Eine Lady nach Maß
J.T., als er dem anderen die Hand entgegenstreckte. Der Bankier schlug ein.
„Für einen guten Zweck doch immer.“
J.T. verließ die Bank in besserer Stimmung, als er sie betreten hatte, und setzte seinen Weg zum Telegrafenbüro fort. Eine kleine Glocke bimmelte, als er den Raum betrat. Ike erschien hinter dem Schalter.
„Tag, J.T. Willst du ein Telegramm versenden?“
„Nein. Ich will mit dir über Delia reden.“
Das Gesicht des anderen wurde erst blass, dann rot, bevor es sich auf ein kräftiges Rosa einpendelte. Er hüstelte verlegen und hob sein Kinn, um J.T. in die Augen zu schauen. „Komm bitte mit nach hinten. Da können wir ungestört reden.“
J.T. zollte Ike innerlich Anerkennung, weil er keine Ausreden stammelte. Er folgte dem anderen in das Hinterzimmer, das einen Tisch, einige Stühle und den Telegrafen enthielt. Der Raum war gemütlich. Zu gemütlich. Die Anerkennung sank wieder.
„Also, was hast du auf dem Herzen, J.T.?“, fragte Ike und bot ihm einen Sitzplatz an.
„Mir ist aufgefallen, dass Delia länger wegbleibt als früher, wenn sie dir das Mittagessen bringt. Ich frage mich, was sich verändert hat. Vor allem, nachdem ich gesehen hatte, dass ihr euch gestern in der Kirche auch sehr ausgiebig unterhalten habt. Freundlicher … wenn du verstehst, was ich meine.“
Ikes Gesichtsfarbe vertiefte sich wieder. „Ich verstehe, was du meinst. Und du hast recht. Es hat sich etwas verändert. Zumindest von meiner Seite aus.“
Sein Blick wanderte unruhig durch den Raum, als suchte er einen Halt. „Ich kann mich gut mit Cordelia unterhalten. Und sie lacht über meine Geschichten.“ Er zuckte mit den Schultern und lächelte verlegen. „Es war immer sehr angenehm, sie um mich zu haben.“ Sein Lächeln erstarb. „Vielleicht zu angenehm.“
J.T.s Magen verkrampfte sich. „Was soll das heißen?“
„Nichts Unpassendes“, erklärte Ike schnell. „Es ist nur … also … sie ist mir wichtig geworden. Mit ihr zu reden, mit ihr Zeit zu verbringen. Das kann ich mir gar nicht mehr wegdenken.“
J.T. konnte ihm keinen Vorwurf machen, auch wenn er sich momentan noch alle Mühe gab.
„Dann hat sie angefangen, kleine Dinge an sich zu verändern. Ihre Haare, den Schnitt ihrer Kleider. Ich habe zuerst nichts dazu gesagt. Ich dachte, sie macht das nur, weil es ihr besser gefällt. Ich hatte beim besten Willen nicht daran gedacht – oder darauf gehofft –, dass es etwas mit mir zu tun haben könnte. Aber dann hörte ich im Gemischtwarenladen das Gespräch von ein paar alten Damen, die sich lautstark darüber unterhielten, dass Cordelia sich bestimmt für einen Mann interessieren muss. Und da wurde mir klar, dass ich nicht will, dass sie sich mit jemand anderem trifft. Für einen anderen Essen kocht. Ich will, dass sie sich für mich entscheidet.“
Ike sah J.T. jetzt an und sein Blick war ehrlich und fest. „Ich hoffe, dass ich die Zuneigung deiner Schwester gewinnen kann. Ich möchte sie gerne heiraten.“
Ike Franklin hatte Mut, das musste J.T. ihm zugestehen. Er hatte keine Angst davor, seine Absichten offenzulegen und für das zu kämpfen, was er sich wünschte. Und noch etwas anderes musste J.T. ihm hoch anrechnen. Die Tatsache nämlich, wie seine Gesichtszüge weicher wurden, wenn er von Delia sprach. Wie liebevoll er ihren Namen aussprach. Er beschloss, seine Vorbehalte gegenüber Ike aufzugeben.
J.T. stand auf und streckte Ike seine Hand entgegen. Ike erhob sich ebenfalls und starrte ihn einen Moment lang erstaunt an, bevor er den Händedruck erwiderte.
„Wenn sie sich für dich entscheidet, heiße ich dich gerne in der Familie willkommen.“
Er konnte spüren, wie sich Ike entspannte, und klopfte ihm kräftig auf die Schulter. „Natürlich musst du dann das gute Essen mit mir teilen.“
Ike grinste. „Zumindest so lange, bis du auch eine Ehefrau gefunden hast.“
Sie lachten, aber als J.T. zurück auf die Straße trat, verfolgten ihn Ikes Abschiedsworte. Eine Ehefrau. War es das, was er sich mit Hannah erträumte? Er mochte sie. Sehr. Aber seine Ehefrau? Er wischte die plötzlich feucht gewordenen Handflächen an seiner Hose ab. Sein Vater hatte seine Mutter geliebt und das hatte ihn zerstört. J.T. hatte das Scheitern der Ehe seiner Eltern immer seiner Mutter vorgeworfen, aber was war, wenn auch sein Vater eine falsche Entscheidung getroffen hatte? Was, wenn auch andere Dinge als nur die Fehler seiner Mutter zum Zerbruch dieser Ehe beigetragen hatten?
Als er sich seinem
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