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Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Titel: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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oft Veränderungen vor, die die Wirtschaftliehkeit verbesserten. Wie gesagt, war er kein großer Architekt, aber ein solider, und verstand dank seiner Arbeit in der Landschaftsgestaltung mehr von Entwässerung als vielleicht alle anderen Architekten seiner Zeit. Außerdem war er Meister in der Bodenverbesserung, lange bevor das Fach existierte. Unsichtbar unter seinen schlummernden Landschaften befinden sich manchmal komplizierte Dränagesysteme, die Sümpfe in Wiesen verwandelten und sie in den letzten 250 Jahren auch als Wiesen bewahrten. Er hätte genauso gut Dränage Brown heißen können.
    Als man ihm einmal 1000 Pfund anbot, damit er einen Herrensitz in Irland anlegte, lehnte er mit dem Argument ab, er habe ja noch nicht ganz England gestaltet. In den drei Jahrzehnten seiner Selbstständigkeit führte er 170 Aufträge aus, veränderte dabei einen guten Teil der englischen Landschaft und wurde reich. Schon zehn Jahre nach Geschäftsgründung verdiente er 15 000 Pfund im Jahr, so viel, dass er zu den Spitzenverdienern des allmählich entstehenden Bürgertums gehörte.
    Seine Leistungen wurden indes nicht vorbehaltlos von allen bewundert. Der Dichter Richard Owen Cambridge sagte ihm einmal ins Gesicht: »Mein aufrichtiger Wunsch ist, dass ich vor Ihnen sterbe, Mr. Brown.«
    »Warum?«, lautete die überraschte Antwort.
    »Weil ich gern den Himmel sehen würde, bevor Sie ihn verbessert haben«, antwortete Cambridge trocken.
    Der Maler John Constable hasste Browns Arbeiten. »Man kann nicht von Schönheit sprechen, weil es nicht Natur ist«, erklärte er. Doch Browns engagiertester Widersacher war der snobisti- sehe Sir William Chambers. Er tat Browns Landschaftsgärten als fantasielos ab und behauptete, dessen Parks »unterschieden sich sehr wenig von gewöhnlichen Wiesen und Feldern«. Chambers' Vorstellung von einer verschönerten Landschaft war es hingegen, überall grellbunte Gebäude hinzusetzen. Er entwarf die Pagode, eine Alhambra und andere kurzweilige Dinge in Kew. Chambers hielt Brown, dessen Sprache und Manieren ihm nicht kultiviert genug waren, eigentlich für einen Bauern, doch Browns Klient en liebten ihn. Einer — Lord Exeter — hängte ein Bild von ihm in seinem Haus auf, damit er ihn jeden Tag sehen konnte. Brown scheint auch ein wirklich netter Mensch gewesen zu sein. In einem seiner wenigen erhaltenen Briefe schreibt er seiner Frau, wie er, wegen der Arbeit getrennt von ihr, den Tag im imaginären Gespräch mit ihr verbracht hat, »das absolut alle Reize hatte, nur nicht Deine theure Anwesenheit, die, meine liebe Biddy, immer die tiefe und Hauptfreude Deines Dich liebenden Mannes seyn wird«. Nicht schlecht für jemanden, der kaum zur Schule gegangen war. Jedenfalls nicht die Worte eines Bauern. Capabi lity Brown starb 1783 im Alter von sechsundsechzig und wurde von vielen sehr vermisst.
    II.
    Während Capability Brown keine Blumen und Ziersträucher mochte, suchten und fanden andere Leute Blühendes in Hülle und Fülle. Die fünfzig Jahre vor und nach Browns Tod waren eine Zeit nie dagewesener Entdeckungen in der Botanik. Die Jagd nach Pflanzen kurbelte Wissenschaft und Handel gewaltig an.
    Derjenige, der wirklich damit angefangen hat, war Joseph Ranks, der geniale Botaniker, der zwischen 1768 und 1771 Captain James Cook auf seiner Reise in die Südsee und weiter begleitete. Banks packte Cooks kleines Schiff mit insgesamt 30 000 Pflanzenproben voll, darunter vierzehnhundert, die man noch nie erfasst hatte, und vergrößerte auf einen Schlag die Menge der in der Welt bekannten Pflanzen um etwa ein Viertel. Er hätte ganz gewiss noch mehr auf Cooks zweiter Reise gefunden, doch leider war er nicht nur genial, sondern auch anspruchsvoll. Er wollte nämlich siebzehn Diener mitnehmen, einschließlich zweier Hornisten, die ihn abends unterhalten sollten. Cook erhob höflich Einwände, Banks verzichtete dankend. Stattdessen gönnte er sich eine (von ihm finanzierte) Expedition nach Island. Unterwegs hielt die Reisegesellschaft an der Bay o' Skaill auf den Orkney-Inseln an, und Banks grub ein bisschen dort herum, übersah aber den grasbewachsenen Hügel, Skara Brae, und verpasste so die Chance, seinen vielen Großtaten auch noch die größte archäologische Entdeckung des Zeitalters hinzuzufügen.
    Aber schon schwärmten begeisterte Pflanzenjäger in die ganze Welt hinaus, vor allem nach Nordamerika, wo besonders viele Pflanzen wuchsen, die nicht nur hübsch und interessant waren, sondern auch auf

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