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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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ging Leonidas mit Alexander und Phoinix in das von dorischen
Säulen umstandene Peristyl. Es war von quadratischen Banketträumen umgeben, die
wie in Pella mit Malereien und Mosaikfußböden ausgestattet waren. Einer der
Säle war anders. Er war nicht quadratisch, sondern kreisrund, und in der Mitte
stand auf einem Sockel ein Standbild aus Bronze. Es stellte einen großen,
muskelbepackten Mann dar, der sich auf eine Keule stützte und lässig das Fell
eines Löwen über den Arm drapiert trug.
    „Das ist Herakles“, erklärte Leonidas mit heiserer Stimme.
Er litt seit Tagen an einer schlimmen Erkältung. „Der Heros wird in diesem Raum
als Stammvater des Königshauses verehrt.“
    Mit leuchtenden Augen ging Alexander um die Statue herum und
inspizierte sie von allen Seiten. Sie wirkte so lebensecht, dass man meinen konnte,
der Halbgott werde jeden Augenblick von seinem Podest herabsteigen und seine
Keule schwingen. „Herakles kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich finde, er sieht
ein bisschen aus wie der König, nur dass er größer ist und mehr Muskeln hat.“
    „Unsinn“, krächzte Leonidas. Seine Stimmung war auf dem
Tiefpunkt, nicht nur wegen der Halsschmerzen, der laufenden Nase und der
triefenden Augen, sondern vor allem, weil er Erkältungen für ein Zeichen von
Schwäche hielt.
    „Ich finde, Alexander hat recht“, mischte sich Phoinix ein.
Mit ironischem Grinsen fügte er hinzu: „Es muss daran liegen, dass Philipp ein
Nachfahre von Herakles ist. Gewissermaßen eine Familienähnlichkeit.“
    Bevor die Sonne unterging, gingen sie noch schnell hinauf
zur alten Festung, deren zyklopische Mauern oberhalb des Palasts in den Himmel
ragten. Vom höchsten der Türme aus konnten sie weit über die Stadt in die Ebene
sehen. Der Himmel war immer noch klar und hell.
    „Diese Festung ist der Stammsitz der Argeaden“, erläuterte
Phoinix, da Leonidas’ Stimme endgültig versagt hatte. „Von hier aus herrschten
sie, bevor Archelaos die Hauptstadt nach Pella verlegte. Den Palast weiter unten
hat der König erst vor ein paar Jahren bauen lassen. Die Berge hinter uns sind
die Ausläufer des Pieros, die Höhenzüge im Westen gehören zum Bermion, und der
Fluss, den du dort unten siehst, heißt Haliakmon.“
    Am nächsten Morgen hatte Leonidas hohes Fieber und musste
das Bett hüten. Daher gingen Phoinix und Alexander ohne ihn hinunter in die
Stadt und dann weiter durch die Tore nach draußen. Das Gelände dort war übersät
mit Grabhügeln, manche so alt, dass sie von Wind und Wetter fast abgetragen
waren. Stelen auf ihnen kündeten von den Namen der hier Bestatteten, einige neu
und frisch bemalt, andere zerborsten, mit verblassten Farben und verwitterten
Inschriften, bewachsen mit Flechten und Moos.
    Da es nachts noch immer kalt wurde, froren sie in der klaren
Luft, als sie zwischen den Grabhügeln umherstreiften. Alexander konnte seinen
Atem in der Kälte aufsteigen sehen, bis die Sonne höher stieg und es allmählich
wärmer wurde. Schließlich kamen sie zu Grabhügeln, die größer und höher waren
als die, die sie bisher gesehen hatten. Breite Zugänge waren in das gewölbte
Erdreich geschnitten und führten auf Fassaden zu, die mit Säulen und Gesimsen
verziert und mit Malereien geschmückt waren.
    „Dies sind die Gräber der Könige von Makedonien“, erklärte
Phoinix. „Kennst du die alte Prophezeiung, wonach die Argeaden Könige sein werden,
solange sie in Aigai begraben werden?“
    „Ja, Kleitos hat mir davon erzählt.“
    „Auch dein Vater wird hier beigesetzt werden, und eines Tages
vielleicht auch du selbst.“
    Sie wanderten zwischen den Königsgräbern umher, dann
erreichten sie ein Areal, wo die Hügel wieder älter waren und stärker
verwittert. Einer davon fiel Alexander sofort ins Auge, nicht groß, aber
offenbar sehr alt. Ein Steinblock lag davor, ebenfalls verwittert und tief in
die Erde eingesunken. Alexander legte eine Hand auf den von Flechten
verkrusteten Stein. Er fühlte eine fremde Präsenz, intensiv und überwältigend,
aber nicht bedrohlich.
    „Wessen Grab ist das?“, fragte er atemlos.
    Phoinix verzog bedauernd das Gesicht. „Ich weiß es nicht.
Die Gräber hier sind so alt, dass niemand mehr sagen kann, wer darin bestattet
ist.“
    „Ich weiß es trotzdem. Das hier ist das Grab von Karanos,
dem ersten König der Makedonen. Er ist mein Vorfahr, ich kann spüren, dass sein
Geist hier ist.“
    Phoinix sah zu dem verwitterten Hügel und dann wieder zu dem
Stein, der wie ein Altar

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