Eine Krone für Alexander (German Edition)
auf die Nachbarpritsche. Hektor, der im Begriff gewesen war,
dasselbe zu tun, huschte zur nächsten weiter. Alexander grinste verstohlen. Er
hatte gar nicht gewusst, dass sein Freund so durchsetzungsfähig sein konnte.
„Na, fühlst du dich schon wie zu Hause?“, grinste Hephaistion,
als er sich auf der eben eroberten Pritsche niederließ.
Alexander zuckte die Achseln. „Leonidas würde es hier gefallen.“
Das Bett war genauso, wie er es erwartet hatte, nämlich schmal und hart, mit
dünnen, kratzigen Decken. Alles genau wie früher bei Leonidas. Es wäre nicht
nötig gewesen, ihn darauf hinzuweisen, dass es für ihn keine Extrawurst geben
würde. Die hatte es weder bei Balakros noch bei Koiranos gegeben, und er hatte
sie auch nie vermisst. „Dieser Antigenes ist ein raffinierter Kerl. Er hat
gleich am Anfang klargestellt, woher hier der Wind weht.“
Von der Pritsche gegenüber meldete sich Attalos zu Wort.
„Auf jeden Fall muss er ein guter Menschenkenner sein. Mit Proteas und Langaros
hat er sich genau die Richtigen herausgegriffen.“
Düster erwiderte Alexander: „Hoffentlich nimmt mich Antigenes
nicht dauernd aufs Korn, um zu demonstrieren, dass es für niemanden
Sonderrechte gibt. Lasst uns unsere Sachen einräumen, und dann rüber zum Essen.
Ich habe Hunger.“
Der Speisesaal befand sich in der Baracke gegenüber, gleich
neben der Küche. Tische und Bänke waren aus rohem Holz gezimmert. An der Stirnseite
des Saales stand ein Tisch mit großen Kesseln, vor denen sich bereits eine
Traube hungriger Jungen gebildet hatte. Drei ältere Königsjungen hatten die
Essensausgabe übernommen. „Hier wird nicht gedrängelt! Stellt euch ordentlich
in einer Reihe auf und benehmt euch diszipliniert!“
Alexander und Hephaistion stellten sich am Ende der Schlange
an und nahmen sich jeweils eine grobe Tonschüssel, einen Becher und einen hölzernen
Löffel. Sie warteten, bis sie an der Reihe waren und der ältere Königsjunge
ihnen eine Kelle voll undefinierbaren Breis in die Schüssel klatschte. Dazu gab
es einen Kanten Brot und zum Schluss eine Kelle verdünnten Wein. Aus dem
Augenwinkel bekam Alexander mit, wie Proteas und Langaros auf einen Tisch
zusteuerten, an dem sich bereits Attalos und Hektor niedergelassen hatten. Er
folgte ihnen.
Hektor rührte mit dem Löffel in seiner Schale und ließ den
Brei ein paar Mal herunterklatschen. „Sieht eklig aus.“
„Schmeckt auch so“, meinte Marsyas und verzog das Gesicht.
„Ist hier noch frei?“ Ein unbekannter Junge setzte sich auf
den letzten freien Platz an ihrem Tisch. Alexander fiel auf, dass er stark
hinkte.
„Der Wein ist genauso ungenießbar“, beklagte sich Proteas.
„Schmeckt wie Essig. Das einzig Gute ist, dass er stark verdünnt ist.
Eigentlich ist es eher Wasser mit einem Schuss Wein. Gerade genug, um den
Geschmack zu verderben.“
Hephaistion sagte: „Das haben sie absichtlich gemacht, damit
du nicht zu viel trinkst. Nur gerade so viel, dass du uns nicht verdurstest!“
Alle kicherten anzüglich, doch Marsyas meinte: „Ganz im
Ernst: Wie sollen wir von diesem Zeug leben? Das bringt doch kein Mensch
runter!“
„Vielleicht ist es nur am ersten Tag so schlimm“, mutmaßte
Langaros, „um uns zu zeigen, wie hart die Disziplin hier doch ist, und später
wird es wieder besser.“
„Von wegen“, murmelte Marsyas. „Ich wette, das Essen bleibt
so.“
Hektor meinte: „Meine Brüder sagen, das Essen ist so
schlecht, damit uns später der normale Militärfraß im Vergleich dazu richtig
toll vorkommt.“ Hektor war Parmenions jüngster Sohn, seine älteren Brüder Philotas
und Nikanor hatten ihre Zeit bei den Königsjungen bereits hinter sich.
Attalos schaufelte tapfer den Brei in sich hinein. „Stellt
euch nicht so an! So schlimm ist es nun auch wieder nicht.“
„Wenigstens ist das Brot in Ordnung“, meinte der Junge, der
sich an ihren Tisch gesetzt hatte, kauend.
„Wer bist du eigentlich?“ fragte Alexander.
„Harpalos, Sohn des Machatas aus Elimeia.“
Alexander kannte einen Machatas, er gehörte zum ehemaligen
Königshaus von Elimeia, das von Philipp entmachtet worden war. „Bist du
zufällig mit Phila verwandt, der ersten Gemahlin meines Vaters?“
„Ihr Neffe.“
Alexander stellte die anderen vor. „Proteas und Langaros
kennst du ja schon. Das da sind Hephaistion, Sohn des Amyntor, Attalos, Sohn
des Andromenes, Hektor, Sohn des Parmenion, Marsyas, Sohn des Periandros, und
Kassandros, Sohn des
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