Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge
Reihe von Betonmöbeln für seine Betonhäuser: Schreibtische, Schränke, Stühle, sogar ein Betonklavier. Er versprach, er werde bald ein Doppelbett für nur fünf Dollar anbieten, das nie kaputtgehen würde. Die gesamte Palette der Produkte sollte bei der Zement- und Betonindustrieschau in NewYork im Jahre 1912 gezeigt werden. Doch dann wurde die Ausstellung eröffnet, und der Stand von Edison war leer. Die Edison Company bot niemals eine Erklärung dafür. Soweit man weiß, verlor auch Edison nie wieder ein Wort über das ganze Unternehmen.
Ein paar Betonhäuser wurden gebaut, und einige stehen sogar noch in New Jersey und Ohio, doch allgemein setzte sich die Bauweise nie durch; die Betonhäuser wurden einer der teureren Fehlschläge Edisons. Und das will was heißen, denn Edison hatte ja ein untrügliches Gespür dafür, welche Dinge die Welt gebrauchen könnte, aber nie dafür, ob sie davon auch Gebrauch machen wollte.
Darum begriff er zum Beispiel überhaupt nicht, was für ein Potential der Phonograph im Bereich der Unterhaltung hatte, er sah ihn nur als Gerät zum Diktieren und Stimmen-Archivieren und nannte ihn daher auch »Sprechgerät«. Jahrelang weigerte er sich im Übrigen anzuerkennen, dass die Zukunft der bewegten Bilder darin lag, sie auf Leinwände zu projizieren, denn er hasste den Gedanken, dass sie jemand sehen konnte, der sich in den Zuschauerraum geschlichen hatte, ohne eine Eintrittskarte zu kaufen. Lange hielt Edison daran fest, dass man die Bilder sicher in von Hand gekurbelten Guckkästen bewahren sollte. 1908 erklärte er übrigens im Brustton der Überzeugung, Flugzeuge hätten keinerlei Zukunft.
Nach seinem teuren Scheitern mit Beton widmete er sich anderen Ideen, die sich meist als undurchführbar oder nachweislich hirnrissig erwiesen. Er entwickelte ein Interesse an Kriegführung und behauptete, er sei bald in der Lage, mit »elektrisch geladenen Atomisierern« gegnerische Truppen in ein Massenkoma zu versetzen. Er heckte auch einen Plan aus, riesige Elektromagneten zu bauen, die feindliche Kugeln im Flug auffangen und auf dem Weg zurückschicken würden, auf dem sie gekommen waren. Er investierte heftig in einen vollautomatisierten Laden, in dem die Kunden eine Münze in einen Schlitz stecken konnten und einen Moment später ein Sack Kohlen, Kartoffeln, Zwiebeln, Nägel, Haarnadeln und jede andere gewünschte Ware eine Rutsche hinunterkullern würden. Das System funktionierte nie. Nicht einmal in Ansätzen.
Und damit kommen wir endlich zu der Nische in der Wand und dem staunenswerten Gerät, das darin stand: zum Telefon. Als Alexander Graham Bell 1876 das Telefon erfand, sah weit und breit niemand sein ganzes Potenzial, auch Bell nicht. Ja, viele sahen nicht, dass es überhaupt Potenzial hatte. Manager der Western Union taten es berühmtermaßen als »elektrisches Spielzeug« ab. Unabhängig davon machte Bell weiter, und es sollte, gelinde gesagt, sein Schaden nicht sein. Das Patent, das er beantragte (Nr. 174 465), wurde das wertvollste, das je erteilt wurde. Dabei fügte er eigentlich nur schon existierende Techniken zusammen. Die notwendigen Zubehörteile für ein Telefon gab es schon seit dreißig Jahren, und die Funktionsprinzipien verstand man auch. Das Problem bestand weniger darin, eine Stimme an einem Draht entlangwandern zu lassen — seit Jahren hatten das schon Kinder mit zwei Blechdosen und einem Stück Seil gemacht —, als vielmehr darin, die Stimme so zu verstärken, dass man sie auch in der Ferne hörte.
1861 baute ein deutscher Lehrer namens Philipp Reis einen Prototypen und nannte ihn sogar »Telephon«, warum ihm die Deutschen natürlich auch die Erfindung desselben zuschreiben. Der einzige Nachteil an Reis' »Telephon« war, dass es nicht funktionierte, zumindest nicht nach den Erkenntnissen der damaligen Zeit. Es konnte nur einfache Signale senden und empfangen — hauptsächlich Klacken und einige wenige klingende Töne —, aber nicht so effizient, dass es dem Telegrafen ernsthaft Konkurrenz machte. Ironischerweise entdeckte man später, dass das Reis'sche Gerät Sprache erstaunlich getreu senden konnte, wenn die Kontaktstellen mit Staub oder Schmutz verunreinigt waren. Leider aber hatte Reis seine Ausrüstung mit teutonischer Gründlichkeit blitzsauber gehalten, und er sank ins Grab, ohne je zu erfahren, wie nahe er daran gewesen war, ein funktionierendes Gerät zu bauen. Zumindest drei andere Männer, einschließlich des US-Amerikaners Elisha Gray, waren
Weitere Kostenlose Bücher