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Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Titel: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Auftrag, aber kaum einer, mit dem man einen Ruf begründet. Doch dann entdeckte er reiche Leute. Insbesondere die Vanderbilts.
    Die Vanderbilts waren die reichste Familie in den Vereinigten Staaten, ihr Imperium war auf Eisenbahnen und Reedereien von Cornelius Vanderbilt gegründet, einem, mit den Worten eines Zeitgenossen, »ungehobelten, Tabak kauenden, vulgären Tölpel«. Cornelius Vanderbilt — der »Kommodore«, wie er sich gern nennen ließ, obwohl er keinen Anspruch auf den Admiralstitel hatte war nicht sonderlich kultiviert oder intellektuell interessant, doch geradezu unheimlich geschickt, das Geld nur so zu scheffeln.
    Es gab eine Zeit, in der ungefähr zehn Prozent allen in den
    *Der Kommodore hatte übrigens am eigenen Leib erfahren, wie wenig belastbar Eisen war. 1838 entgleiste ein Zug der Camden and Amboy Railroad, mit dem er unterwegs war. Eine Achse brach, und Vanderbilts Wagen krachte eine neun Meter hohe Böschung hinunter. Zwei Fahrgäste starben. Vanderbilt überlebte schwer verletzt. Ebenfalls in dem Zug befand sich der frühere Präsident der Vereinigten Staaten, John Quincy Adams. Er kam unbeschadet davon.
    Vereinigten Staaten in Umlauf befindlichen Geldes ihm gehörten. Die Vanderbilts besaßen gemeinsam etwa 30 000 Kilometer Eisenbahnstrecken sowie das meiste, was darüberrollte, und verdienten damit so viel Geld, dass sie eigentlich nicht mehr wussten, wohin damit.
    Richard Morris Hunt unterstützte sie netterweise dabei, es auszugeben. Er baute in der Fifth Avenue in New York, in Bar Harbor in Maine, auf Long Island und in Newport prunkvolle Luxusresidenzen für sie. Selbst das Familienmausoleum auf Staten Island war mit 300 000 Dollar so teuer wie manche überdimensionierte Prachtvilla. Einerlei, was die Vanderbilts für bauliche Kapriolen schlugen, Hunt war ihnen behilflich. Oliver Belmont, Gatte Alva Vanderbilts, war zum Beispiel verrückt nach Pferden. Er ließ Hunt eine Villa mit zweiundfünfzig Zimmern entwerfen, Belcourt Castle, in der das gesamte Erdgeschoss aus Ställen bestand, so dass der Hausherr seine Kutsche durch die massiven Eingangstore ins Haus fahren konnte. Die Ställe für die Pferde hatten Teakverkleidungen und Armaturen aus Sterlingsilber. Der Wohnbereich für die Menschen befand sich darüber.
    In der Frühstücksecke einer der vielen Vanderbilt-Villen hing ein Rembrandt. In The Breakers war das Spielhaus für die Kinder größer und besser eingerichtet als die Wohnhäuser der meisten US-Bürger; es hatte Klingeln, die mit dem Haupthaus verbunden waren, so dass die Kinder die Diener herbeirufen konnten, wenn sie plötzlich Durst hatten, einen Schnürsenkel gebunden haben mussten oder sonst in eine Krise schlitterten, weil es ihnen an Bequemlichkeit mangelte.
    Die Vanderbilts wurden so mächtig und selbstherrlich, dass sie sich alles erlauben konnten. Buchstäblich sogar Mord. Reggie Vanderbilt, Sohn von Cornelius und Alice, war ein berüchtigt rücksichtsloser Autofahrer (außerdem anmaßend, faul, dumm, kurzum, bar jeder positiven Eigenschaft), der bei fünf verschiedenen Gelegenheiten in NewYork Fußgänger um- oder überfuhr. Zwei von denen, die er zur Seite schleuderte, starben, ein dritter blieb sein Leben lang verkrüppelt. Reggie wurde nie zur Verantwortung gezogen.
    Das einzige Familienmitglied, das scheinbar gegen den Drang gefeit war, über die Strenge schlagen oder sich als Ekel gebärden zu müssen, war George Washington Vanderbilt, der so entsetzlich schüchtern und still war, dass ihn die Leute manchmal für geistig zurückgeblieben hielten. Dabei war er hochintelligent und sprach acht Sprachen. Er lebte bis ins Erwachsenenalter zu I lause und vertrieb sich die Zeit damit, moderne Literatur ins Altgriechische zu übersetzen und klassische griechische Texte in moderne Sprachen. Er besaß eine Sammlung von über zwanzigtausend Büchern, vermutlich die größte Privatbibliothek in den Vereinigten Staaten. Als sein Vater starb und ein Vermögen von etwa 200 Millionen Dollar hinterließ, erbte George, damals dreiundzwanzig Jahre alt, zehn Millionen davon, was nicht nach viel klingt, aber 300 Millionen in heutigem Geld entspricht.
    1888 beschloss er endlich, sich ein eigenes Haus zu bauen. 1:r kaufte gut 500 Quadratkilometer Waldland in North Carolina und engagierte Richard Morris Hunt, der ihm etwas schön ( Gemütliches darauf bauen sollte. Er selbst wollte gern ein Loire-Schloss, aber natürlich nobler und mit besseren sanitären Anlagen. Biltmore,

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