Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
das
Oberhaupt der ganzen Christenheit. Er war überragend gescheit und gebildet und
beherrschte sie alle, nicht nur die Geistlichen, sondern auch die Fürsten ganz
Europas. Bis nach England reichte seine Macht, und als der englische König
Johann ihm einmal nicht gehorchte, bannte er ihn und verbot, dass ein Priester in
England Gottesdienst hielt. Darüber sind die englischen Vornehmen so böse auf
ihren König geworden, dass sie ihm fast alle seine Macht nahmen. Im Jahre 1215
musste er feierlich versprechen, nie etwas gegen ihren Willen zu tun. Das war
die große Versprechung oder der große Brief (lateinisch Magna
Charta), den der englische König den Grafen und Rittern überreichte und
in dem er ihnen für immer eine Menge Rechte gab, die die englischen Bürger
wirklich auch heute noch haben. England aber musste von da ab dem Papst
Innozenz III. Steuern und Tribut zahlen. So groß war dessen Macht.
Aber der junge Friedrich II. von Hohenstaufen war auch überragend
gescheit und gewinnend dazu. Um deutscher König zu werden, zog er von Sizilien
auf einem abenteuerlichen Ritt durch Italien und die Schweizer Berge fast ohne
Begleitung nach Konstanz. Sein Gegner, Otto der Welfe, zog ihm mit einem Heer
entgegen. Es stand fast aussichtslos für Friedrich. Aber die Bürger von
Konstanz sowie alle Menschen, die ihn sahen und kennenlernten, waren so
entzückt von seiner Persönlichkeit, dass sie sich ihm anschlossen und eiligst
die Tore der Stadt Konstanz schlossen, sodass Otto, der genau eine Stunde
später als Friedrich ankam, wieder abziehen musste.
Alle deutschen Fürsten wusste Friedrich für sich zu gewinnen, und so
war er plötzlich ein mächtiger Herrscher geworden. Herr über die Lehensleute in
Deutschland und Italien. Da musste es wieder zum Kampf zwischen beiden Mächten
kommen, wie seinerzeit unter Papst Gregor VII. und Heinrich IV. Aber Friedrich
war kein Heinrich IV. Er ging nicht nach Canossa und wollte nicht vor dem Papst
Buße tun, er glaubte ganz fest, zur Herrschaft über die Welt berufen zu sein,
wie es Papst Innozenz III. auch von sich glaubte. Friedrich wusste alles, was
Innozenz gewusst hat, denn Innozenz war doch sein Vormund. Er wusste alles, was
die Deutschen gewusst haben, denn das war seine Familie, und schließlich wusste
er auch alles, was die Araber in Sizilien gewusst haben, denn dort ist er
aufgewachsen. Er hat auch später meist in Sizilien gelebt. Und dort konnte er
mehr lernen als irgendwo sonst auf der Welt.
In Sizilien hatten ja schon alle Völker geherrscht: Phönizier,
Griechen, Karthager, Römer, Araber, Normannen, Italiener und Deutsche. Bald
kamen auch noch die Franzosen dazu. Es muss zugegangen sein wie beim Turm zu
Babel, nur mit einem Unterschied: Dort haben die Leute schließlich gar nichts
verstanden, Friedrich hat aber schließlich fast alles verstanden. Nicht nur
alle Sprachen, er kannte viele Wissenschaften und konnte auch dichten und
wunderbar jagen. Sogar ein Buch über die Jagdfalken hat er geschrieben, denn
mit denen jagte man damals.
Vor allem kannte er aber alle Religionen. Und nur eines hat er nicht
verstehen wollen: warum die Leute immer streiten. Er unterhielt sich sehr gern
mit mohammedanischen Gelehrten, aber er war ein frommer Christ. Trotzdem war
der Papst noch böser auf ihn, als er das hörte. Besonders der Papst, der nach
Innozenz kam und Gregor hieß. Er war ebenso mächtig, aber vielleicht nicht ganz
so weise wie sein Vorgänger. Er wollte unbedingt, dass Friedrich einen Kreuzzug
unternahm. Und schließlich unternahm Friedrich auch einen. Und was die anderen
nur unter furchtbaren Opfern erreichten,
gelang ihm ohne Kampf: dass die christlichen Pilger ungestört zum
Heiligen Grab gehen durften und dass das ganze Land um Jerusalem ihnen gehört
hat. Und wie hat er das gemacht? Er hat sich mit dem dortigen Kalifen und
Sultan zusammengesetzt und einen Vertrag geschlossen.
Beide waren froh, dass es so gut und ohne allen Kampf gegangen ist, aber
der Bischof von Jerusalem war nicht zufrieden, weil niemand ihn gefragt hatte.
So hat er sich beim Papst darüber beklagt, der Kaiser vertrage sich zu gut mit
den Arabern. Und der Papst meinte schließlich, dass der Kaiser wirklich ein
Mohammedaner geworden sei, und bannte ihn. Aber Kaiser Friedrich II. kümmerte
sich darum nicht, weil er überzeugt war, für die Christen mehr erreicht zu
haben als alle vorher, und setzte sich die Krone von Jerusalem mit eigener Hand
auf das Haupt, da sich kein Geistlicher
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