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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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„Philosophen
sind normalerweise alt und verschrumpelt und haben lange, weiße Rauschebärte.
Dieser Aristoteles ist höchstens Anfang vierzig, die beiden anderen sind sogar
noch jünger, erst Ende zwanzig, würde ich sagen. Und alle drei sehen so mickrig
aus, dass sie von Glück sagen können, dass sie nicht mit uns auf den Marsch
mussten. Die hätten schon nach einer Stunde schlappgemacht.“
    Marsyas fühlte sich verpflichtet, die Lehrer zu verteidigen.
„Zum Marschieren sind sie ja auch nicht hier, sondern um uns etwas
beizubringen. Ich fand es jedenfalls heute Vormittag interessant, und ich bin
gespannt, wie es weitergeht.“
    Ein Junge, der mit seiner Gruppe ein Stück weiter saß und
mitgehört hatte, mischte sich ein. „Er hat recht. Heutzutage reicht es nicht
mehr, wenn man auf einem Pferd sitzen und mit dem Schwert herumfuchteln kann.
Als Offizier muss man auch Grips haben, sagt der König immer. Ich bin übrigens
Leonnatos, Sohn des Anteas aus Pella.“ Alexander kannte Leonnatos bereits, denn
er war ein Verwandter von ihm. Sein Vater war Eurydikas Neffe, der Sohn ihrer
Schwester. Leonnatos fuhr fort: „Und diese trübe Tasse hier ist Seleukos, Sohn
des Antiochos aus Europos.“
    Huldvoll erklärte Seleukos: „Leonnatos und ich sind schon
das zweite Jahr dabei. Also, wenn ihr irgendwelche Fragen habt, wendet euch
vertrauensvoll an uns.“
    Leonnatos grinste gönnerhaft. „Heute gibt es übrigens Neuen-Rabatt.
Euch Frischlingen verdanken wir es nämlich, dass wir den Marsch nicht wie
üblich in voller Bewaffnung machen müssen. Deshalb habt ihr etwas gut bei uns. Aber
nur heute.“

2
    Mieza lag in den Ausläufern des Bermion-Gebirges, inmitten einer
idyllischen Landschaft voller Quellen, Bäche und Teiche. Wegen der vielen
Obstbäume, der Weingärten und der wilden Rosen, die hier überall wuchsen,
nannte man die Gegend die „Gärten des Midas“. Denn hier, so ging die Sage,
hatte einst der berühmte Phrygerkönig Midas gelebt, der alles, was er berührte,
in Gold verwandelte. Die wildromantische Gegend war den Nymphen heilig. Ihnen
war in der Nähe von Mieza ein Heiligtum geweiht, in einem verlassenen
Steinbruch, dessen senkrecht aufragende Felswände längst von Efeu und
Kletterrosen überwuchert worden waren. Unten zog sich ein langer Säulengang
hin, Nischen und Stufen waren in den Fels geschlagen, und es gab natürliche
Grotten, in denen der Fels bizarre Formen gebildet hatte.
    Hier lag das Anwesen, das der König für die Schule hatte
herrichten lassen. Um einen Hof herum gruppierten sich Baracken mit den Schlaf-
und Essensräumen, der Küche und den Magazinen für die Waffen und die sonstige
Ausrüstung. Für die sportlichen Aktivitäten hatte der König ein Gymnasion mit
allen Schikanen spendiert, mit Lauf- und Exerzierplätzen, Umkleideräumen und
einem großen Badehaus.
    Wenn der Unterricht am Vormittag vorbei war, verbrachten die
Jungen den Rest des Tages mit hartem Training. Stundenlang exerzierten sie bei
glühender Hitze und in voller Bewaffnung, oder sie ritten, bis der Hintern wund
war. Die Waffen, mit denen sie trainierten, waren aus Holz, um ernste
Verletzungen zu vermeiden. Dennoch waren alle ständig grün und blau geschlagen.
Oft hatten sie obendrein das deprimierende Gefühl, es Antigenes und den anderen
Ausbildern nie recht machen zu können. Wenn sie Pech hatten, sahen ihnen die
Wachsoldaten, die unter Kleitos’ Befehl in Mieza stationiert waren, bei ihren
anfängerhaften Bemühungen zu und machten sich über sie lustig. Abends fielen
sie todmüde in ihre Betten.
    Das Essen blieb weiterhin schlecht. Mit der Zeit gewöhnten
sie sich daran, genau wie an alles andere. Jeden Morgen wurden sie in aller
Frühe aus dem Schlaf gerissen. Die Nachtruhe war strikt einzuhalten. Im
Badehaus des Gymnasions gab es (zumindest im Sommer) nur kaltes Wasser. Die
Königsjungen mussten ihre Räume selbst in Ordnung halten, die Pferde versorgen
und die Ställe säubern, sie machten Küchendienst, gaben das Essen aus und
schoben Nachtwache. Die Ausbilder und Wachen machten gern überraschende
Kontrollen, und wer sich überrumpeln ließ oder friedlich schlafend angetroffen
wurde, wurde streng bestraft. Ebenso, wer seine Ausrüstung nicht instand hielt,
sich beim Training dumm anstellte, meckerte oder herumalberte. In harmloseren
Fällen drohten zusätzliche Nachtwachen und Küchendienst, Ställe ausmisten und
Latrinen putzen. Für die hartnäckigen Fälle griff man zu drastischeren Methoden,
wie

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