Eine Lady nach Maß
sie mir dann zu gestehen, ohne mich zu warnen.“ Sie fingerte an einem Knopf ihres Kleides. „Wir haben uns ein bisschen unterhalten und es war nett, aber dann hat er den Ring rausgeholt, den er für mich ausgesucht hat. Da habe ich Panik bekommen.“
„Hat er dir wieder einen Heiratsantrag gemacht?“
„So weit habe ich es nicht kommen lassen.“ Endlich sah Cordelia wieder auf. „Oh, Hannah, ich wollte ihn nicht verletzen. Ich habe mich bei ihm für seine Freundschaft bedankt, aber er hat den Ring einfach nicht wieder weggesteckt. Ich hatte Angst, dass er ihn mir einfach so auf den Finger schiebt. Also bin ich aufgesprungen, zur Tür gerannt und habe ihm gesagt, dass ich ihn nicht so liebe, wie eine Ehefrau einen Ehemann lieben sollte. Dann bin ich ins Haus gerannt und habe ihn einfach so auf der Veranda gelassen.“ Sie warf sich auf den Rücken und legte einen Arm über die Augen. „Ich war noch nie in meinem ganzen Leben so gemein zu jemandem. Ich fühle mich schrecklich.“
„Das brauchst du aber nicht.“ Hannah schob Cordelias Arm von ihrem Gesicht und zog sie in eine aufrechte Position. „Warren war viel zu direkt. Er hat dir Angst gemacht. Du hattest jedes Recht, die Flucht zu ergreifen. Es wäre dumm gewesen, es nicht zu tun.“
Cordelia legte ihren Kopf gegen Hannahs Schulter. „Ich hatte solche Angst, dass J.T. nach draußen gestürmt kommt und Warren verprügelt. Ich will Warren zwar nicht heiraten, aber ich will auch nicht, dass er noch mehr gekränkt wird. Aber als ich in die Küche kam und euch gesehen habe, war Warren schon vergessen.“
Ein Schrecken fuhr durch Hannahs Herz und trübte ihre Freude. Was wäre gewesen, wenn Cordelia wirklich in Schwierigkeiten geraten wäre? Sie hätte es sich niemals verzeihen können, wenn ihrer Freundin etwas passiert wäre, weil sie Jericho abgelenkt hatte.
Offenbar stand ihr das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben, denn schnell umarmte Cordelia sie. „Mach dir keine Vorwürfe. Wenn ich J.T.s Hilfe gebraucht hätte, hätte ich genug Lärm gemacht, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Er war abgelenkt, nicht taub.“
„Trotzdem bin ich froh, dass du jetzt nichts mehr mit Warren zu tun hast. Er wird dich doch nicht weiter bedrängen, oder?“
„Nein. Das denke ich nicht. Er wird für eine Weile trauern und ich wäre auch nicht überrascht, wenn er nicht mehr mit mir redet, aber nach einiger Zeit wird es sicher wieder besser werden.“
„Na gut.“ Hannah drückte Cordelias Hand. „Dann lass uns Warren vergessen und uns Ike zuwenden, nicht wahr?“
Cordelia lächelte.
„Der Gründungstag ist in einer Woche. Du und Ike werdet einen ganzen Nachmittag miteinander verbringen. Ein neues Kleid, ein gemeinsames Picknick, die Gelegenheit, um alleine zu reden und vielleicht sogar einen Kuss auszutauschen.“
„Das wäre wunderbar.“
„Aber wir wollen dabei nicht auf den Zufall hoffen.“ Hannah zwinkerte Cordelia verschwörerisch zu.
„Was geht schon wieder in deinem Kopf vor, Hannah Richards?“
„Ich kann vielleicht nicht dafür sorgen, dass er dich küsst, aber ich kann dafür sorgen, dass er die Möglichkeit bekommt, falls er dich gerne küssen will.“
* * *
Der Gründungstag kam und wieder fand sich J.T. in der Küche, dieses Mal, um die Anweisungen seiner Schwester zu befolgen.
„Stell die beiden abgedeckten Schüsseln in die erste Kiste und den großen Topf mit dem gebratenen Hähnchen in den anderen, während ich noch schnell diese schrecklichen Eier fertig mache.“ Cordelias Rock flog hinter ihr her, als sie durch den Raum wirbelte und so schnell hierhin und dorthin flitzte, dass J.T. vom Zuschauen fast schwindelig wurde.
„Was ist in den Schüsseln?“ Er dachte daran, einfach nachzusehen, aber wenn Delia erst einmal in Rage war, war mit ihr nicht gut Kirschen essen. J.T. würde es nicht wagen, ihr Essen ungefragt zu berühren. Hier gab es zu viele Messer, die sie zu schnell erreichen könnte.
„Karottensalat in dem einen, Kartoffelsalat in dem anderen.“ Sie schaute ihn nicht an, sondern konzentrierte sich auf die gekochten Eier, die sie zu einem weiteren Salat verarbeitete. „Du musst auch zwei Gläser von meinen Essiggurken einpacken. Ein süßes, eins mit Dill.“
J.T. räumte die schweren Schüsseln in eine der Kisten. „Bist du sicher, dass das genug Essen ist, Schwesterchen?“
Delia hörte auf, die Eier zu zerhacken, und biss sich nachdenklich auf die Lippen. „Vielleicht nicht. Wenn Louisa und ihre
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