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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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umsehen.“
    Ike gluckste. „Ich würde sehr gerne Cori … äh … ich meine … Miss Tucker helfen.“
    Sein Gesicht war tiefrot geworden, aber Hannah hätte nicht zufriedener sein können. Ein Mann, der einer Frau einen Kosenamen gab, war mit Sicherheit über beide Ohren verliebt.
    „Danke. Wir sind gleich zurück.“ Hannah fasste Jerichos Arm.
    Er sah sie finster an. „Wir? Ich gehe nirgendwohin.“
    Ike nestelte nervös an seinem Kragen.
    „Natürlich kommen Sie mit, Mr Tucker “, beschloss Hannah mit einem liebenswürdigen Lächeln. „Ich brauche Ihre Begleitung. Ich kenne mich doch hier überhaupt nicht aus. Bitte?“ So unauffällig wie möglich stellte sie ihren Fuß auf den seinen und drückte ihren Absatz auf seinen großen Zeh. Doch Jericho schien es nicht zu bemerken, denn er starrte Ike immer noch finster an. Nicht einmal ein Blinzeln. Mist. Vielleicht waren seine Stiefel zu dick. Wie sollte sie ihm signalisieren, dass er hier störte? Doch plötzlich gab er nach.
    „Fünfzehn Minuten“, sagte er barsch und stapfte in Richtung Fluss davon.
    „Danke!“ Hannah musste laut rufen, weil er sich schon ein Stück entfernt hatte. Sie zuckte mit den Schultern. „Er kann es anscheinend gar nicht abwarten, einen Platz zum Drachensteigen zu suchen.“
    „Oder zurückzukommen“, murmelte Ike.
    Hannah trat dicht neben ihn und flüsterte. „Also, ich habe Ihnen eine Viertelstunde verschafft. Nutzen Sie sie.“
    Erst sah er sie verwirrt an, doch dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Danke für den Hinweis, Miss Richards.“
    „Was für ein Hinweis?“ Cordelia trat ebenfalls näher. Sie sah aus, als würde sie sich am liebsten in einem Loch verkriechen – oder ihren Bruder in einem vergraben.
    Hannah zwinkerte ihr zu. „Das soll Mr Franklin dir erklären.“ Dann eilte sie Jericho nach.
    Als sie ihn eingeholt hatte, fing er mit schmerzverzerrtem Gesicht an zu humpeln.
    „Was hast du da eben versucht, Hannah? Mich zu verstümmeln?“
    Sie wusste, dass er nur schauspielerte, und gab zurück: „Was hast du da eben versucht? Cordelias großen Tag zu verderben?“
    „Ich habe nur ein paar Regeln abgesteckt.“ Wie durch ein Wunder verschwanden seine Gehprobleme.
    „Du hättest nicht so finster starren müssen, während du das getan hast.“
    Ein Funkeln trat in seine Augen. „Stimmt. Das war nur, weil es Spaß gemacht hat.“
    „Jericho Tucker!“ Sie wollte ihn ausschimpfen, doch das Lachen in ihrer Stimme machte diesen Versuch zunichte. „Du bist schrecklich!“
    „Nicht immer.“ Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Das Funkeln in seinen Augen wich einer Glut, die ihr Innerstes erzittern ließ. Er ließ seine Finger von ihrer Schulter herab bis zu ihrem Handgelenk wandern und ergriff dann zärtlich ihre Hand. „Hannah, ich –“
    „J.T.!“ Mit hochrotem Gesicht schnaufte Tom heran.
    Jericho ließ ihre Hand fallen. Kälte macht sich dort breit, wo Hannah gerade noch seine Haut gespürt hatte.
    „Ich habe uns für den Dreibeinlauf angemeldet. Die Harris-Brüder denken doch tatsächlich, dass sie uns schlagen können. Aber ich hab ihnen schon gesagt, dass sie keine Chance haben.“ Tom grinste Hannah an. „Wir wurden nicht mehr besiegt, seit meine Beine lang genug sind, um mit ihm mitzuhalten.“ Er zeigte mit dem Daumen auf Jericho, der auffallend gelassen war, als hätte Tom sie nicht gerade gestört.
    Hannah versuchte, ihm nicht böse zu sein, aber als Jericho sich von ihr abwandte und mit Tom über das Drachensteigen sprach, kaute sie vor Enttäuschung auf ihrer Unterlippe.
    Fünf Minuten. Wenn Tom fünf Minuten länger gebraucht hätte, um sie zu finden, hätte Jericho ihr gesagt, dass … also … irgendetwas hätte er ihr gesagt. Etwas Wichtiges. Genau. Sie hatte die Bedeutung des Moments bis in ihre Zehenspitzen gespürt. Doch als sie jetzt zurückgingen, fühlten sich ihre Zehenspitzen kalt und taub an.

Kapitel 30
    H annah beschloss, sich an so einem wunderbaren Tag die Stimmung nicht durch das eben Erlebte – oder besser das nicht Erlebte – verderben zu lassen. Sie konnte sich nicht entsinnen, jemals so viel gegessen zu haben. Um die Müdigkeit abzuschütteln, die sie dazu verlocken wollte, faul auf der Decke in der Sonne zu liegen, stimmte Hannah zu, mit Tessa ein Ballspiel zu machen.
    Margaret Paxton, die Frau des Bankiers, hatte eine Kiste mit Spielgeräten mitgebracht. Tessa entschied sich für ein Spiel, bei dem man sich gegenseitig Bälle zuwerfen und diese

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