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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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die Wahrheit in ihren Worten, aber sein Herz kämpfte dagegen an. Delia war seine kleine Schwester, seine Familie. Er allein war für sie verantwortlich.
    „Ike Franklin ist ein ehrenhafter Mann“, sprach Hannah weiter. „Ein gottesfürchtiger, treusorgender Ehemann. Es sei denn, du weißt etwas von ihm, das Delia nicht weiß?“
    J.T. hatte den Mann seit Jahren als seinen Freund betrachtet und respektierte ihn. Hatte ihn respektiert. Er hatte keinen Grund, seine Meinung jetzt zu ändern, nur weil er sich plötzlich sehr für Delia zu interessieren schien. Aber heiraten? Seine kleine Schwester? Das ging ihm alles viel zu schnell. Obwohl die meisten Frauen schon verheiratet waren und ein oder zwei Kinder hatten, wenn sie neunzehn waren. Aber nicht Delia. Sie kümmerte sich um seinen Haushalt und hatte niemals auch nur ansatzweise gesagt, dass sie damit unglücklich war. Aber er hatte sie auch nie danach gefragt.
    „Jericho?“
    Er blinzelte und konzentrierte sich auf Hannah. Ihre Hand hielt immer noch seinen Kragen umklammert. Er löste sie jetzt vorsichtig ab. Es fühlte sich wunderbar an, ihre Haut zu spüren und ihren Arm an seiner Brust zu fühlen. Wenn er sich selbst verliebte, warum wollte er Delia dieses wunderbare Gefühl verwehren? „Wenn ich mitreden dürfte, was Delias zukünftigen Mann betrifft, würde ich Ike durchaus in die engere Wahl nehmen. Ich glaube, ich kann es mir nur schwer vorstellen, dass sich ein anderer um sie kümmert.“
    „Sie wird immer deine Familie sein, Jericho. Dieses Band wird nie zerreißen. Aber es gibt eben Stellen im Herzen einer Frau, die ihr Bruder nicht ausfüllen kann.“
    Er sah ihr tief in die Augen. Etwas schimmerte darin, das ihn hoffen ließ, dass sie ebenso für sich selbst sprach wie für Delia. J.T. nahm ihren Arm und zog sie nahe an sich heran. Sie trat auf ihn zu, ihr Körper nur wenige Millimeter von seinem entfernt. Ihre Lippen lächelten erwartungsvoll, versprachen Weichheit und Freude. Er legte seinen Arm um ihre Taille und beugte den Kopf.
    Plötzlich erklangen vom Schulhaus her die lauten Stimmen der Gottesdienstbesucher, die sich wieder auf den Heimweg machen wollten.
    J.T. fuhr zurück. Jetzt war weder der richtige Ort noch die richtige Zeit.
    Aber als er Hannah losließ und einen Schritt zurücktrat, schwor er sich, dass bald die richtige Zeit sein sollte. Und der richtige Ort. Sehr bald.

Kapitel 26
    A m Mittag des nächsten Tages hielt J.T. ständig die Straße im Blick, während er in seinem Büro war und Zaumzeug ölte. Delia war vor einer halben Stunde weggegangen, um Ike das Mittagessen zu bringen, und war noch nicht wieder zurückgekommen. Sobald sie nach Hause kam, würde er dem Telegrafenbüro einen kleinen Besuch abstatten.
    Zwei Zaumzeuge und ein paar Zügel später kam sie endlich zurück – mit verträumtem Blick und selig lächelnd. J.T. spuckte seinen Zahnstocher aus, sodass er bis gegen die Wand flog, und ballte seine Hände zu Fäusten. Doch er ermahnte sich selbst. Mit einem Seufzer atmete er tief ein und versuchte, sich zu entspannen.
    Er vertraute Delia. Er vertraute auch Ike. Aber irgendwas störte ihn bei dem Gedanken an die beiden. Wahrscheinlich war es die Tatsache, dass er sich seine kleine Schwester immer noch nicht als Ehefrau und Mutter vorstellen konnte. Sie war jetzt erwachsen. Doch für eine so lange Zeit hatte es immer nur sie beide gegeben – sogar schon bevor ihr Vater gestorben war, wenn er ehrlich war – dass J.T. sich einfach daran gewöhnt hatte, sich um Delia zu kümmern. Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, dass er sie einem anderen Mann anvertrauen musste. Denn er wünschte sich ein solches Glück für sie, eine eigene Familie, Kinder.
    J.T. sprang auf und ging zur Tür. Er würde ihrem Glück nicht im Wege stehen, aber er würde auch dafür sorgen, dass sie niemand auf ihrem Weg dorthin verletzte. Wenn Ike ihm nicht die richtigen Antworten auf seine Fragen geben könnte, würde er sich sein Mittagessen in Zukunft selber kochen müssen.
    Nachdem er Tom gesagt hatte, dass er kurz etwas erledigen musste, marschierte J.T. die Straße hinunter bis ans andere Ende der Stadt, wo sich das Telegrafenbüro und die Post gegenüber dem Hotel befanden. Er war nicht in der Stimmung für Geplauder, deshalb hob er kurz die Hand zum Gruß, wenn jemand ihn ansprach, und schritt weiter beherzt vorwärts.
    „J.T. Tucker! Genau der Mann, den ich suche.“ Elliott Paxton kam ihm auf dem Bürgersteig entgegen.
    J.T.

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