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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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frei und unabhängig wie
die Mönche oder Ritter. Darum nannte man die Bürger auch den dritten Stand,
denn die Bauern wurden ja nicht einmal mitgezählt.
    Und jetzt sind wir endlich wieder bei Kaiser Friedrich Barbarossa
angelangt, der Geld brauchte. Als Römischer Kaiser Deutscher Nation wollte er
eben auch in Italien wirklich herrschen und sich von den italienischen Bürgern
Abgaben und Steuern zahlen lassen. Aber die italienischen Bürger wollten nicht.
Sie wollten so frei bleiben, wie sie es gewohnt waren. Darum zog nun Barbarossa
mit einem Heer über die Alpen nach Italien und berief dort im Jahre 1158
berühmte Rechtslehrer zu sich, die feierlich und öffentlich erklären sollten,
dass der römisch-deutsche Kaiser als Nachfolger der römischen Cäsaren alle
Rechte habe, die diese 1000 Jahre früher hatten.
    Das kümmerte aber die italienischen Städte nicht viel. Sie wollten
nichts zahlen. So zog der Kaiser mit seinem Heer gegen sie und besonders gegen
Mailand, den Hauptsitz der Aufständischen. So erbittert war er, dass er
geschworen haben soll, seine Krone nicht eher aufzusetzen, als bis er die Stadt
erobert habe. Und das hielt er auch. Erst als Mailand gefallen und vollständig
zerstört war, gab er ein Gastmahl, bei dem er und seine Gemahlin mit der Krone
auf dem Haupt erschienen.
    So große Kriegstaten Barbarossa aber auch vollbrachte, kaum hatte er
Italien den Rücken gekehrt, um in seine Heimat zu ziehen, war schon wieder der
Teufel los. Die Mailänder bauten ihre Stadt wieder auf und wollten nichts von
einem deutschen Herrscher wissen. So ist Barbarossa im ganzen sechs Mal nach
Italien gezogen, aber er trug dabei mehr Kriegsruhm als Erfolg davon.
    Er galt als das Muster eines Ritters. Er hat viel Kraft gehabt.
Nicht nur Körperkraft. Auch freigebig war er und verstand es, Feste zu feiern.
Heute wissen wir ja gar nicht mehr, was ein richtiges Fest ist. Damals war das
Leben im Alltag ärmlicher und eintöniger als jetzt, aber ein Fest war etwas
unbeschreiblich Verschwenderisches und Farbiges – wirklich wie im Märchen.
Friedrich Barbarossa hat zum Beispiel zu der Feier, bei der seine Söhne zu
Rittern geschlagen wurden, im Jahre 1181 in Mainz ein Fest gegeben, bei dem 40 000
Ritter mit allen ihren Mannen und Knechten seine Gäste waren. Sie wohnten in
bunten Zelten, und in dem größten Zelt aus Seide, in der Mitte des Lagers,
wohnte der Kaiser mit seinen Söhnen. Überall brannten offene Feuer, über denen
ganze Ochsen, Eber und eine Unzahl Hühner am Spieß gebraten wurden, und es gab
Leute in Trachten aus allen Teilen der Welt, Gaukler und Seiltänzer, aber auch
fahrende Sänger, die die schönsten alten Sagen des Abends beim Mahl vortrugen.
Es muss herrlich gewesen sein. Der Kaiser selbst zeigte seine Kraft im Turnier
mit seinen Söhnen, und alle Edlen des Reiches sahen zu. Viele Tage dauerte
solch ein Fest, und man sang davon noch lange in den Liedern.
    Als richtiger Ritter ist Friedrich Barbarossa endlich in einen Kreuzzug
gezogen. Es war der dritte Kreuzzug im Jahre 1189. Auch der englische König
Richard Löwenherz und der französische König Philipp nahmen teil. Die beiden
fuhren zur See, nur Barbarossa rückte auf dem Landweg vor und ist dabei in
Kleinasien in einem Fluss ertrunken.
    Ein noch merkwürdigerer, größerer und bewundernswerterer Mann war
sein Enkel, der auch Friedrich hieß. Friedrich II. von Hohenstaufen. Der war in
Sizilien aufgewachsen. Während er noch ein Kind war und nicht selbst regieren
konnte, gab es in Deutschland unter den mächtigen Familien viel Streit um die
Herrschaft. Die einen wählten einen Philipp zum König, der ein Verwandter
Barbarossas war, die anderen einen Otto aus der Familie der Welfen. Und die
Leute, die einander nicht leiden konnten, hatten wieder eine neue Gelegenheit
zu raufen. War der eine für den Philipp, so war der Nachbar bestimmt gerade
deswegen für den Otto, und die schöne Gewohnheit dieser Parteien, die man in
Italien Guelfen und Ghibellinen nannte, hat sich noch lange erhalten. Auch als
es schon längst keinen Philipp und keinen Otto mehr gegeben hat.
    Inzwischen war Friedrich in Sizilien groß geworden. Aber gründlich
groß. Nicht nur von Gestalt, sondern auch von Geist. Sein Vormund war einer der
bedeutendsten Menschen, die es je gegeben hat: Papst Innozenz III. Was Gregor
VII., der große Gegner des deutschen Königs Heinrich IV., gewollt und erstrebt
hat, das hat dieser Innozenz III. schließlich erreicht. Er war wirklich

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