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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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und hoffte, dass sie weltgewandt wirkte und nicht wie das alberne Schulmädchen, als das sie sich fühlte. »Es war nur ein Kuss. Ein weiterer würde keinen Unterschied machen, selbst wenn ich mir sicher wäre.«
    Er legte wie im Garten seine Hand auf ihre Wange. Sein Daumen strich über ihre Lippen und rief damit ein Kribbeln hervor, das sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Er war voller Verlangen. Sie sah es an seinem angespannten Ausdruck.
    Nur ein Kuss mehr. Jetzt. Er würde …
    »Es kann nicht nur ein weiterer sein, Celia. Es kann niemals wieder nur ein weiterer Kuss sein. Geben Sie nicht vor, Sie wüssten das nicht.«
    Dann ging er. Doch das Zimmer wirkte nicht mehr so wie zuvor. Etwas von ihm blieb, wie ein Duft, der nicht so schnell verfliegen würde, als ob die Möbel und Wände etwas von seiner Lebensenergie absorbiert hätten und von seinem Eindringen hier nun tagelang widerhallen würden, um sie an die Erregung zu erinnern, die sie erwartete, sobald sie sich sicher war.
    Wieder betrachtete sie die unschuldig weißen Vorhänge. Was hatte er in ihnen gesehen, das etwas über sie verriet? Jungfräuliche Reinheit? Undurchsichtige Leere, genau wie seine Visitenkarten?
    Vielleicht hatte er auch nur die Symbole einer Frau gesehen, die erst noch entscheiden musste, welche Farben und Muster zu ihrem Leben passten.
    Während der nächsten zwei Tage verließ Celia das Haus nicht. Das wusste Jonathan so genau, weil er es ebenfalls nicht tat. Er blieb in seinem Zimmer und wartete darauf, dass sie nach dem Cabriolet rufen ließ, um Freunde zu besuchen oder Besorgungen zu erledigen. Mit ein wenig Glück würde sie das zur gleichen Zeit tun, in der Marian und Bella zum Markt gingen. So hätte er genügend Zeit, um in Ruhe den Lagerraum zu durchsuchen.
    Solange er wartete, konnte er in Ruhe die Zeitungen und Magazine durchlesen, die sich während seiner Abwesenheit von London angesammelt hatten. Er wusste, es war töricht, solche Druckerzeugnisse zu abonnieren, wenn man nicht die Muße hatte, sie zu genießen. Die französischen Zeitungen waren zwar interessant und lehrreich gewesen, behandelten Nachrichten aus England und Schottland jedoch nur sehr oberflächlich, sodass er es nie bereute, nach Hause zu kommen und die vollständigen Berichte auf Englisch nachlesen zu können. Die Druckerei, die seine Post sammelte, war froh gewesen, als er endlich gekommen war, um den großen Stapel abzuholen, der sich dort angehäuft hatte. Nun türmten sich die Magazine in seiner Kammer, und er arbeitete sie systematisch ab. Die meisten Artikel behandelten chemische Experimente oder Prozesse in der Natur, ein paar beschrieben neu entdeckte Spezies, und einige berichteten von industriellen Entwicklungen.
    Er bevorzugte die Untersuchungen, die sich mit reiner Wissenschaft befassten, wenn auch ihre Anwendbarkeit ihn nicht langweilte. Er hatte Sicherheit immer schon anziehender gefunden als Ungewissheit, und betrachtete das sich ständig weiterentwickelnde Verständnis der Naturgesetze als faszinierend. Die Verlässlichkeit der Wissenschaft, die kleinen, aber sicheren Entdeckungen, die immer wieder belegt werden konnten, standen in krassem Widerspruch zu allem anderen in der Welt, das er kannte.
    Am dritten Tag arbeitete er sich gerade durch eine längere Abhandlung. Sie war schlecht geschrieben, was ihn für gewöhnlich aber nicht störte. Doch heute ermutigte dieser Umstand seine Gedanken dazu, abzuschweifen, hauptsächlich zu einem Bild von Celia in diesem hauchdünnen Seidenkleid.
    Es war nicht schwer, sie sich darin vorzustellen. Ihr goldenes Haar zu einem losen Knoten gebunden, der ihn förmlich anflehte, ihn zu lösen, und die sanfte Farbe der Seide, die ihre blasse Haut betonte. Der Stoff spannte über ihren Brüsten, drückte sich erotisch gegen dunkle, harte Brustwarzen. Die Hand eines Mannes, seine Hand, strich über diese Seide und ließ ihre Brüste schwer und fest und empfindlich werden. Ihre Augen funkelten vor Lust, und sie …
    Geräusche im Haus rissen ihn aus seinem Tagtraum. Er hörte, wie Marian von unten nach Celia rief, die herunterkommen und sich angucken sollte, was gerade draußen angekommen war.
    Neugierig legte er seine Lektüre beiseite und ging selbst nachsehen, während unter ihm weibliche Schritte auf der Treppe erklangen. Sein Zimmer lag zum Garten hinaus, also ging er in den Lagerraum auf der anderen Seite des Flurs. Sie hatte vergessen, die Tür wieder zu verschließen, nachdem er die Truhe in

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