Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
es
ihr
besorgen?« Er lachte schallend über seinen eigenen Witz, und seine Freunde stimmten mit ein.
»Da hast du dir eine Feine geschnappt, Tommy Boy«, rief ein anderer. »Ihre Mutter war anscheinend eine von der ganz kostspieligen Sorte. Teure Kutschen und so was. Aber ich glaube, du bist noch zu grün hinter den Ohren, um was mit ihr anzufangen. Wahrscheinlich wirst du Hilfe dabei brauchen.« Er wackelte mit den Augenbrauen und grinste anzüglich.
Sie verspotteten Tom weiter und ließen ihn nicht aus ihrer Mitte. Es waren nur Jungs, die einander aufzogen, doch Celias Herz wurde von Angst erfasst.
Jemandem in der Nachbarschaft war klar geworden, wer sie war, und hatte es weitererzählt. Nun wusste jeder, dass die Tochter der berüchtigten Alessandra Northrope unter ihnen lebte. Jetzt würde sich alles verändern.
Sie schloss die Augen und bemühte sich, ihre Verzweiflung zu überwinden. Sie wusste seit Jahren, dass sie allein durch ihre Geburt grausamer Beurteilung ausgesetzt sein würde. Doch bis heute hatte sie es nicht erleben müssen. Natürlich nicht, während sie bei Daphne gewohnt hatte.
Doch jetzt, wo sie darüber nachdachte, nicht mal während ihrer Zeit bei Mama. Sie hatte gewusst, dass es geschah, wenn sie damals mit der Kutsche durch den Park gefahren waren, aber sie hatte es nicht persönlich mitbekommen. Doch Mama hatte sie gewarnt, dass sie die Verachtung eines Tages aus erster Hand miterleben würde. Celia hatte einfach nur nicht erwartet, wie erschreckend die Wirklichkeit sein würde.
Hatte Alessandra einen anderen Namen benutzt, wenn sie die Läden besucht hatte? Vielleicht hatte sie sich auch überhaupt nicht unter diese Leute gemischt, sondern war immer im Haus geblieben.
Die Halbstarken begannen Tom herumzuschubsen. Sie spielten mit ihm, um eine Schlägerei zu provozieren. Sie wünschte sich, dass sie Tom das ersparen könnte, und bedauerte, ihn eingestellt zu haben. Er hatte diesen anderen Jungen nichts entgegenzusetzen und konnte lediglich versuchen zu fliehen.
Plötzlich bemerkte sie aus dem Augenwinkel, wie eine weitere Person hinzutrat. Es war kein Nachbar, sondern ein großer Mann in feiner Kleidung. Es war Mr Albrighton, der mit entschlossenem Schritt auf die Gruppe zuging.
Als er an den Burschen vorbeigegangen war, blieb er kurz stehen. Ihr Geschrei zog seine Aufmerksamkeit auf sich. In genau diesem Moment löste sich einer von ihnen aus ihrem Kreis und marschierte auf Celias Tür zu. Seine Freunde verloren das Interesse an Tom und feuerten ihn an.
Plötzlich erschien ein Arm wie eine Eisenstange und versperrte dem Jungen den Weg.
»Wohin soll’s denn gehen, junger Mann?«
»Ich habe dort etwas zu erledigen, also nehmen Sie Ihren Arm weg, wenn Sie nicht wollen, dass ich ihn breche.«
»Du hast in diesem Haus nichts zu suchen, wenn es nicht dein Zuhause ist. Verschwinde jetzt!«
»Verschwinden Sie doch. Wir mögen hier keine Fremden. Sie wollen sich mit mir anlegen, noch dazu wegen einer Hure?«
Mr Albrighton ließ seinen Arm sinken. Triumphierend machte der Bursche einen weiteren Schritt nach vorn. Doch eine Hand auf seiner Schulter stoppte ihn.
Celia konnte nicht genau sehen, was diese Hand tat. Sie schien lediglich auf der Schulter des Jungen zu liegen. Und doch riss der Halbstarke die Augen auf und seine Knie gaben nach. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
Im nächsten Moment wurde er wie eine Stoffpuppe in Richtung seiner Freunde geschleudert. Die anderen fingen ihn auf, und er fand sein Gleichgewicht wieder. Mit vor Wut weißem Gesicht und gefletschten Zähnen starrte er zu dem Mann, der ihn besiegt hatte, ohne groß die Hände zu heben.
»Diese verdammte Hure«, fauchte er. »Mein Geld ist genauso gut wie das von irgendjemand anderem, und ich werde …«
»Du wirst gar nichts tun, das die Bewohner dieses Hauses beleidigen könnte. Und jetzt geh weiter und komm nicht hierher zurück, sonst werde ich ebenfalls zurückkommen.«
Die Halbstarken zogen weiter. Tom ging zum Haus, legte die Nägel und das Wechselgeld auf die Stufe vor der Haustür und lief davon. Mr Albrighton hob beides auf und klopfte an.
Celia bemühte sich, ihre Scham und Aufgewühltheit so gut es ging zu überspielen, und öffnete die Tür. Sie konnte sehen, dass die Jungs vom Ende der Straße aus zusahen.
»Das hier hat man für Sie abgegeben.« Mr Albrighton versuchte, die unangenehme Situation mit einem Lächeln zu überspielen, doch sie hatte das Gefühl, Mitleid in seinem Blick zu
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