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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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zusammenpresste. „Danke für Ihre Fürsorge, aber wenn sie mich beim ersten Mal gehalten haben, werden sie es jetzt wohl auch tun.“
    „Nicht wenn sie durch das Herumtrampeln eben gelockert wurden.“ Er verschränkte die Arme und hob herausfordernd eine Augenbraue. Nur weil die Stufen, die er schon untersucht hatte, in Ordnung gewesen waren, hieß das nicht, dass es die anderen auch waren.
    Miss Richards ging noch einen Schritt nach oben, bevor sie ihm mit zum Himmel gerecktem Kinn antwortete. „Sie müssen mich nicht wie ein Kind behandeln, Sir. Ich bin durchaus in der Lage, diese Treppe alleine zu bewältigen.“
    Er schnaubte.
    Ihre Nasenflügel bebten. „Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie kein zweites Mal darum bitten werde, mich zu fangen. Jetzt hören Sie auf so finster zu starren.“
    Er war bestimmt nicht derjenige, der finster starrte.
    Aus ihren blauen Augen schienen Blitze in seine Richtung zu zucken. Er hatte Mühe, seinen strengen Gesichtsausdruck beizubehalten. Diese Frau war wie ein Feuerwerkskörper.
    „Wissen Sie was?“, schnaubte sie. „Wenn ich noch einmal falle, müssen Sie Ihre Schadenfreude nicht unterdrücken.“
    Ohne auf eine weitere Antwort zu warten, wirbelte sie herum und legte die restlichen Stufen ohne Zwischenfall zurück, wobei sie einen großen Schritt über das fehlende Brett machen musste. J.T. folgte ihr langsam und atmete erst erleichtert auf, als Miss Richards endlich in dem Raum stand, der ihr als Wohnung dienen würde.
    Diese leichtsinnige Frau. Sie würde eher ihren Kopf riskieren, als zuzugeben, dass sie etwas nicht alleine konnte. Schritt für Schritt prüfte er die verbliebenen Stufen. Sie alle schienen noch völlig intakt zu sein. Doch darum ging es nicht. Miss Richards hätte auf jeden Fall darauf warten sollen, dass er sich alle Stufen genau ansah, bevor sie sie erstürmte, als wäre sie Jeanne d’Arc auf einem Kreuzzug.
    J.T. zog einen Zahnstocher aus seiner Hemdtasche und steckte ihn sich in den Mund. Er kaute darauf herum, während er sich das Loch in der Treppe ansah. Etwas widerwillig musste er schon anerkennen, wie besonnen sie reagiert hatte. Miss Richards wusste, wie sie sich in einer Krise zu verhalten hatte. Nicht nur, dass sie die Geistesgegenwart besessen hatte, sich an einer anderen Stufe festzuhalten. Sie hatte auch weder geschrien, noch war sie in Panik ausgebrochen. Sie hatte nur höflich gefragt, ob er sie auffangen könne. Jede andere Frau, seine Schwester eingeschlossen, hätte gekreischt wie ein Schwein beim Schlachter.
    Mit einem Kopfschütteln ging J.T. zu der Stelle, wo er den Koffer hatte fallen lassen. Er war die Treppe hinuntergestürzt und lag im Schmutz der Straße. Gerade als Tom um die Ecke kam, wuchtete J.T. seinen Koffer wieder auf die Schultern.
    „Ich bin mit den blauen Koffern fertig, J.T., deshalb wollte ich dir den hier noch bringen. Warum bist du so langsam? Ich dachte, du wärst schon lange fertig.“
    „Miss Richards hatte eine kleine Panne auf der Treppe.“
    Toms Augen weiteten sich vor Schreck.
    „Es geht ihr gut“, versicherte J.T. ihm schnell. „Sie ist in ihrem Zimmer.“
    „W-was ist passiert?“
    J.T. nahm Tom den Koffer von der Schulter und stellte ihn neben seinen eigenen. „Eine der Stufen ist eingebrochen, sodass sie gestürzt ist, aber ihr geht es gut.“
    „Wenn es ihr gut geht, warum sehe ich sie dann nicht hier?“
    Der Junge atmete hastig und sein Blick flog panisch hin und her.
    J.T. drückte seinen Arm, um die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich zu lenken. „Du weißt doch, wie die Frauen sind. Sie ist bestimmt da oben und überlegt sich schon, was für Gardinen sie aufhängen und wo sie ihren Krimskram deponieren soll. Gleich kommt sie sicher wieder runter.“
    Der Junge warf einen skeptischen Blick in Richtung Treppe. „Bist du sicher?“
    „Klar.“ J.T. trat hinter Tom und legte ihm die Hände auf die Schultern. „Was wir Männer jetzt tun sollten, ist, ein neues Brett zu besorgen, damit wir die Treppe reparieren können. Dann kann so etwas nicht noch einmal passieren. Meinst du, du kannst mir ein gutes Brett holen, während ich mich um Hammer und Nägel kümmere?“
    Tom nickte energisch. „Klar, Sir.“
    „Gut.“ J.T. klopfte ihm auf den Rücken. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, doch als sie zum Mietstall kamen, blickte Tom noch einmal zurück.
    „Weißt du, J.T., weil Miss Richards keinen Mann hat, der sich um sie kümmert, sollten wir vielleicht nach ihr sehen.

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