Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
dieser Zeit kennen wir diese Lieder, wie
man sie damals in Österreich an der Donau sang, da die Lieder, die Karl der
Große aufschreiben ließ, ja verloren gingen. Und wenn du das »Nibelungenlied«
(so heißt das Lied über Siegfried) liest, wirst du merken, dass alle die alten
germanischen Bauernkrieger richtige Ritter geworden sind und dass sogar der
furchtbare Hunnenherrscher Attila als König Etzel, der in Wien mit Siegfrieds
Witwe Kriemhild feierlich Hochzeit hält, als ritterlich und edel geschildert
wird.
Du weißt, dass es die Ritter als ihre Hauptaufgabe angesehen haben,
für Gott und die Christenheit zu kämpfen. Und sie fanden auch eine wunderbare
Gelegenheit. Das Grab Christi in Jerusalem war, wie ganz Palästina, in den
Händen der Araber, der Ungläubigen. Und als ein gewaltiger Prediger in Frankreich
die christlichen Ritter daran erinnerte und der Papst, der nach seinem Sieg
über die deutschen Könige der mächtige Herrscher über die Christenheit war, sie
um ihre Hilfe bat, das Grab zu befreien, da riefen Tausende und Zehntausende
begeistert: »Gott will es, Gott will es!«
Unter der Führung eines französischen Fürsten, Gottfried von
Bouillon, zogen sie im Jahre 1096 die Donau entlang nach Konstantinopel und
über Kleinasien nach Palästina. Die Ritter und ihre Begleiter hatten rote
Kreuze aus Stoff auf ihre Schultern geheftet. Man nannte sie Kreuzfahrer. Sie
wollten ja das Land befreien, in dem einst Christi Kreuz gestanden hatte. Als
sie endlich nach vielen Entbehrungen und jahrelangen Kämpfen vor Jerusalem
standen, waren sie so ergriffen, diese heilige Stadt, von der sie so viel aus
der Bibel wussten, nun wirklich zu sehen, dass sie weinend den Erdboden geküsst
haben sollen. Dann belagerten sie die Stadt, die von arabischen Truppen tapfer
verteidigt wurde, und nahmen sie schließlich ein.
In Jerusalem selbst bewährten sie sich freilich nicht als Ritter und
nicht als Christen. Sie metzelten alle Muslime nieder und vollbrachten
scheußliche Grausamkeiten. Dann taten sie Buße und zogen barfuß, Psalmen
singend, zum Heiligen Grabe Christi.
Die Kreuzfahrer gründeten einen christlichen Staat Jerusalem, dessen
Beschützer Gottfried von Bouillon wurde. Aber immer wieder wurde der kleine
schwache Staat, der fern von Europa mitten zwischen mohammedanischen Reichen
lag, von arabischen Kriegern bedrängt, sodass immer wieder Prediger in
Frankreich und Deutschland die Ritter zu immer neuen Kreuzzügen aufforderten.
Nicht alle hatten Erfolg.
Aber die Kreuzzüge brachten einen Gewinn, den die Ritter selbst am
wenigsten gewollt hatten: Die Christen lernten im fernen Orient die Kultur der
Araber kennen, ihre Bauten, ihren Schönheitssinn und ihre Gelehrsamkeit. Und es
waren noch keine hundert Jahre nach dem ersten Kreuzzug vergangen, als die
Schriften des Lehrers Alexanders des Großen, die Bücher des Aristoteles, schon
aus dem Arabischen ins Lateinische übertragen und in Italien, Frankreich und
Deutschland eifrig studiert und gelesen wurden. Man dachte viel darüber nach,
wie des Aristoteles Lehre mit der Lehre der Kirche übereinstimme, und schrieb
dicke lateinische Bücher voll der schwierigsten Gedanken über diese Frage.
Alles das, was die Araber auf den Eroberungszügen durch die Welt gelernt und
erfahren hatten, brachten die Kreuzfahrer jetzt nach Frankreich und
Deutschland. In vielen Dingen hat das Vorbild ihrer vermeintlichen Feinde die
wilden Reiterkrieger Europas erst zu echten, ritterlichen Rittern gemacht.
Kaiser in der Ritterzeit
In dieser bunten, abenteuerlichen Märchenzeit herrschte
in Deutschland eine neue ritterliche Familie, die nach ihrer Burg die Familie
Hohenstaufen hieß. Ihr entstammte der Kaiser Friedrich I. von Hohenstaufen, der
einen schönen rotblonden Bart hatte und den man darum Friedrich Rotbart nannte.
Die Italiener nannten ihn Friedrich Barbarossa. Das heißt auch Rotbart. Du
wirst dich vielleicht wundern, warum man ihn so oft bei seinem italienischen
Namen Barbarossa nennen hört, wiewohl er doch ein deutscher Kaiser war. Er war
aber immer wieder in Italien und hat dort seine berühmtesten Taten vollbracht.
Es waren nicht nur der Papst und dessen Macht, den deutschen Königen die
römische Kaiserkrone zu verleihen, die Barbarossa nach Italien gelockt haben.
Er wollte auch wirklich über das ganze Land herrschen, denn er brauchte Geld.
»Konnte er denn in Deutschland kein Geld bekommen?«, wirst du fragen. Eigentlich
nicht. In Deutschland gab es damals noch
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