Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)
Mittelmeer. Selbst auf den kleinsten Inseln fanden Archäologen Spuren von Vögeln, Insekten und Schnecken, die dort Jahrmillionen lang gelebt hatten, nur um mit der Ankunft der ersten menschlichen Bauern ausgelöscht zu werden. Nur einige wenige Inseln blieben bis in die Moderne unentdeckt und bewahrten sich ihre einmalige Fauna. Die Galapagos-Inseln wurden beispielsweise bis ins 19. Jahrhundert hinein in Ruhe gelassen und behielten ihre faszinierende Tierwelt, darunter Riesenschildkröten, die wie die australischen Diprodonten keine Angst vor Menschen zeigen.
Die erste Ausrottungswelle, die auf die Wanderungen der Jäger und Sammler folgte, und die zweite Ausrottungswelle, die mit der Verbreitung der Landwirtschaft einherging, geben uns wichtige Einblicke in die dritte Ausrottungswelle, die heute mit der Ausbreitung der Industrie Hand in Hand geht. Die romantische Vorstellung, dass die moderne Industrie die Natur zerstört, während unsere Vorfahren in Einklang mit ihr lebten, ist nichts als eine Illusion. Schon lange vor der industriellen Revolution hielt der Homo sapiens den traurigen Rekord als dasjenige Lebewesen, das die meisten Tier- und Pflanzenarten auf dem Gewissen hat. Wir haben die zweifelhafte Ehre, die mörderischste Art in der Geschichte des Lebens zu sein.
Wenn wir mehr über die erste und zweite Ausrottungswelle wüssten, wären wir vielleicht weniger gleichgültig gegenüber der dritten, die heute über den Planeten hinwegrollt. Wenn wir wüssten, wie viele Arten wir bereits ausgelöscht haben, würden wir den Schutz der Überlebenden vielleicht ernster nehmen. Das wäre besonders wichtig für die großen Meerestiere. Anders als die Landlebewesen hatten die Meeresbewohner kaum unter den Folgen der kognitiven und der landwirtschaftlichen Revolution zu leiden. Doch mit der Verschmutzung durch Industrieabwässer und der Überfischung haben wir sie in den vergangenen Jahrzehnten rasch an den Rand des Aussterbens gebracht. Wenn wir mit derselben Geschwindigkeit weitermachen, werden die Wale, Haie und Delfine den Diprodonten, Riesenfaultieren und Mammuts schon bald ins Grab folgen. Die einzigen Großsäugetiere, die die menschliche Flut überleben, werden die Menschen selbst sein – und natürlich die landwirtschaftlichen Nutztiere, die Rudersklaven in Noahs Arche.
19 James F. O’Connel und Jim Allen, »Pre-LGM Sahul (Pleistocene Australia – New Guinea) and the Archeology of Early Modern Humans«, in Rethinking the Human Revolution: New Behavioural and Biological Perspectives on the Origin and Dispersal of Modern Humans, hrg. v. Paul Mellars, Ofer Bar-Yosef, Katie Boyle (Cambridge: McDonald Institute for Archaeological Research, 2007), S. 395–410; James F. O’Connel und Jim Allen, »When Did Humans First Arrive in Grater Australia and Why Is It Important to Know?«, Evolutionary Anthropology , 6:4 (1998), S. 132–46; James F. O’Connel und Jim Allen, »Dating the Colonization of Sahul (Pleistocene Australia – New Guinea): A Review of Recent Research«, Journal of Radiological Science 31:6 (2004), S. 835–53; Jon M. Erlandson, »Anatomically Modern Humans, Maritime Voyaging, and the Pleistocene Colonization of the Americas«, in The First Americans: the Pleistocene Colonization of the New World , hrg. v. Nina G. Jablonski (San Francisco: University of California Press, 2002), S. 59–60, 63–64; Jon M. Erlandson und Torben C. Rick, »Archeology Meets Marine Ecology: The Antiquity of Maritime Cultures and Human Impacts on Marine Fisheries and Ecosystems«, Annual Review of Marine Science 2 (2010), S. 231–51; Atholl Anderson, »Slow Boats from China: Issues in the Prehistory of Indo-China Seafaring«, Modern Quaternary Research in Southeast Asia , 16 (2000), S. 13–50; Robert G. Bednarik, »Maritime Navigation in the Lower and Middle Paleolithic«, Earth and Planetary Sciences 328 (1999), S. 559–60; Robert G. Bednarik, »Seafaring in the Pleistocene«, Cambridge Archaeological Journal 13:1 (2003), S. 41–66.
20 Timothy Flannery, The Future Eaters: An Ecological History of the Australasian Lands and Peoples (Port Melbourne, Vic.: Reed Books Australia, 1994); Anthony D. Barnosky u. a., »Assessing the Causes of Late Pleistocene Extinctions on the Continents«, Science 306:5693 (2004): S. 70–75; Bary W. Brook und David M. J. S. Bowman, »The Uncertain Blitzkrieg of Pleistocene Megafauna«, Journal of Biogeography 31:4 (2004), S. 517–23; Gifford H. Miller u. a., »Ecosystem Collapse
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