Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
Kriegs- und Friedensmaschinen gelernt. Und als sie
fertig waren, komplimentierten sie die Europäer in aller Höflichkeit wieder vor
die Türe. »Jetzt können wir, was ihr könnt. Jetzt werden unsere Dampfschiffe auf Handelsunternehmungen und auf Eroberungen ausfahren und unsere Kanonen friedliche Städte beschießen, wenn
jemand es dort gewagt haben sollte, einen Japaner zu kränken.« Die Europäer
machten verdutzte Gesichter und machen sie heute noch. Denn die Japaner sind
die besten Schüler der ganzen Weltgeschichte.
In denselben Jahren, da Japan sich frei zu machen begann, geschahen
auch in Amerika drüben die allerwichtigsten Dinge. Du erinnerst dich, dass sich
die englischen Handelsniederlassungen, die Hafenstädte an der Ostküste von
Amerika, im Jahre 1776 von England losgesagt hatten, um einen freien
Staatenbund zu gründen. Die englischen und spanischen Ansiedler drangen im
Kampf gegen die Indianerstämme immer weiter nach Westen vor. Wie es dabei
zuging und wie die Farmer ihre Blockhäuser zimmerten, die dichten Wälder
rodeten und wie sie kämpften, wie die Cowboys die riesigen Herden hüteten und
wie der wilde Westen von Goldsuchern und Abenteurern besiedelt wurde, das weißt
du vielleicht aus Indianerbüchern. Immer neue Staaten wurden in den
Landstrichen gegründet, die man den Indianerstämmen wegnahm. Du kannst dir
vorstellen, dass das zunächst keine sehr kultivierten Länder waren. Vor allem
aber waren diese Staaten untereinander sehr verschieden. Die im Süden in
tropischen Gegenden lagen, lebten von großen Pflanzungen oder Plantagen, auf
denen Baumwolle und Zuckerrohr in gewaltigen Mengen angebaut wurden. Die
Ansiedler hatten riesige Landstriche zu eigen. Die Arbeit besorgten Sklaven,
die man aus Afrika kaufte. Sie wurden sehr schlecht behandelt.
Weiter im Norden war das anders. Dort ist es nicht so heiß, und das
Klima erinnert an das unsere. So gab es dort Bauern und Städte, nicht viel
anders als in der englischen Heimat der Auswanderer, nur war alles viel größer.
Sklaven brauchte man dort nicht. Es war leichter und billiger, die Arbeit
selbst zu tun. So fanden die Bürger der Nordstaaten, die meist fromme Christen
waren, dass es eine Schande für die Staatenvereinigung sei, die nach den
Grundsätzen der Menschenrechte gegründet worden war, wenn dort Sklaven gehalten
würden wie im heidnischen Altertum. Die Südstaaten erklärten darauf, sie
brauchten die Sklaven, sie würden ohne sie einfach zugrunde gehen. Ein Weißer
könne die Arbeit in dieser Hitze nicht leisten. Ein Schwarzer sei nicht
geboren, um frei zu sein usw. Im Jahre 1820 kam es zu einem Ausgleich; die
Staaten, die südlich einer bestimmten Linie lagen, durften Sklaven halten, die
nördlich davon nicht.
Auf die Dauer war aber die Schande der Sklavenwirtschaft doch
unerträglich. Es schien zwar wenig dagegen zu machen zu sein, da die Staaten
des Südens mit ihren riesigen Plantagen viel mächtiger und reicher waren als
die nördlichen Bauerngegenden und da sie entschlossen waren, um keinen Preis
nachzugeben. Schließlich fanden sie aber doch ihren Überwinder. Es war der
Präsident Abraham Lincoln. Er hatte kein gewöhnliches Schicksal. Er ist selbst
als einfacher Bauer im Innern des Landes aufgewachsen, hat im Jahre 1832 gegen
einen Indianerhäuptling »Schwarzer Falke« gekämpft und wurde dann Postbeamter
in einer kleinen Stadt. Dort beschäftigte er sich in seiner freien Zeit mit den
Gesetzen des Landes und wurde Rechtsanwalt und Abgeordneter. Als solcher
kämpfte er gegen die Sklaverei und machte sich bei den Plantagenbesitzern der
Südstaaten sehr verhasst. 1861 wurde er trotzdem zum Präsidenten gewählt, und
das war für die Südstaaten Anlass genug, sich überhaupt von den Vereinigten
Staaten loszusagen und einen eigenen Bund von Sklavenstaaten zu gründen.
Sofort stellten sich 75 000 Männer Lincoln als Freiwillige zur
Verfügung. Trotzdem stand die Sache für den Norden sehr schlecht, besonders da
England die Sklavenstaaten unterstützte, obwohl es selbst auch in seinen
Kolonien seit einigen Jahrzehnten die Sklaverei abgeschafft und geächtet hatte.
Es kam zu einem furchtbar blutigen Bürgerkrieg. Aber schließlich siegte doch
die Tapferkeit und Zähigkeit der Bauern des Nordens, und Lincoln konnte im
Jahre 1865 zwischen jubelnden, befreiten Sklaven in die Hauptstadt der
Südstaaten einziehen. Elf Tage darauf wurde er während einer Theatervorstellung
von einem Südstaatler ermordet. Aber sein Werk war
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