Eine Lady nach Maß
Beispiel darstellte? Die Frau aus der Bibel wurde von ihrer Familie und den Menschen in ihrer Umgebung geehrt. Er dagegen war zu Hannah abweisend gewesen und hatte gehofft, dass sie schnellstmöglich wieder aus der Stadt verschwinden würde. Nicht gerade das, was man von einem guten Christen erwarten würde.
J.T. schloss die Bibel und lehnte sich erschöpft zurück. Er war immer noch der Überzeugung, dass wahre Schönheit aus dem Inneren eines Menschen kam und unabhängig von Äußerlichkeiten war. Aber Gott schien ihm sagen zu wollen, dass beides gleichzeitig möglich war. Und nicht nur das. Ein intelligenter Mann würde eine solche Frau als Segen ansehen. J.T. warf einen Blick durch das Fenster zu dem Haus auf der anderen Straßenseite. Ganz offensichtlich bin ich dann ein Idiot.
Als er vor sich hinstarrte, traten Bilder vor sein geistiges Auge, was hätte werden können, wenn er sich nicht so dumm benommen hätte. Zum Glück kam ihm eine Frachtkutsche zur Hilfe, die direkt vor seinem Fenster hielt und so den Blick auf Hannahs Geschäft blockierte.
J.T. erhob sich und eilte zur Tür. Einen Besuch von Harley hatte er sich noch nie entgehen lassen.
Der fahrende Händler war ihm in den Jahren, nachdem seine Mutter die Familie verlassen hatte, zu einem Freund geworden. J.T.s Vater war zu sehr in seiner Trauer versunken, um für die Familie einzukaufen. Harley hatte es niemals zugegeben, doch J.T. war sich sicher, dass der Mann ihm nie den vollen Preis für die Dinge abgenommen hatte, die er als Junge bei ihm gekauft hatte. Nachdem sein Vater gestorben war, hatte Harley J.T. und Delia mit Nahrungsmitteln unterstützt, von denen er immer behauptete, dass er es sowieso an niemand anderen mehr verkaufen könnte – ein Sack Mehl hier, ein paar Dosen eingemachtes Gemüse dort.
Ohne die Großzügigkeit dieses Mannes hätten sie den ersten Winter nicht überlebt. Seit J.T. es sich leisten konnte, bezahlte er dem Mann als Gegenleistung immer ein wenig mehr, als er ihm schuldete.
Froh, seinen alten Freund wieder einmal zu sehen, trat J.T. aus seinem Büro, doch bevor er sich bemerkbar machen konnte, stürzte Tom wie ein Wachhund aus dem Stall.
„Du musst später wiederkommen, Harley. J.T. arbeitet an einer wichtigen Sache und darf nicht gestört werden.“
J.T. trat hinter den Jungen und klopfte ihm auf die Schulter. „Danke, Tom. Ich bin schon fertig. Wie wär’s, wenn du Harleys Pferden etwas Wasser holst?“
„Jawoll. Mach ich sofort.“
Tom verschwand eilfertig im Stall. J.T. wandte sich an den Mann, der gerade vom Kutschbock kletterte. Unten angekommen, schwankte er leicht, fand jedoch schnell sein Gleichgewicht und begrüßte J.T.
„Bin nicht mehr so fit wie früher, Kleiner.“
J.T. grinste. „Ich bin auch kein Kind mehr.“
„Ach Tucker, du bist in den besten Jahren.“ Er stieß J.T. freundschaftlich in die Rippen. „Was dir noch zu deinem Glück fehlt, ist eine schöne junge Frau. Meine Sarah bringt mich schon seit über vierzig Jahren auf Trab.“
Das Lächeln verschwand von J.T.s Gesicht. Sein Magen zog sich zusammen, während er fieberhaft nach einer Antwort suchte. „Wenn ich eine finde, die wie deine Sarah ist, denke ich drüber nach, aber ich befürchte, dass sie einmalig ist.“
„Das ist sie, mein Junge. Das ist sie.“ Harley hob die Plane, die den Inhalt seines Wagens vor Wind und Wetter schützte. „Aber gib nicht auf. Gott hält eine Frau für dich bereit, darauf kannst du dich verlassen.“
J.T. starrte auf seine Stiefel. „Das werde ich mir merken.“
Aber was war, wenn ein Mann so blind war, dass er die Frau schon vergrault hatte, bevor er merkte, dass sie vielleicht die Richtige für ihn war? Würde Gott – und vor allem die Frau – ihm eine zweite Gelegenheit geben?
Um Harley von seinem Gesprächsthema abzulenken, griff J.T. in den Wagen und zog ein Päckchen hervor. „Also, was hast du heute zu bieten?“
Sofort war Harley ganz der erfolgreiche Händler und setzte ein gewinnendes Lächeln auf.
„Ich hab was ganz Besonderes für sich aufgehoben. Du wirst dich freuen.“ Er kramte und räumte in seinem Wagen herum, bis er eine große, in Öltuch geschlagene Kiste gefunden hatte. Er schlug das Tuch zurück und grinste triumphierend. „Na, was sagst du jetzt?“
Schindeln. Genug, um Louisas Dach vor dem Winter zu reparieren, wenn er sich jemals mit dem Hausbesitzer einigen würde. „Du hast daran gedacht.“
Harley blickte entrüstet drein. „Natürlich hab ich
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