Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)
alle möglichen sonderbaren und faszinierenden Projekte finanzierten und die wissenschaftliche Denkweise bis in die entlegensten Weltregionen brachten. Ohne die Unterstützung durch den Imperialismus wäre die europäische Wissenschaft vermutlich nicht allzu weit gekommen. Es gibt nur wenige wissenschaftliche Disziplinen, die nicht als Handlanger der imperialistischen Expansion begannen und ihre Entdeckungen, Sammlungen, Gebäude und Bibliotheken nicht der großzügigen Unterstützung durch Offiziere der Armee, Kapitäne der Marine und Gouverneure der Kolonien verdanken.
Das ist allerdings noch nicht die ganze Geschichte. Die Wissenschaft wurde nämlich nicht nur durch den Imperialismus unterstützt, sondern auch durch andere Einrichtungen. Und die europäischen Kolonialreiche verdanken ihren Erfolg ihrerseits nicht nur den Wissenschaften, sondern auch anderen Faktoren. Hinter dem kometenhaften Aufstieg von Wissenschaft und Imperialismus steht eine weitere wichtige Kraft. Scharfsichtige Beobachter können im Halbdunkel den Frack und eleganten Zylinder des Kapitalisten ausmachen, der sein Scheckbuch zückt. Ohne Unternehmer, die auf einen Profit hofften, wäre Kolumbus nie nach Amerika gekommen, James Cook hätte nie seinen Fuß auf australischen Boden gesetzt, und Neil Armstrong hätte nie diesen kleinen Schritt auf dem Mond gemacht.
85 Stephen R. Bown, Scurvy: How a Surgeon, a Mariner, and a Gentleman Solved the Greatest Medical Mystery of the Age of Sail (New York: Thomas Dunne Books, St. Matin‘s Press, 2004); Kenneth John Carpenter, The History of Scurvy and Vitamin C (Cambridge: Cambridge University Press, 1986).
86 James Cook, The Explorations of Captain James Cook in the Pacific, as Told by Selections of his Own Journals 1768-1779 , hrg .v. Archibald Grenfell Price (New York: Dover Publications, 1971), S. 16–17; Gananath Obeyesekere, The Apotheosis of Captain Cook: European Mythmaking in the Pacific (Princeton: Princeton University Press, 1992), S. 5; J. C. Beaglehole (Hrg.), The Journals of Captain James Cook on His Voyages of Discovery, Bd. 1 (Cambridge: Cambridge University Press, 1968), S. 588.
87 Mark, Origins of the Modern World , S. 81.
88 Christian, Maps of Time , S. 436.
89 John Darwin, After Tamerlane: The Global History of Empire since 1405 (London: Allen Lane, 2007), S. 239.
90 Soli Shahvar, »Railroads i. The First Railroad Built and Operated in Persia«, Online-Ausgabe der Encyclopaedia Iranica , Stand 7. April 2008, http://www.iranicaonline.org/articles/railroads-i; Charles Issawi, »The Iranian Economy 1925 – 1975: Fifty Years of Economic Development«, in Iran under the Pahlavis , hrg. v. George Lenczowski (Stanford: Hoover Institution Press, 1978), S. 156.
91 Mark, The Origins of the Modern World , S. 46.
92 Kirkpatrik Sale, Christopher Columbus and the Conquest of Paradise (London: Tauris Parke paperbacks, 2006), S. 7–13.
93 Edward M. Spiers, The Army and Society: 1815-1914 (London: Longman, 1980), S. 121; Robin Moore, »Imperial India, 1858-1914«, in The Oxford History of the British Empire: The Nineteenth Century , Bd. 3, hrg. v. Andrew Porter (New York: Oxford University Press, 1999), S. 442.
94 Vinita Damodaran, »Famine in Bengal: A Comparison of the 1770 Famine in Bengal and the 1897 Famine in Chotanagpur«, The Medieval History Journal 10:1-2 (2007), S. 151.
Kapitel 16 Die Religion des Kapitalismus
Versuchen Sie mal, ohne Geld Wissenschaft zu betreiben oder ein Imperium zu erobern. Andererseits, warum sollte man das überhaupt wollen, wenn kein Gewinn dabei herausspringt? Geld ist untrennbar mit der wissenschaftlichen Revolution verbunden. Aber ist Geld das Ziel oder nur ein gefährliches Mittel auf dem Weg dorthin?
Geld ist ein launischer Freund. Es hat Staaten gegründet und in den Ruin gestürzt, neue Horizonte eröffnet und Millionen versklavt, das Räderwerk der Industrie angetrieben und Tausende Arten ausgerottet. So komplex die Geschichte der moderne Wirtschaft ist, sie lässt sich mit einem einzigen Wort zusammenfassen: Wachstum. Ob es uns gefällt oder nicht, in den letzten 500 Jahren ist die Wirtschaft so rasant gewachsen wie der hormongeflutete Körper eines Jugendlichen. Mit ihrem unersättlichen Appetit verschlingt sie alles, was sie greifen kann, und wächst mit atemberaubenden Tempo.
Über Jahrtausende hinweg befand sich die Wirtschaft im Stillstand. Natürlich wuchs die weltweite Produktion allmählich, aber das lag am Bevölkerungswachstum und
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