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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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interessiert sein werden, auch wenn sie kein junges Mädchen mehr ist.«
    »Es ist ein anständiges Haus, und es sieht für mich nicht danach aus, als ob sie vorhat, das Gewerbe ihrer Mutter aufzunehmen. Soweit ich sehen konnte, plant sie, still für sich zu leben.« Nun log er. Celia hatte davon gesprochen, dass andere Frauen in das Haus einziehen würden. Sie hatte Andeutungen gemacht, dass sie ein Bordell eröffnen würde. Er ging zwar davon aus, dass sie das nur getan hatte, um ihn zur Abreise zu bewegen, aber sicher war er sich nicht.
    »Warte ein Jahr, dann wird sie wahrscheinlich gestriegelt und gespornt im Theater auftauchen und auf Kundenfang gehen.«
    »Was Berufe für Frauen angeht, ist es nicht der schlechteste, wenn man ihn wie Alessandra angeht.«
    Das fand Edward amüsant. »Ich vergesse meistens, dass du die Dinge immer ein wenig anders betrachtest. Sogar Huren, wie es scheint.«
    »Als Sohn der Mätresse eines einflussreichen Mannes werde ich wohl kaum andere Kurtisanen verurteilen.«
    »Natürlich nicht. Ich wollte nicht andeuten …« Erneut errötete Edward und entschied sich, einen weiteren Schluck Kaffee zu nehmen.
    »Wo wir gerade von einflussreichen Männern sprechen, wann wirst du den Earl sprechen?«
    Edward bemühte sich, seinen Unmut zu verbergen, aber Jonathan kannte die Antwort, sobald er die Frage ausgesprochen hatte.
    »Thornridge hat mich erneut vertröstet. Er hat wohl das Thema erraten, das ich anschneiden wollte, und möchte nicht darüber reden.«
    »Er hat nie darüber reden wollen. Das ist nichts Neues. Du musst ganz deutlich machen, dass es mir nicht um Geld geht.«
    »Das wird er nicht glauben. Er will nicht zugeben, dass du der Bastard des früheren Earls bist, das wissen wir beide. Er hat Angst, dir auch nur den kleinen Finger zu reichen. Er glaubt nicht, dass es dabei bleiben wird.«
    Jonathan war äußerlich nichts anzumerken, doch in ihm tobte frustrierte Wut. Thornridges Leugnung war unentschuldbar und nicht aus Unwissenheit heraus entstanden. Er kannte die Wahrheit und hatte sogar die letzten Anweisungen des alten Earls, Jonathans Ausbildung betreffend, ausgeführt. Es hatte eine monatliche Zuwendung gegeben, die Jonathan vor Jahren abgelehnt hatte, weil ihre Fortführung seinen Rückzug erfordert hätte. Thornridge blieb entschlossen, ihm die Anerkennung vorzuenthalten, die selbst dem unehelichen Sohn eines Earls einen leichteren Lebensweg ermöglichen würde.
    Edward hatte ihm als einziges Familienmitglied diese Anerkennung gewährt. Und Jonathan war sich darüber bewusst, dass selbst diese Akzeptanz hauptsächlich der erste Zug in einem langen Schachspiel gewesen war.
    Das Spiel hatte sich tatsächlich sehr in die Länge gezogen.
    »Vielleicht sollte ich mich gar nicht mit einem kleinen Anfang begnügen, Onkel. Vielleicht sollte ich mich gar nicht mit einem kleinen Finger begnügen. Vielleicht sollte ich ihm besser gleich die ganze Hand abhacken.«
    Edward verzog sein Gesicht. »Ich bin sicher, dass dir das gefallen würde. Aber ich werde dennoch weiterhin in deiner Sache verhandeln. Du magst vielleicht glauben, dass dem nicht so ist, aber das tue ich.«
    »Ich frage mich, ob ich nicht selbst handeln sollte. Ich bin in den letzten acht Jahren ein Experte in diesen Dingen geworden.«
    »Es wäre besser, wenn du das lassen würdest. Wenn er auch nur vermuten sollte, dass du nach Zeugen für die Absichten deines Vaters suchst, wird er dich zerstören. Und ich werde ihn nicht davon abhalten können.«
    »Er hat diese Macht nicht. Niemand hat das.«
    »Du solltest besser als jeder andere wissen, dass manche Männer diese Macht sehr wohl besitzen. Schließlich hast du für einige von ihnen gearbeitet.«
    Wieder stieg Wut in ihm auf, aber dieses Mal schwang eine gewisse Lebensmüdigkeit mit. »Nur für die gute Sache.« Nun gut,
hauptsächlich
für die gute Sache, aber leider nicht nur.
    »Es gibt andere Männer, die nicht so wählerisch sind. Provoziere ihn nicht. Hab Geduld und gestatte mir, es auf meine Weise zu versuchen.«
    Jonathan erhob sich, bevor seine heutige Ration guten Willens verbraucht war. »Fürs Erste werde ich es weiterhin dir überlassen. Aber es wäre gut, bald zumindest seinen kleinen Finger zu haben.«
    Er ging in einer düsteren Stimmung hinaus, die darauf hindeutete, dass er trotz aller Bemühungen seine Wut nicht besiegt hatte. Sie flammte stets auf, wenn er zu lange über seine Situation und den Earl of Thornridge nachdachte. Ein vernünftiger

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