Eine Lady nach Maß
dran gedacht. Welcher Händler würde denn den Wunsch seines besten Kunden vergessen?“ Sein Lächeln zog sofort wieder über sein Gesicht. „Es sind maschinengeschnittene Zypressenschindeln aus Bandera. Sieh nur die sauberen, geraden Kanten.“ Er reichte J.T. eine Schindel. „Ich habe einen Mann kennengelernt, der da gearbeitet hat. Er hat sie gegen eine Ohrtrompete getauscht. Wahrscheinlich hat die Arbeit in der Fabrik ihm das Gehör genommen.“
„Die sind perfekt“, sagte J.T. „Besser als alle, die ich bisher gesehen habe.“ Er legte die Schindel zurück in die Kiste und wuchtete sie vom Wagen.
Wie immer bestand Harley darauf, J.T. noch weitere Dinge aus seinem Fundus zu zeigen, die allerdings nur auf geringes Interesse stießen. Als Harley jedoch einen Quilt von einem dreibeinigen Tisch nahm, um J.T. die Schnitzereien zu zeigen, erspähte er einige Stuhllehnen.
„Passen die Stühle da zusammen?“, fragte er.
„Ah, du hast ein gutes Auge. Ja, tun sie. Hilf mir, sie abzuladen.“
Die Männer mussten erst einige Gegenstände zur Seite räumen, bevor sie die Stühle erreichten, aber gemeinsam hatten sie sie schnell vom Wagen gehoben. J.T. stellte sie zwischen Wagen und Stallwand ab, damit sie niemand sehen konnte.
„Es fehlen ein paar Teile“, gab Harley zu, „aber alles in allem sind sie in sehr gutem Zustand. So gut wie neu, würde ich sogar sagen.“
J.T. setzte sich vorsichtig auf beide Stühle. Sie hielten sein Gewicht ohne Probleme aus. Ein paar Handgriffe, und sie würden in völlig neuem Glanz erstrahlen. Die paar Holzspindeln, die in der Rückenlehne des einen Stuhles fehlten, würde er heute Abend anfertigen und dann vielleicht sogar noch einsetzen. In wenigen Tagen wären die Stühle wie neu.
Wieder zog das Geschäft auf der anderen Straßenseite J.T.s Blick auf sich. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr sein Herz. Er würde sich sehr anstrengen müssen, um Hannahs Herz für sich zu gewinnen. Die Stühle waren das Mindeste, was er erst einmal für sie tun konnte. Er würde sich erst einmal nur um ihre Bedürfnisse kümmern. Hannah dachte vielleicht, dass sie ihn nicht brauchte, aber sie brauchte auf jeden Fall diese Stühle.
Kapitel 20
„ C ordelia, ich bin sehr stolz auf dich.“ Hannah schaute auf das Maßband und hielt es ihrer Freundin triumphierend hin. „Du hast einen Zoll Umfang an Brust und Taille verloren und zwei an der Hüfte. Das ist ein fabelhafter Fortschritt.“
Cordelia errötete. „J.T. hat erwähnt, dass ich schlanker aussehe.“
„Und damit hat er recht.“ Bei der Erwähnung seines Namens kam Hannah sofort wieder ihre Begegnung unter der Eiche in den Sinn, doch sie wollte sich jetzt nicht ablenken lassen. Cordelia verdiente ihre volle Aufmerksamkeit.
„Meinst du wirklich, dass es die Übungen waren?“, fragte sie, als sie ihr Kleid wieder zuknöpfte. „Ich war gerade im Telegrafenbüro, doch Ike scheint überhaupt nichts bemerkt zu haben.“
„Die bisherigen Veränderungen nimmt man an dir nicht sofort wahr. Aber mit dem neuen Kleid wird sie jeder erkennen.“ Hannah blätterte gedankenverloren in einem ihrer Modemagazine, während Cordelia sich ankleidete. Sie hatte die Kleider schon hundertmal angeschaut, also wanderten ihre Augen zu den Hauben und Gesichtern der Modelle. Plötzlich kam ihr eine neue Idee. „Was wäre, wenn wir eine Veränderung vornehmen, die offensichtlicher ist? Eine, die jetzt schon jeder sieht?“
Cordelia schnitt ihrem Spiegelbild eine Grimasse, dann wandte sie sich zur Seite und betrachtete diese Ansicht. „Was für eine Veränderung?“
Hannah trat hinter sie und fing an, Nadeln aus Cordelias Haaren zu ziehen. Cordelia hob fragend eine Augenbraue.
„Es ist mir gerade eingefallen“, erklärte Hannah, „dass all diese Frauen in den Magazinen nicht nur modische Kleider tragen, sondern auch moderne Frisuren haben.“ Sie begegnete Cordelias erstauntem Blick im Spiegel. „Wenn wir dir ein neues Äußeres geben, sollten wir vielleicht auch deine Haare mit einbeziehen.“
Sie berührte ihren Kopf. „Meine Haare?“
„Natürlich!“ Hannah tätschelte aufgeregt Cordelias Schultern. „Dein Haar ist einer deiner größten Vorzüge. Es ist voll und glänzend. Und wunderbar lockig. Wir könnten vorne ein klein wenig abschneiden, um dir einen Pony zu verpassen. Das ist gerade sehr gefragt. Ich wette, dass sich deine Haare so kringeln, wie es im Moment modern ist, ohne dass wir etwas dafür tun müssen. Dann können wir auch
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