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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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ging zur Tür. Vor sich sah sie Mr Tucker, der einen Hammer schwang und ein neues Brett auf der Treppe befestigte. Als er nach einem zweiten Nagel griff, erblickte er sie. Er nickte knapp und hämmerte dann unbeirrt weiter.
    „Tom und ich haben Ihre Nähmaschine unten ins Geschäft gestellt“, sagte er, ohne noch einmal aufzublicken. „Er bringt den Wagen zurück.“
    Ein weiterer Nagel fand seinen Platz. „Sobald ich hier fertig bin, bringe ich Ihre Koffer nach oben und lasse Sie dann in Ruhe.“
    Immer noch schlecht gelaunt, dachte Hannah, aber trotzdem nett.
    „Danke, dass Sie die Treppe reparieren. Ich werde Ihre Arbeit natürlich bezahlen.“
    Mr Tucker starrte sie an, als hätte sie ihn beleidigt. „Ich lasse mich nicht für einen Nachbarschaftsdienst bezahlen, Ma’am.“
    „Dann sollte ich wohl auch nicht anbieten, Sie für Ihre heldenhafte Rettung zu entlohnen.“ Sie lächelte und erwartete eine Antwort, doch er sah nicht einmal auf.
    „Nein.“ Er legte den Hammer zur Seite, erhob sich und sprang dann mit beiden Füßen auf die neue Stufe.
    Seine Arbeit hielt.
    „Da.“ Er tippte mit der Hand an seinen Hut und sah ihr endlich in die Augen. „Das sollte allen Stampfereien standhalten, die Sie hier noch vorhaben.“
    Seine Lippen bewegten sich, sodass sie für einen kurzen Moment dachte, er würde anfangen zu lächeln, doch sie hatte sich getäuscht.
    „Gut, danke. Man kann ja nie wissen, wann einen dieses Gefühl überkommt.“ Doch irgendetwas sagte ihr, dass der Mann vor ihr der Grund dafür wäre, wenn es so weit war.
    Er zog eine Augenbraue hoch, tippte sich an den Hut und wandte sich ab. Doch in diesem Moment fiel Hannah noch etwas ein.
    „Mr Tucker? Könnten Sie mir auf dem Weg nach unten vielleicht helfen, diesen Tisch zu tragen? Er ist zu groß, als dass ich es allein könnte.“
    Er zuckte gleichgültig mit den Schultern und folgte ihr nach drinnen. „Was stimmt denn nicht damit? Wollen Sie sich ganz neu einrichten?“
    Das Lächeln, das vorhin noch in seiner Stimme gelegen hatte, war verschwunden. Nun wirkte er ablehnend. Nun, sie brauchte seine Muskelkraft und nicht seine Freundlichkeit. Solange er ihr half, den Tisch zu tragen, war ihr seine Stimmung egal.
    „Nein, es ist ein hervorragender Tisch. Das Problem ist nur, dass ich ihn unten brauche.“ Sie stellte ihre Tasche auf dem Stuhl ab und ging zu dem einen Ende des Tisches. Dort wartete sie darauf, dass auch Mr Tucker den Tisch ergriff. Doch anstatt zuzupacken, starrte er sie mit einem Blick an, dass sich ihr die Nackenhaare aufstellte.
    Hannah sah auf ihre Stiefel und schätzte den Abstand zu seinem Schienbein ein. Zu seinem Glück stand ein Möbelstück zwischen ihnen.
    „Ich werde hier keine Gäste empfangen“, sagte sie, „also kann ich gut ohne einen Tisch leben. Aber arbeiten kann ich ohne einen Tisch nicht.“
    Er starrte sie einfach nur an. Am liebsten hätte sie ihn fortgeschickt, aber sie war nun einmal auf seine Hilfe angewiesen. Endlich schien er aus seiner Erstarrung zu erwachen und griff nach dem Tisch.
    „Es … ähm … wäre nichts Besonderes …“ Er hielt inne und räusperte sich. „Aber wenn Sie wollen, kann ich Ihnen zwei Sägeböcke und eine alte Holzplatte leihen. Das sollte Ihnen helfen, bis Sie sich einen richtigen Tisch kaufen können.“
    Ihre Wut machte plötzlicher Dankbarkeit Platz. „Das würden Sie für mich tun?“
    Er nickte. Sein Mund war immer noch zu einem Strich zusammengepresst, aber in seinen Augen lag ein warmer Schimmer, der seine Erscheinung weniger furchteinflößend wirken ließ.
    „Danke, Mr Tucker.“ Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich muss Sie allerdings warnen, dass ich mir keine neuen Möbel bestellen werde, bis mein Geschäft sich etabliert hat. Also kann es Monate dauern, bis Sie Ihre Sachen zurückbekommen.“
    „Behalten Sie sie, solange Sie brauchen.“
    „Wirklich?“ Eine weitere Idee entstand in ihrem Kopf.
    „Natürlich. Ich habe viele alte Holzbretter. Letztes Jahr habe ich eine Trennwand in meinem Stall entfernt.“
    „Haben Sie genug Bretter übrig, dass Sie mir vier Regale für mein Geschäft machen könnten? Ich würde Sie selbstverständlich dafür bezahlen.“
    Er lehnte sich über den Tisch in ihre Richtung. „Wollen Sie mich etwa beleidigen?“
    „Nein, Sir“, versicherte sie ihm schnell, obwohl seine Worte nicht wütend klangen. „Aber ich will auch nicht Ihre Großzügigkeit ausnutzen. Kann ich nicht etwas anderes für Sie tun?

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