. Es war ihm egal, ob er ihr wehtat. „Bei allen Göttern der
Unterwelt: Spuck endlich aus, was du sagen willst!“
    Olympias sah triumphierend zu ihm auf. „Zeus ist dein Vater!“
    „Zeus?“, krächzte er und ließ sie abrupt los. „Du
behauptest, Zeus sei mein Vater?“
    „Vergiss, was Philipp dir über den Tag deiner Geburt erzählt
hat! Sein lächerlicher Olympiasieg und Parmenions Sieg über ein paar
ungewaschene Illyrer. Als du geboren wurdest, saß ein Adler auf dem Dach des
Palastes – der Vogel des Zeus! Die Geburt war lang und schwer, doch der Adler
saß dort den ganzen Tag, vollkommen regungslos.“
    Alexander machte einen Schritt nach hinten und ließ sich auf
die Kline sinken. Eine Woge von Erleichterung flutete über ihn hinweg. Eben
noch hatte er seine Welt in Scherben gesehen, nun stellte sich heraus, dass
seine Mutter einfach nur verrückt geworden war. Alles in allem war das die angenehmere
Alternative.
    „Mutter, ich weiß nicht, wie du auf das alles kommst, aber eines
weiß ich genau: Nur ein Sohn des Königs kann dessen Erbe antreten. Wenn ich
nicht Philipps Sohn bin, habe ich keinen Anspruch, ihm als König nachzufolgen.
So einfach ist das.“ Er stand auf und griff nach seinem Umhang. Langsam legte
er ihn sich um die Schultern. „Philipp hat mich als Thronfolger anerkannt. Mach
es mir nicht kaputt! Nachdem wir beide so lange dafür gekämpft haben: Mach es
mir nicht kaputt!“
    Damit ging er.

11
    Korinth war schon immer eine Stadt von Welt gewesen, ein
pulsierendes Zentrum des Handels, voll von Kaufleuten und Reisenden, von
Prostituierten und Seeleuten. Nun füllte die Stadt sich zusätzlich mit den
Delegierten aus den griechischen Stadtstaaten. Philipp hatte sie in Korinth
zusammengerufen, und sein Sieg bei Chaironeia verlieh seiner Einladung
Nachdruck. Sie kamen alle, die Athener und Boiotier, die Thessalier und Peloponnesier,
die Doloper, Lokrer, Aitoler und Akarnanen, die Griechen von den Inseln und von
den Städten an der thrakischen Küste. Viele kamen nur zähneknirschend, aber sie
kamen. Einzig und allein die Spartaner glänzten durch Abwesenheit.
    In Korinth sollten alle gemeinsam über eine neue Friedensordnung
für ganz Griechenland beraten. Ein Bund sollte geschlossen werden, mit einem
Synhedrion, in dem jeder Staat über Sitz und Stimme verfügte. Bewaffnete
Auseinandersetzungen würden der Vergangenheit angehören. Sollte einer der
Bundesgenossen angegriffen werden, standen ihm die anderen Bündnispartner zur
Seite. Hierfür würde ein Bundesheer einberufen werden, das unter dem Befehls
eines Hegemons stand. Für den verantwortungsvollen Posten schlug Philipp in
aller Bescheidenheit sich selbst vor, der Einfachheit halber gleich auf Lebenszeit.
    Im Frühjahr kam er persönlich nach Korinth. Er stieg mit
seinem Gefolge bei Demaratos ab, der in der Nähe ein geräumiges Landhaus besaß.
Sorgfältig vermied es Philipp, sich in der Öffentlichkeit mit einer Truppe
schwer bewaffneter Leibwächter zu zeigen – er war

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