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Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Titel: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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zwangszuräumen. Einmal kündigte er einem Mann und seiner körperbehinderten Frau, beide über achtzig. Als sie ihn baten, seine Entscheidung zu überdenken, weil sie keine Verwandten hätten und nicht wüssten, wo sie hingehen sollten, antwortete er ihnen ungerührt: »Mit Bedauern habe ich Ihren Brief gelesen und erfahren, wie sehr es Ihnen missfällt, Hinton zu verlassen. Um es kurz zu machen: Meine Pflichten gegenüber meinem Besitz machen es unabdingbar, dass ich das Haus sobald wie möglich in Besitz nehme.« Das Paar wurde unverzüglich vor die Tür gesetzt, obwohl Pitt Rivers das Haus nie weitervermietete und es nach dem, was sein Biograf Mark Bowden sagt, höchstwahrscheinlich auch nie vorhatte. *
    Trotz seiner menschlichen Mängel war Pitt Rivers ein hervorragender Archäologe — ja, sogar einer der Väter der modernen Archäologie, denn er brachte Systematik und Genauigkeit hinein. Sorgfältig beschriftete er Keramik- und andere Fragmente, als das noch keineswegs die Regel war. Das systematische Gliedern und sogenannte Typologisieren archäologischer Funde wurde seine Erfindung. Überraschenderweise war er weniger interessiert an glitzernden Kostbarkeiten als an Gegenständen des täglichen Lebens: Bechern, Kämmen, Zierperlen und dergleichen, die bis dato immer sehr unterbewertet worden waren. Er begeisterte sich auch für präzise Untersuchungsmethoden. Um menschliche Schädel exakt vermessen zu können, erfand er ein Gerät, das Kraniometer. Nach seinem Tod bildete seine Sammlung die Grundlage für das großartige Pitt Rivers Museum in Oxford.
    Großteils dank Pitt Rivers' Methodik wurde die Archäologie in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts mehr wie eine Wissenschaft und weniger wie eine Schatzsuche betrieben, und mit der unfasslichen Schlamperei der frühen Altertums»forscher« hatte es ein Ende. In anderer Hinsicht aber wurde die Zerstörung
    *Pitt Rivers' ältester Sohn Alexander scheint die Vorliebe seines Erzeugers, Pächter zu schurigeln, geerbt zu haben. Ein Mann, der sein Leben lang der sanfteste Mensch auf Erden gewesen war, wurde von dem jungen Alexander derart zur Verzweiflung getrieben, dass er in riesigen Lettern mit Unkrautvernichtungsmittel »VERPÄCHTERSCHUFT« auf den Rasen von Rushmore schrieb. Alexander verklagte ihn wegen Verleumdung und bekam einen symbolischen Schadenersatz von einem Shilling, konnte sich aber freuen, dass die Prozesskosten den Pächter finanziell ruiniert hatten. Pitt Rivers' andere acht Kinder waren anscheinend alle anständige Leutchen. George — der mit dem Hausverbot und unfreiwilliger Grund für die Prügel, die seine Schwester bezog — wurde erfolgreicher Erfinder mit Schwerpunkt elektrische Beleuchtung. Bei der Internationalen Elektrizitätsausstellung in Paris 1881 führte er eine Glühlampe vor, die den Erfindungen von Edison oder Swan in nichts nachstand.
    noch schlimmer. Praktisch alle alten Monumente waren in Großbritannien in privater Hand, und kein Gesetz zwang die Besitzer, sich darum zu kümmern. Es gab unendlich viele Geschichten von Leuten, die Dinge zerstörten, weil sie ihnen lästig waren oder sie ihre Besonderheit nicht erkannten. Auf den Orkneyinseln, in Stenness, unweit von Skara Brae, zerstörte ein Farmer einen prähistorischen Megalithen, den Odinstein, weil der ihm beim Pflügen im Weg war. Als er auch noch die heute berühmten Steine von Stenness zerstören wollte, gelang es den entsetzten Inselbewohnern, ihn davon abzubringen.
    Selbst etwas so Unvergleichliches wie Stonehenge war bedroht. Immer wieder schnitzten Besucher ihren Namen in die Steine und schlugen sich Stücke ab, um sie als Souvenir mitzunehmen. Ein Mann wurde erwischt, als er mit einem Vorschlaghammer einen der Steine bearbeitete. Anfang der 1870er Jahre verkündete die London-South Western Railway Pläne, eine Strecke mitten durch den Steinkreis zu führen. Als sich die Leute beschwerten, konterte ein Eisenbahnbeamter, dass Stonehenge »vollkommen kaputt und für niemanden heute von allergeringstem Nutzen sei«.
    Ganz klar: Das uralte Erbe Großbritanniens brauchte einen Retter. Auf trat einer der ungewöhnlichsten Männer dieses ungewöhnlichen Zeitalters. Er hieß John Lubbock und ist erstaunlicherweise kaum bekannt. Einen Mann, der auf mehr Gebieten mehr nützliche Dinge tat und weniger Ruhm dafür erntete, findet man schwerlich.
    Lubbock war der Sohn eines reichen Bankers und wuchs in der Nachbarschaft von Charles Darwin in Kent auf. Er spielte

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