Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge
jahrelang intensiv, den perfekten Bowling-Rasen zu kreieren, und wurde dabei der führende Experte der Neuen Welt für Grassamen und Gras.
Schon erstaunlich, wenn man daran denkt, dass viel weniger als ein Jahrhundert zwischen der Wildnis liegt, in der Jefferson und Washington lebten, und dem Gilded Age eines Amerika, das die Welt derartig dominierte. In den vierundsiebzig Jahren zwischen dem Tod Thomas Jeffersons 1826 und dem Beginn des neuen Jahrhunderts hat sich das Alltagsleben radikal verändert — und wie es der Zufall so will, sind das fast genau die Daten, die Anfang und Ende des beschaulich stillen Lebens unseres Mr. Marsham in England bezeichnen.
vozierender Akt des Vandalismus, dass Jefferson amerikanische Agenten nach London schicken wollte, die dort wichtige Gebäude anstecken sollten), und die Kongressbibliothek verbrannte. Sofort bot Jefferson großzügig der Nation seine eigene Bibliothek an »zu den Bedingungen, die der Kongress für angemessen hält«. Jefferson dachte, er habe ungefähr zehntausend Bände, doch die Regierungsdelegation, die sie sich ansah, stellte fest, dass es nur 6487 waren. Schlimmer war, dass die Herren Abgesandten, nachdem sie die Bücher genauer in Augenschein genommen hatten, recht unschlüssig waren, ob sie sie überhaupt wollten. Viele, befanden sie, seien für den Kongress nicht von Nutzen, da es um Themen wie Architektur, Weinherstellung, Kochen, Philosophie und Kunst gehe. Etwa ein Viertel sei in Fremdsprachen verfasst, »die man nicht lesen kann«, notierten sie verbiestert und attestierten sehr vielen anderen einen »unmoralischen und gottlosen Charakter«. Schlussendlich gaben sie Jefferson 23 900 Dollar für die Bibliothek — erheblich weniger als die Hälfte ihres Werts — und nahmen sie eher widerstrebend mit. Wie zu erwarten, machte sich Jefferson sofort daran, eine neue Bibliothek aufzubauen, und hatte schon wieder ungefähr tausend Bücher beisammen, als er etwa zehn Jahre später starb.
Der Kongress war vielleicht nicht sonderlich dankbar für dieses unerwartete Geschenk, aber die jungen Vereinigten Staaten besaßen damit die kultivierteste Nationalbibliothek der Welt, ja, die Rolle solcher Bibliotheken wurde vollkommen neu definiert. Bisher waren sie bloße Referenzbibliotheken gewesen, nur für praktische Zwecke angelegt, doch Jeffersons Bibliothek war umfassend und universell — dahinter stand ein vollkommen anderes Konzept.
Heute ist die Kongressbibliothek die größte Bibliothek der Welt, hat mehr als 115 Millionen Bücher und andere Druckerzeugnisse. Leider überlebten Jeffersons Bücher nicht lange. Sechsunddreißig Jahre nachdem man sie gekauft hatte, fing am Heiligabend frühmorgens einer der Kamine in den Räumen Feuer. Weil es so früh war und Feiertag, war niemand da, der die Flammen bemerkt oder ihre Ausbreitung verhindert hätte. Als der Brand endlich entdeckt und unter Kontrolle war, war Jeffersons Sammlung größtenteils zerstört, darunter auch das kostbare Exemplar der 1 quattro libri.
Das Jahr, in dem es brannte, war — man muss es schon gar nicht mehr betonen — 1851.
Vierzehntes Kapitel
Die Treppe
I.
Nun kommen wir zum gefährlichsten Teil des Hauses — ja, einem der unfallträchtigsten Orte, die es überhaupt gibt: zur Treppe. Niemand weiß genau, wie gefährlich sie ist, weil es an Statistiken merkwürdigerweise hapert. Die meisten Länder führen welche über Todes- und Verletzungsfälle durch Stürze, aber nicht darüber, was den Sturz verursacht hat. In den Vereinigten Staaten ist zum Beispiel bekannt, dass etwa 12 000 Menschen im Jahr zu Boden gehen und nie wieder aufstehen, doch ob sie von einem Baum, einem Dach oder der Gartenveranda gefallen sind, weiß man nicht. In Großbritannien wurden bis 2002 ziemlich penibel die Zahlen über Treppenstürze festgehalten, doch dann befand das Ministerium für Handel und Industrie, solche Dinge aufzuzeichnen sei ein Luxus, den es sich nicht mehr leisten könne was eigentlich Sparsamkeit am falschen Platz ist, wenn man bedenkt, wie viel solche Verletzungen die Gesellschaft kosten. Die letzten Zahlen zeigen, dass sich in dem Jahr sage und schreibe 306 166 Briten bei Treppenstürzen so ernste Blessuren zuzogen, dass sie sich ärztlich versorgen lassen mussten. Und das ist ja keine Bagatelle.
John A. Templer vom Massachusetts Institute of Technology, Verfasser der ultimativen (und, zugegeben, fast der einzigen) wissenschaftlichen Untersuchung zu diesem Thema, entwirft sogar ein
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