Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
Vom Netzwerk:
Celias Schlafkammer getragen hatte. Und er hatte sie auch nicht daran erinnert. Wenn sie nur endlich mal das Haus verlassen würde, hätte er seinen Auftrag schnell erledigt.
    Unter ihm vor dem Haus hielt eine große Kutsche. Es handelte sich um die Art von Fortbewegungsmittel, die beeindrucken sollte. Nicht mehr als ein paar hundert Familien, die solche Kutschen besaßen, blieben den Winter über in London. Davor schnaubten und stampften zwei hübsche, farblich aufeinander abgestimmte Pferde, geführt von einem livrierten Kutscher.
    Jonathan öffnete das Fenster, um besser sehen zu können. Der Diener klappte den Ausstiegstritt nach unten. Ein blonder Bursche stieg aus und setzte sich seinen Hut auf. Bevor die Krempe die Sicht verwehrte, erkannte Jonathan das Gesicht.
    Es war Anthony Dargent, der Celia einen Besuch abstattete.

9
    Schnell nahm Celia ihre Schürze ab und glättete ihre Haare. Dann drapierte sie sich auf dem Kanapee im vorderen Salon. Marian betrat das Zimmer mit der Karte. Celia bemerkte, dass in ihrem Blick eine Mischung aus Besorgnis und Neugier lag.
    »Bring ihn herein, Marian. Er ist ein alter Freund.«
    Während Marian tat, was ihr aufgetragen worden war, musterte Celia nervös ihre Umgebung. Die Polster wirkten im heutigen Licht recht verblichen. Das hatte sie zuvor nicht bemerkt. Die Möbel in diesem Haus waren allgemein eher schlicht, verglichen mit denen in dem anderen, das Alessandra gehört hatte.
    Sie vernahm Schritte. Mit jedem weiteren schlug ihr Herz schneller. Fünf Jahre war es nun her. Ein kleiner Teil ihres Lebens war vorbeigegangen, seit sie an jenem Tag mit gebrochenem Herzen und desillusioniert aus dem Salon geflohen war.
    Plötzlich stand Anthony auf der Schwelle. Bei seinem Anblick beruhigten sich ihre Nerven ein wenig. Er hatte die jugendliche Frische von damals verloren. Doch die fünf Jahre hatten ihn höchst schmeichelhaft reifen lassen, und er war nun sogar noch hübscher. Selbst sein Haar hatte mitgespielt und war zu einem Ton nachgedunkelt, der weniger strohblond als golden wirkte.
    Es war ihr sicherlich nachzusehen, dass sie sich gewünscht hätte, er wäre schlechter gealtert. Sie hätte es bevorzugt, wenn sein Gesicht schlaff geworden wäre und er nicht immer noch so regelmäßige und scharf geschnittene Züge besessen hätte.
    Er verbeugte sich. Sein Benehmen war stets tadellos gewesen, sowohl im Umgang mit ihrer Mutter als auch mit ihr.
    Dann ging er plötzlich vorwärts, bis er direkt vor ihr stand und sie so ernst ansah, dass sie Angst bekam.
    »Celia.« Er sagte ihren Namen, als ob er ein Wort ausspräche, das er viel zu lange hatte für sich behalten müssen. Unvermittelt nahm er ihre Hand in seine beiden und küsste sie.
    Sie entzog sich seinem Griff so sanft sie konnte. »Anthony. Was für eine angenehme Überraschung, Sie zu sehen. Möchten Sie sich nicht setzen?«
    Er schien zu überlegen, sich neben sie zu setzen. Sie erkannte das und deutete auf einen in der Nähe stehenden Sessel. Er folgte ihrer Anweisung und nahm Platz.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte sie.
    »Ich nahm an, dass Sie in die Stadt kommen würden, um den Nachlass Ihrer Mutter zu regeln, also habe ich Mappleton nach Ihnen befragt. Stellen Sie sich mein Erstaunen vor, als er mir sagte, dass Sie sich hier niedergelassen hätten.« Er sah sich um und war sichtbar unbeeindruckt. »Wo haben Sie gesteckt? Ich habe immer wieder Ihre Mutter nach Ihnen befragt, aber sie sagte mir nur, dass Sie nicht mehr im Lande wären. Sie hat mir nie erklärt, ob sie das wörtlich meinte oder ob es nur bedeutete, dass Sie sich nicht mehr in London aufhielten.«
    »Ich war nicht weit weg und habe die Stadt in den letzten Jahren auch regelmäßig besucht. Und Sie, Anthony? Haben Sie viel Zeit in London verbracht?«
    »Meine Pflichten zwingen mich zu ausgedehnten Aufenthalten auf dem Land. Ich habe das Anwesen dort übernommen.«
    »Und geheiratet haben Sie auch. Ich habe die Bekanntmachung gelesen. Meine besten Wünsche für eine sicherlich wunderbare Verbindung.«
    Er machte ein langes Gesicht. Anthony war nie besonders gut darin gewesen, seine Gedanken und Emotionen zu verbergen. Darum war sie ja so überzeugt davon gewesen, dass er sie liebte. Was hätte denn diese ganze schmerzerfüllte innige Sehnsucht sonst bedeuten können?
    Er errötete, wodurch ein wenig seiner alten Jungenhaftigkeit zurückkehrte. »Es ist eine hervorragende Verbindung, aus all den üblichen Gründen. Jedoch …« Das Rot seiner

Weitere Kostenlose Bücher