Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)
Intelligenz« versucht inzwischen, eine neue Art der Intelligenz zu schaffen, die nur auf dem binären Zeichensystem der Computer basiert und ganz ohne menschliches Zutun funktioniert. Science Fiction-Filme wie Matrix oder Terminator zeigen eine Zukunft, in der die Binärschrift das menschliche Joch abgeschüttelt hat. Und wenn wir Menschen versuchen, die rebellische Schrift wieder unter unsere Kontrolle zu bekommen, antwortet sie mit dem Versuch, die Menschheit auszulöschen.
45 Marcia und Robert Ascher, Mathematics of the Incas-Code of the Quipu (New York: Dover Publications, 1981).
46 Gary Urton. Signs of the Inka Khipu (Austin: University of Texas Press, 2003); Galen Brokaw. A History of the Khipu (Cambridge: Cambridge University Press, 2010).
47 Nachdem sich Akkadisch als wichtigste Sprache der Region durchgesetzt hatte, blieb das Sumerische die Verwaltungssprache, in der die Beamten ihre Dokumente anfertigten. Daher mussten angehende Schreiberlinge Sumerisch sprechen.
48 Stephen D. Houston (Hrg.), The First Writing: Script Invention as History and Process (Cambridge: Cambridge University Press, 2004), S. 222.
Kapitel 8 Die Geschichte ist nicht gerecht
Im Grunde dreht sich die Geschichte der Menschheit nach der landwirtschaftlichen Revolution um eine einzige Frage: Wie organisierten die Menschen ihr Zusammenleben in großen Gruppen, obwohl ihnen jeglicher biologischer Instinkt dazu abging? Die Antworten der Menschen auf dieses Problem waren die erfundenen Ordnungen und die Schrift. Diese beiden Errungenschaften schlossen die Lücke in unserem biologischen Erbe.
Doch die Erfindung der Massenkooperation war nicht für alle Menschen ein Segen. Die Gesellschaften, die daraus hervorgingen, waren nämlich weder neutral noch gerecht. Sie stellten Hierarchien auf und teilten die Menschen in Gruppen und Schichten ein, von denen einige Privilegien und Macht genossen, während andere diskriminiert und unterdrückt wurden. Hammurabis Gesetze teilten die Menschen beispielsweise in Freigeborene, Gemeine und Sklaven ein. Die Freigeborenen wurden mit den Annehmlichkeiten des Lebens überschüttet, die Gemeinen bekamen, was übrig blieb, und die Sklaven gingen leer aus.
Auch die Ordnung, wie sie die englischen Siedler in Nordamerika im Jahr 1776 erfanden, teilte die Menschen in Hierarchien ein, auch wenn sie noch so sehr auf der Gleichheit der Menschen pochte. Männer profitierten von der Ordnung, Frauen gingen leer aus. »Weiße« kamen in den Genuss der Rechte, »Schwarze« und »Indianer« wurden diskriminiert und unterdrückt. Viele Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung waren selbst Sklavenhalter. Es kam ihnen nicht als Heuchelei vor, dass sie ihre Sklaven nach der Unterzeichnung der Erklärung nicht freiließen. Ihrer Ansicht nach waren Sklaven nämlich gar keine Menschen, weshalb die Menschen rechte auch nicht auf sie zutrafen.
Außerdem schufen die Amerikaner eine Hierarchie zwischen Arm und Reich. Die meisten hatten kein Problem mit der wirtschaftlichen Form der Ungleichheit. Für sie bedeutete Gleichheit lediglich, dass für Arme und Reiche dieselben Gesetze galten. Mit Arbeitslosenunterstützung, gleichen Bildungschancen und medizinischer Versorgung für alle hatten sie nichts am Hut. Auch das Wort »Freiheit« hatte damals eine etwas andere Bedeutung als heute. Im Jahr 1776 bedeutete das Wort nicht, dass unterdrückte Gruppen (Schwarze, Ureinwohner, oder – Gott behüte! – Frauen) an der Macht beteiligt werden sollten. Es bedeutete lediglich, dass der Staat seine Nase nicht in die Angelegenheiten seiner Bürger steckte und die Finger von ihrem Eigentum ließ. Die amerikanische Ordnung erhielt also eine Hierarchie von Arm und Reicht aufrecht, die ihrer Ansicht nach den ewigen Gesetzen Gottes oder der Natur entsprach. Die Fleißigen wurden von diesen Gesetzen belohnt und die Faulen bestraft.
Die Hierarchien zwischen Freien und Sklaven, Weißen und Sklaven, Reichen und Armen basierten auf Fiktionen. (Auf die Hierarchie zwischen Mann und Frau kommen wir gleich noch zu sprechen.) Es ist jedoch eine eherne Regel der Geschichte, dass jede erfundene Hierarchie leugnet, dass es sich nur um eine Erfindung handelt, und sich als natürliche und unvermeidliche Ordnung der Dinge ausgibt. Die Befürworter der Hierarchie zwischen Freien und Sklaven behaupteten beispielsweise immer wieder, die Sklaverei sei keine menschliche Erfindung. Für Hammurabi war sie Teil der göttlichen Ordnung. Aristoteles behauptete,
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