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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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widmen.
    Aber sie gab zu, dass es nicht nur der Zeitmangel gewesen war, der sie aufgehalten hatte. Sie sehnte sich danach, endlich zu erfahren, was sich in diesem Raum befand, fürchtete aber auch die mögliche Enttäuschung. Vielleicht erfuhr sie wie erhofft die Wahrheit über ihren Vater, vielleicht aber auch gar nichts. Den Gedanken an Letzteres konnte sie kaum ertragen, besonders da sie keine andere Idee hatte, wie sie seinen Namen erfahren sollte, wenn sie der Nachlass ihrer Mutter nicht weiterbrachte.
    In der Kammer lag der für unbenutzte Dachböden so typische trocken-staubige Geruch. Die Winterkälte, die durch Fenster und Dach drang, tat nichts, um diese stickige Atmosphäre aufzulockern.
    Sie ließ die Tür einen Spaltbreit offen, um ein wenig frische Luft hineinzubringen, dann betrachtete sie die in der Kammer gelagerten Gegenstände. Dort stand viel mehr als erwartet, nicht nur die Truhe, die sie bei ihrem letzten Besuch erspäht hatte.
    Auf dem Boden lag ein zusammengerollter Teppich. Sie zog an dessen Rand, bis sie das Muster erkannte. Es war ein Aubusson, der früher Alessandras Zimmer in der Orchard Street geschmückt hatte. Ihre Mutter war sehr stolz darauf gewesen.
    Hinter dem Teppich lehnten zwei große gerahmte Aquarelle an der Wand. Auch sie hatten einst in dem anderen Haus gehangen. Es waren Geschenke von Liebhabern gewesen. Es handelte sich um vage Skizzen französischer Künstler, die am Ende des letzten Jahrhunderts populär gewesen waren. Eines zeigte ein nacktes Modell, das einer jungen Alessandra sehr ähnlich sah.
    Sie trat um ein paar Stühle und Blumensäulen herum, sodass sie einen Blick in die größte der drei Truhen werfen konnte, die in den kleinen Raum gestopft worden waren. Sie hob den Deckel und erstarrte. Auf einem Kleiderstapel lag ein herrlicher Pelzmantel. Eine kurze Prüfung ergab, dass diese Truhe eine weitaus kostbarere Garderobe enthielt als die, die im anderen Haus gefunden worden war.
    Sie machte sich an die nächste Truhe. Darin befanden sich weitere Kleider, die aber weniger prachtvoll waren. Mit ihnen waren kleine, dekorative Gegenstände aus Porzellan und Glas sowie andere persönliche Habseligkeiten ausgepolstert, die für ihre Besitzerin vielleicht einen sentimentalen Wert gehabt hatten.
    Die dritte Truhe überraschte sie am meisten. Sie starrte auf den Inhalt, während sich Nostalgie mit Erschütterung mischte.
    Dies waren ihre eigenen Sachen. Ordentlich gefaltet lag darin ihre Garderobe, die in jenem Jahr so sorgfältig ausgesucht worden war, um sie im Park und bei den Nachmittagssalons zu tragen. Als sie die Kleidung durchging, fand sie auch Kleider und Mäntel, die sie niemals angehabt hatte. Es handelte sich um die Sachen, die für das Debüt einer jungen Frau in einer sehr speziellen Gesellschaft maßgeschneidert worden waren.
    Der Inhalt der Truhe rief Erinnerungen daran wach, wie sie Modezeichnungen studiert und Stoffe beim Schneider ausgesucht hatte. Sie zog das Abendkleid heraus, welches sie am liebsten getragen hatte. Bei der letzten Anprobe hatte sie sich vorgestellt, darin eine Gesellschaft als Anthonys Frau zu geben. In ihrer Erinnerung waren alle Gesichter um sie herum bis auf seines verschwommen.
    Ein Geräusch riss sie aus ihrer Tagträumerei. Sie sah zur Tür und erblickte Mr Albrighton, dessen Hand immer noch auf der Klinke lag.
    Er betrat die Kammer, und sein Blick nahm schnell ihren Inhalt auf. »Das ist also der Lagerraum. Ich habe gedacht, dass Sie ihn vielleicht ebenfalls vermieten oder für die Angestellten nutzen wollen.«
    Sie faltete ihr Kleid wieder zusammen und glättete den Satin mit ihren Fingerspitzen. »Es war höchste Zeit nachzusehen, was sich hinter dieser Tür verbirgt. Als ich einmal kurz hineingeschaut habe, konnte ich ein, zwei Truhen erkennen. Das hier hätte ich niemals erwartet.« Sie deutete auf die Seite des Zimmers, die am weitesten von der Tür entfernt lag und die sie gar nicht hatte sehen können, als sie ihren Kopf damals flüchtig durch die Tür gesteckt hatte.
    Er stand neben ihr und blickte auf den Satinstoff in ihren Fingern.
    »Das sind meine Sachen«, sagte sie, auch wenn sie das nicht erklären musste. »Als sie nicht im anderen Haus waren, dachte ich, dass Alessandra sie verkauft oder weggegeben hätte.«
    »Das ist eine ungewöhnliche Farbe. Ein sehr helles Beige.«
    Die Beschreibung war sehr zutreffend und besser, als sie es hätte formulieren können. »Das war eines der sittsameren Kleider für die

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