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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Zeit, dass wir uns wieder auf unsere alten
makedonischen Tugenden besinnen. Auf die bewährten Sitten unserer Vorväter!“
    „Das ist eine Beleidigung Philipps!“, brüllte jemand.
    Ein anderer schrie: „Jawohl, eine Missachtung all dessen, wofür
er zwanzig Jahre lang gekämpft hat!“
    Jemand aus Alexanders Anhängerschaft nutzte die Gunst des
Augenblicks. „Heromenes beleidigt unseren König Philipp!“
    In dem einsetzenden Tumult versuchte Heromenes vergeblich,
sich wieder Gehör zu verschaffen. Schließlich breitete sein Bruder Arrhabaios
beschwichtigend die Hände aus. „Nichts liegt meinem Bruder ferner, als unseren
König Philipp zu beleidigen, ganz im Gegenteil! Er wollte nur darauf verweisen,
dass einzig und allein Philipp uns in Asien zum Sieg hätte führen können.
Niemand besitzt das Format, in seine Fußstapfen zu treten, keiner von uns, aber
Alexander schon gar nicht. Was hat er denn bisher geleistet?“
    Kleitos brüllte: „Er hatte in unzähligen Schlachten
gekämpft, gegen die Skythen, Triballer, Illyrer! Er war erst sechzehn, da hat
er schon selbstständig einen Feldzug geführt und die Maider besiegt. Bei
Chaironeia führte er den alles entscheidenden Angriff. Reicht das?“
    Arrhabaios machte eine wegwerfende Geste. „Ja, es stimmt,
Philipp hat ihm ein paar kleinere Kommandos anvertraut, aber stets unter der
Aufsicht erfahrener Offiziere. Sie mussten aufpassen, dass er nicht allzu viel
Unsinn anstellte.“
    Amyntas’ Anhänger brachen pflichtschuldigst in Gelächter
aus, während die Alexanders lautstark protestierten.
    „Das ist eine Lüge!“
    „Verleumdung!“
    Wieder ergriff Heromenes das Wort. „Wie jeder Vater hoffte
Philipp, dass sein Sohn sich bewähren würde, doch seine Hoffnungen wurden enttäuscht.
Deshalb heiratete er Kleopatra, die Nichte des angesehenen Feldherrn Attalos,
dessen Neffen Hippostratos ihr hier an unserer Seite seht.“ Von seiner
Erfolglosigkeit entnervt, hatte Heromenes offenbar völlig vergessen, wie viel
Mühe sein Bruder sich zuvor gegeben hatte, Amyntas als Philipps auserkorenen Erben
hinzustellen. „Um zu zeigen, dass er Kleopatra als Mutter seines Erben
betrachtete, verlieh er ihr nach der Hochzeit den Namen seiner geliebten
Mutter, der von allen hoch geehrten Königin Eurydika.“ Das aufbrandende
Gelächter ignorierte Heromenes geflissentlich. „Alexander dagegen schickte er
ins Exil, als er gegen ihn intrigierte, und er rief ihn nur deshalb zurück,
weil er ihn während des Krieges in Asien nicht in seinem Rücken wissen wollte.“
    Jemand schrie: „Das ist doch Unsinn!“
    „Unverschämtheit!“
    „Das sind böswillige Verdrehungen der Wahrheit!“
    Jemand von weiter hinten rief: „Wieso soll Philipp denn Alexander
nicht mehr als seinen Erben betrachtet haben? Einen besseren hätte er doch gar
nicht kriegen können!“
    Viele Zwischenrufer stimmten dem zu. Es war offensichtlich,
dass es Heromenes und seinem Bruder bisher nicht gelungen war, die Menge zu
überzeugen, und allmählich gingen ihnen die Argumente aus.
    „Dafür gibt es nur einen Grund!“, rief eine Stimme aus dem
Hintergrund. Amyntas’ gleichnamiger Freund schob sich nach vorn und trat neben ihn
zu Arrhabaios und Heromenes. „Nur ein einziger Grund ist denkbar, warum Philipp
Alexander nicht mehr als seinen Erben duldete.“ Er wartete, bis die Spannung
sich aufgebaut hatte. „Und dieser Grund ist: Philipp wusste, dass Alexander
nicht sein Sohn war.“
    Schlagartig wurde es still. Sogar den lebhaftesten Zwischenrufern
hatte es die Sprache verschlagen.
    „Ihr alle kennt die Gerüchte um Olympias, die Zauberin aus
Epeiros. Sie hängt anrüchigen Kulten an, schreckt auch vor Gift nicht zurück
und hat widernatürlichen Umgang mit Schlangen. Schließlich hatte Philipp genug
von ihrem Treiben. Er jagte sie aus dem Haus und schickte sie dorthin zurück,
woher sie gekommen war. Wer könnte ihm verdenken, dass ihm Zweifel kamen, ob
Alexander überhaupt sein Sohn ist?“ Amyntas zeigte mit dem Finger auf
Alexander. „Seht ihn euch an! Er sieht Philipp nicht einmal ähnlich!“
    Gemurmel erhob sich. Alexander erfasste instinktiv, dass von
allem, was bis dahin vorgebracht worden war, einzig und allein Amyntas’
Verdächtigungen ihm gefährlich werden konnten. Er musste den Mann zum Schweigen
bringen, ehe es zu spät war. Entschlossen trat er nach vorn und forderte mit
einer Armbewegung Gehör.
    „Diese Behauptung ist absurd“, begann er. „Noch vor zwei
Tagen, an dem Tag, an

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